CAMLOG-Workshop

Sofortimplantation und -versorgung auf dem Prüfstand

Noch bevorzugen Zahnärzte die klassische Spät- und Frühimplantation. Doch das wird sich ändern, zeigte sich Prof. Dr. Dr. Dr. Robert Sader auf dem CAMLOG Workshop in Hamburg überzeugt. Er machte sich stark für ein „Kochrezept“ für die Sofortimplantation und -versorgung und lieferte zusammen mit seinem Expertenteam von der Universität Frankfurt – Prof. Dr. Frank Schwarz (Chirurgie), Dr. Georgia Trimpou (Prothetik) und Prof. Dr. Dr. Dr. Shahram Ghanaati (Biologie) – eine erste Vorlage.


Sofortimplantation Standard

© Goritza – shutterstock


„Das Thema Sofortimplantation ist hochaktuell und gewinnt immer mehr an Bedeutung“, betonte Sader. Die Gesellschaft verändere sich. „Nicht nur die Jugend, auch ältere Patienten haben heute deutlich höhere Anforderungen in Sachen Behandlungskomfort und -geschwindigkeit.“ Ein Blick in die Literatur zeige jedoch: Die Zahl der Arbeiten zum Thema steige zwar, wissenschaftliche Studien seien aber nach wie vor rar. Es brauche nun ein „Kochrezept“ für die Sofortimplantation und -versorgung.

Wir brauchen ein Kochrezept für die Sofortimplantation. <span class="su-quote-cite">Prof. Robert Sader</span>

Leitlinie zur Sofortimplantation in Arbeit

Weil auch immer mehr Hersteller in Deutschland Implantate anbieten, die ausdrücklich für die Indikation Sofortimplantation konzipiert wurden, hat die Deutsche Gesellschaft für Implantologie (DGI) das Thema nun aufgegriffen und wird es im Rahmen der Leitlinienarbeit angehen, kündigte Kongresspräsident Schwarz an. Er gehe davon aus, dass sich in absehbarer Zeit immer mehr Zahnärzte für die Sofortimplantation entscheiden.

4 Konzepte für die Sofortimplantation

Wenn eine Zahnentfernung planbar sei, böten sich laut Schwarz folgende Implantationskonzepte an:

  • Typ 1: Insertion unmittelbar nach der Zahnextraktion
  • TYP 2: Implantation nach der Weichgewebsheilungsphase, etwa vier bis acht Wochen nach Extraktion
  • Typ 3: Verzögerte Implantation
  • Typ 4: Spätimplantation

Am liebsten bewege man sich natürlich in seiner „Komfortzone“, sagte Schwarz. „Meine Komfortzone war sehr lange die Typ-3-Implantation, das war in Düsseldorf Standard.“ Doch genau der Standard werde derzeit hinterfragt. Schwarz hat seine Komfortzone verlassen und macht heute viele Sofortimplantationen. Darauf habe man sich in Frankfurt fokussiert. Das Wichtigste dabei: die strikte Fallselektierung. Eine intakte Extraktionsalveole sowie eine ausreichende Primärstabilität und eine prothetisch günstige Implantatposition seien ein Muss. Bei 50 Prozent Knochenverlust der Alveole rät er definitiv von der Sofortimplantation ab.

Meine Komfortzone war sehr lange die Typ-3-Implantation. <span class="su-quote-cite">Prof. Frank Schwarz</span>

Sofortimplantation bei Einzelzahnlücken

Geht es um die Versorgung von Einzelzahnlücken, sollte sich der Behandler darüber im Klaren sein, dass bei der Sofortimplantation ein zusätzliches Risiko des frühen Implantatverlusts besteht. War die Extraktionsalveole nicht intakt, kommt es zudem zu höheren Sondierungstiefen und geringer roter Ästhetik. Als einen der häufigsten Fehler, der noch vor wenigen Jahren gemacht wurde, nannte Schwarz die Orientierung der Implantatposition an der Extraktionsalveole. „Das führt immer zu einer zu weit nach vestibulär abweichenden Implantatposition.“ Die prächirurgische Planung und eine schablonengeführte Insertion helfen bei der korrekten Positionierung. Allerdings fehle es dazu noch an Evidenz.

Apikal konischer Implantatkörper

Entscheidend für den Behandlungserfolg ist das richtige Implantatdesign. Und das hat beispielsweise die PROGRESSIVE- LINE von CAMLOG, wie Schwarz hervorhob. „Der Implantatkörper verjüngt sich nach apikal und lässt sich daher in der Extraktionsalveole besser positionieren.“ PROGRESSIVE-LINE verfügt zudem über ein koronales Verankerungsgewinde für zusätzlichen Halt bei begrenzter Knochenhöhe. Das führt zu größerer initialer Stabilität zum Beispiel beim Sinuslift. In Frankfurt läuft derzeit eine PROGRESSIVE-LINE Studie. Untersucht werden die Stabilität und die klinische Performance von sofort implantierten Implantaten.

Sofortversorgung mit Zahnersatz

Dem Thema Sofortversorgung widmete sich Dr. Georgia Trimpou. 2008 habe man in Frankfurt mit klinischen Studien dazu begonnen. Ohne ausreichende Primärstabilität sei eine Sofortversorgung kontraindiziert, stellte sie klar. Zudem gelte es stets, das sofort versorgte Implantat außer Okklusion zu stellen. Wann immer möglich, favorisiert Trimpou das One-Abutment-One-Time-Konzept und den digitalen Workflow. Das sei nicht nur weichgewebsschonend, sondern auch das angenehmste Protokoll für den Patienten.

Biologisierung

Wie das Implantat noch schneller, noch sicherer und noch stabiler einheilt, brachte Prof. Dr. Sharam Ghanaati auf den Punkt. Er zeigte, dass sich die biologische Regenerationen von Reparaturvorgängen mit PRF oder L-PRF anschieben lässt, damit zum Beispiel Implantate schneller osseointegrieren. Es dürfe aber keinen Krieg der Systeme geben, warnte er. Beide Protokolle – PRF und L-PRF – führten zum Ziel. Sein größter Wunsch ist es, dass sich ein standardisiertes Protokoll etabliert. Mit Blick auf Knochenersatzmaterialien erklärte er, dass das Gros der Materialien Fremdkörperreaktionen hervorrufe.


Die Experten

Robert Sader Sofortimplantation

Prof. Dr. Dr. Dr. Robert Sader

Frank Schwarz

Prof. Dr. Frank Schwarz (Chrirurgie)

Georgia Trimpou

Dr. Georgia Trimpou (Prothetik)

Shahram Ghanaathi

Prof. Dr. Dr. Dr. Shahram Ghanaati (Biologie)

Alle Bilder: © Barfuß