Implantologie

Fehlpositionen von Implantaten vermeiden

Wie lassen sich Fehlpositionen von Implantaten vermeiden, wie korrigieren? Was ist vertretbar? Um diese Fragen drehte sich das 9. Experten-Symposium des BDIZ EDI unter wissenschaftlicher Leitung des Vizepräsidenten Prof. Dr. Dr. Joachim Zöller. Der Diskussionsbedarf war enorm.



Dass nicht alles, was machbar ist, auch sinnvoll ist, zeigte Dr. Dr. Martin Bonsmann, Düsseldorf, anhand eines 2012 publizierten Falls aus Mexiko. Besonders spektakulär: Ein Behandler hatte im zahnlosen Kiefer jede leere Alveole mit einem Implantat „versorgt“ – insgesamt 44 Implantate für 28 Zähne In solchen Fällen sei natürlich nicht mehr viel zu retten, sagte Bonsmann und appellierte, „nicht mit aller Gewalt festsitzend zu versorgen“.

Univ.-Prof. Dr. Dr. Max Peter Heiland vom Klinikum Hamburg-Eppendorf rückte die nicht mehr vertretbare Fehlpositionierung in den Fokus. Er ging vor allem auf den interimplantären Abstand ein, der Einfluss auf die Höhe des Kieferknochens zwischen den Implantaten und damit auch auf die Pupille habe. Heiland berief sich auf die dünne Datenlage auch der Studie von Tarnow et al. mit 36 Patienten aus dem Jahr 2000. Seither habe sich in den Köpfen festgesetzt, dass die Distanz zwischen den Implantaten mindestens 3 mm betragen müsse, um einen lateralen Knochenabbau zu vermeiden. Anhand der Auswertung der Bildgebung von Panoramaschichtaufnahmen (PSA) zeigte Heiland auf, wie unsicher die metrische Auswertung solcher Aufnahmen ist. „Der Mensch ist nicht geometrisch plan konstruiert“, so seine Erklärung. Aus diesem Grund könne bei der Messung von Schichtaufnahmen eine ausreichende Präzision und Zuverlässigkeit nicht vorausgesetzt werden. Das aus dem DVT rekonstruierte Panoramabild ist deutlich besser als die konventionelle PSA hinsichtlich Verzerrung, resümierte er.

Die orovestibuläre Positionierung war das Thema von Dr. Claudio Cacaci, München). Für die korrekte Positionierung von dentalen Implantaten im Frontzahnbereich stehe nur ein enger Korridor zur Verfügung, der ein voraussagbar gutes ästhetisches Ergebnis bringen könne. Allein die Fehlpositionierung durch Missachtung der bestehenden Regeln führe schnell zu unansehnlichen Ergebnissen und somit zum Misserfolg, der oft nicht mehr korrigierbar sei. Cacaci beleuchtete in seinem Vortrag die bestehenden Regeln und diskutierte Hilfsmittel, die eine Fehlpositionierung in diesem Bereich vermeiden helfen.

Wie viele Implantate in der Front?

Die schwierige Frage nach der Anzahl der Implantate im Frontzahnbereich suchte Dr. Karl-Ludwig Ackermann, Filderstadt, zu beantworten. Soweit recherchierbar, gebe es wenig evidenzbasierte Daten zu der Implantatzahl in unterschied‧lichen Indikationen. Aufgrund seiner fast 40-jährigen implantologischen Tätigkeit in eigener Praxis gab Ackermann dennoch Empfehlungen zur Implantatzahl und -verteilung in der ästhetischen Zone des Ober- und Unterkiefers: Je anspruchsvoller der Therapieansatz sei – als Beispiele nannte er die hohe Lachlinie, anatomisch unveränderte Basis nach Zahnverlust, junger Patient –, desto eher sei eine Zahn-für-Zahn-Versorgung mit Imitation der natürlichen Dentition angesagt. Je weiter sich der Individualbehandlungsfall von den vorgenannten Maximen entferne, desto mehr werde man versuchen, mit reduziertem Aufwand ein primär funktionales und erst in zweiter Linie ästhetisches Ergebnis zu erzielen.

 Empfohlene Behandlungsmodalitäten sollten sich laut Ackermann grundsätzlich zuerst am Atrophiegrad des Alveolarbogens, am Zungenfunktionsraum, an den Wünschen des Patienten und an den medizinischen Möglichkeiten orientieren.

Priv.-Doz. Dr. Arndt Happe, Münster, nannte als Therapiemöglichkeiten bei fehlpositionierten Implantaten, die prothetische Lösung (rosa Keramik/Komposit), die Rezes‧sionsdeckung mit Bindegewebe und die Möglichkeit der Explantation, Augmentation und Reimplantation.

Platform Switching

PD Dr. Dietmar Weng, Starnberg, behandelte die Frage nach der idealen Position der Implantat-Aufbau-Verbindung zum Implantat. Aus zahnärztlicher Sicht stelle sich die Frage, ob Platform Switching effektiv zum periimplantären Gewebeerhalt beitrage. Anhand von wissenschaftlichen Daten zeigte Weng, dass eine isolierte Betrachtung der Durchmesserdiskrepanz zwischen Implantat und Abutment wenig sinnvoll sei und dass bei hoher Mikrospaltaktivität der Knochen den „Sicherheitsabstand“ vom mikrobiellen Fokus unabhängig vom Platform Switching halte.

Mobile Mukosa am Implantat vermeiden

Der vertikalen Implantatposition in Abhängigkeit zum Implantatdesign widmete sich Prof. Dr. Dr. Wilfried Wagner, Mainz. Er bezog die Ziele des Functional Soft Tissue Concept (FSTC) in seine Betrachtungen ein. Danach gelte es unter anderem, eine mobile Mukosa am Implantat zu vermeiden und die funktionell orientierte Faserstruktur der keratinisierten Mukosa oder Gingiva zu erhalten oder zu rekonstruieren.

 Als klinische Anforderung (z. B. Ästhetik, Kronenhöhe) an den bidirektionalen Einfluss von vertikaler Implantatposition und Implantatdesign nannte er die vertikalen Positionen von Knochenniveau und Weichgewebsniveau und daraus resultierend die richtige Wahl des Implantatdesigns. Beim Implantatdesign (z. B. Bone-level/Tissue-level Concept) sei die Knochen-Weichgewebe-Relation entscheidend für die optimale Position und die Implantatauswahl.