ConnectDental

Digital gewinnt an Fahrt

Schon 2013 erkannte Henry Schein, dass nicht nur die Umstellung auf den digitalen Abdruck genügt, sondern es eine auf die Praxis zugeschnittene Lösung braucht. Seitdem bietet der Fachhändler mit ConnectDental Hilfe, sowohl für Einsteiger als auch für langjährige „Digitals“. Ein Interview mit Uwe Herzog.


Digitalisierung

Bei Henry Schein ging man schon frühzeitig auf die Bedürfnisse der Nutzer ein und entwickelte ConnectDental © vege – stock.adobe.com


Das Interesse an der Umstellung von analog auf digital ist deutlich gewachsen. Kaufen Zahnärzte bereits verstärkt Intraoralscanner?
Herzog: Verstärkt wäre übertrieben, aber der Informationswunsch hat deutlich zugenommen. Wie ist der Stand der Entwicklung? Welche Systeme bieten welchen Behandlungskomfort? Wie sieht es mit dem Behandlungsablauf, der Indika‧tionsvielfalt, der Integration in meine Praxis und dem Datenaustausch mit meinem Laborpartner aus? All das möchten nun immer mehr Zahnärzte im Detail wissen. Das ist ein Entscheidungsprozess, der Zeit braucht und so auch seriöser ist, als ein Schnellkauf ohne Konzept.

Hersteller werben mit der enormen Patientencompliance beim digitalen Abdruck. Ist da was dran?
Herzog: Definitiv! Der Patientenkomfort nimmt natürlich zu und der Einsatz modernster Technik trägt auch zum guten Patientenerlebnis bzw. -gefühl bei.
Doch die Nutzung eines intraoralen Scanners allein löst lediglich den analogen Abformprozess ab. Zum Einstieg in den digitalen Workflow gehört weit mehr: die Datenübertragung, die Datenkompatibilität, die Fertigungsmöglichkeit der gewählten Laborpartner – all das muss neu koordiniert werden.

Ist das denn so schwierig?
Herzog: Digitale Technik in Ablauf und Funktion ist faszinierend, von außen betrachtet die Leichtigkeit des Seins. Es gibt im Volksmund aber auch den Spruch, Digital bedeutet: „Geht oder geht nicht …!“ Auch da ist was dran. Passen z. B. Datenformate oder auch nur Softwarestände der Systeme nicht zusammen, dann gibt es Probleme. Die Zauberworte, um dies zu vermeiden, sind Bestandsaufnahme, Konzepterstellung und gemeinsam geplante Umsetzung. Gemeinsam bedeutet: alle am Workflow beteiligten Partner, Zahnarztpraxis, Dentallabor und Systempartner mit dem entsprechenden Know-how. Das bestätigen uns immer wieder Erlebnisse in unseren Beratungsgesprächen oder Fortbildungsveranstaltungen.

Und schaffen Sie die richtigen Strukturen?
Herzog: Das ist genau der Inhalt und Anspruch unserer ConnectDental-Konzeption. ConnectDental versteht sich als Partner für alle Beteiligten im digitalen Workflow. Wir wählen für unsere Kunden die passende Technik, koordinieren den Ablauf, inklusive Ausbildung und Schulung des Teams. Alles angepasst an die jeweilige Situation vor Ort. Was ist bereits vorhanden? Was wird benötigt, um den optimalen Workflow zu erreichen – das prüfen wir akribisch.

Sie bieten quasi eine individuelle Bestandsaufnahme?
Herzog: Richtig, denn nur das hat Sinn. Neben einer nicht unbedeutenden Investition zieht das Umstellen auf digitales Arbeiten erhebliche Veränderungen des gewohnten Praxis- und auch Laborablaufs nach sich. Ohne Vorbereitung funktioniert das nicht. Und ohne Vorbereitung möchte das inzwischen auch niemand mehr …

… weil dann die Intraoralscanner ungenutzt „in der Ecke“ liegen?
Herzog: Sagen wir es so: Warum sollen Negativerlebnisse oder anfängliche Frustration die ursprünglich richtige Entscheidung, den digitalen Workflow bestreiten zu wollen, überlagern? Das macht keinen Spaß, kostet Zeit und ist wirtschaftlich nicht vertretbar. Probleme nach dem begonnenen Start zu regulieren ist meist auch aufwendiger, als konzeptionell richtig zu starten.
Neben unseren individuellen Beratungen haben wir aus diesem Grund die Fortbildungsreihe „Am besten testen …“ auf den Weg gebracht. Die Veranstaltungen waren 2017 komplett ausgebucht. 2018 startet deshalb die zweite Auflage, „Der Digitale Workflow!“

Was bringt die Fortbildung?
Herzog: Die Veranstaltungsreihe ist für Labore und ihre Kunden, also die Zahnärzte, konzipiert. Im Fokus steht das gesamte Workflowteam. Konkret geht es um die Vorteile des digitalen Workflows, die Möglichkeiten, Konzepte und deren Umsetzung. Es werden den Teilnehmern Anregungen und Hilfestellungen gegeben, um überhaupt ein Verständnis entwickeln zu können, worin die Vorteile dieser modernen Behandlungsabläufe liegen, was schließlich auch zu einer wirtschaftlichen Verbesserung führt. Im Zusammenhang kann man speziell diesen Fakt nicht nur über Abrechnungspositionen darstellen.

Interessieren sich die Zahnärzte unter Ihren Kunden eher für Chairside- oder Outsourcingmodelle?
Herzog: Das Wort Outsourcing gefällt mir in diesem Zusammenhang nicht, da es dem bewährten Modell des Zusammenspiels zwischen Zahnarzt und Labor innerhalb eines Behandlungsablaufes nicht gerecht wird. Beide Partner bringen professionell den entsprechenden Input ein, der zu dem wichtigsten und angestrebten Ergebnis führt, einem zufriedenen Patienten.
Ausgehend vom Interesse an der digitalen Abformung, gibt es nach heutigem Stand der Technik natürlich die Möglichkeit für Zahnärzte, Indikationen wie Inlay, Krone oder individuelle Abutments mithilfe der entsprechenden Konstruktionssoftware und Schleif-/Fräsmaschine in einem Chairsideprozess herzustellen und das auch in einer entsprechend hohen Präzision, Qualität und Ästhetik, was in der Entwicklung von Hard-, Software und entsprechenden Materialien begründet ist.
Das wird sich immer nach dem Prinzip Aufwand/Nutzen entscheiden, wie dann auch im Dentallabor die Frage entsteht, welche Technik mit welchen Möglichkeiten lohnt sich für mich, selbst zu besitzen, und welche Indikationen lasse ich mir über den Datenaustausch mit spezialisierten Fertigungszentren zuarbeiten. Bei komplexen implantatprothetischen Arbeiten macht es für einige das Zusammenarbeiten mit Dienstleistern, zum Beispiel mit unserem Partner DEDICAM, sicherlich einfacher. Schließlich gilt es, bis zu vier Beteiligte unter einen Hut zu bringen: den Zahnarzt, den MKG-Chirurgen, das zahntechnische Labor und ggf. einen Fremdfertigungsservice.

Wer einen Fremdfertigungsservice bucht, braucht offene Systeme …
Herzog: Präziser, wer unabhängig sein möchte, mit welchem Fremdfertigungsservice er arbeiten möchte; aber richtig, wir halten offene Systeme auch für zukunftsweisend, und diese werden auch von unseren Kunden gewünscht. Die Entwicklung der Verknüpfung über Schnittstellen usw. hat da aber auch in den letzten Jahren schon sehr viele Möglichkeiten eröffnet. Auch dazu sind Detailwissen und Know-how gefragt.

Selbst CEREC hat sich inzwischen geöffnet. Bis kurz vor der IDS konnte der Zahnarzt seinen Omnicam-Scan nur über das Sirona-Connect-Portal ans Labor senden. Im Labor brauchte es eine spezielle InLab-Software, um die Daten empfangen zu können, was jetzt auch über den direkten STL-Export möglich ist.
Auch bei implantatprothetischen Arbeiten?
Herzog: Da bedarf es natürlich zusätzlicher Abstimmungen und Maßnahmen, da STL-Files allein nicht alle gewünschten und notwendigen Informationen übertragen können. Technisch ist das jedoch lösbar.

Wirklich offene Systeme gibt es also nicht?
Herzog: Offene Systeme – ein Begriff mit vielen Mythen, Halbwahrheiten oder falschen Vorstellungen. Wem will man es bei der Komplexität auch verdenken. Wichtig ist doch Folgendes: Die Kunden wollen offene Daten, um mit anderen Partnern kommunizieren bzw. kooperieren zu können, und die Kunden wollen Offenheit in der Wahl ihrer verwendbaren Materialien, um flexibel auf neue Möglichkeiten reagieren zu können. Diese Möglichkeiten gibt es am Markt und sie fließen in entsprechende Konzepte ein. Da muss jedoch auch viel Know-how einfließen, um die Prozesse zu justieren, Einstellparameter oder werkstoff- bzw. maschinenabhängige Templates sind dazu einige Stichworte. Natürlich spielt auch die Frage der Weiterentwicklung und Zukunftssicherheit eine Rolle.
Deshalb arbeiten wir mit Herstellern zusammen, die seit Jahren Erfahrung im Dentalbereich haben und durch ihr Entwicklungspotenzial auf dem neuesten Stand der Technik sind. Neben der eigenen Softwareentwicklung achten sie darauf, dass Schnittstellenprobleme entfallen bzw. gelöst werden.

Welche Leistungen umfasst der ConnectDental-Support?
Herzog: Wir haben den Onlinesupport erweitert, um eine schnelle Erreichbarkeit garantieren zu können. Das ist vor allem wichtig, wenn es zu Defekten oder Ausfällen des Systems kommt.
Zudem bieten wir Anwendungshilfe und -beratung über Softwaretools, deren Anwendung oder auch Verarbeitungshinweise speziell bei den verwendeten Materialien. Im Angebot ist auch ein spezieller Installationsservice bei Erscheinen neuer Softwareupdates, neuer Hardware, neuer Werkstoffe und Hilfsmittel. Im Problemfall oder bei Funktionsstörung liefern wir Fehleranalysen. Dafür gibt es eine kostenlose Hotlinenummer. Wenn es wirklich brennt, hilft unsere gebührenpflichtige Fastlanenummer. Für Teamviewereinsätze laufen Gebühren auf, wenn qualifizierte Supportmitarbeiter persönlich in den Prozess eingebunden sind. Für Softwareupdates und Downloadzeiten gilt das aber nicht. Es ist ein sehr faires Modell, das von unseren Kunden auch sehr gut akzeptiert und bewertet wird.

Was sind seit Bestehen von ConnectDental die häufigsten Fragen und Sorgen der Zahnärzte und Zahntechniker beim Umstellen von analog auf digital?
Herzog: Das ist natürlich extrem abhängig vom schon bestehenden Wissens- und Anwendungsstand. Das Interesse der Kunden, die sich schon länger mit dem Thema beschäftigen und auch schon diverse digitale Systeme im Einsatz haben, besteht meist darin, mit ihrer Technik aktuell zu sein, neue Möglichkeiten nutzen zu können und ihre Einzellösungen auch in einen Gesamtworkflow besser einbinden zu können.
Dabei spielen Themen wie Datenaustausch, Filemanagement, Implementieren von neuen Soft- oder Hardwaremodulen bzw. neue Fertigungstechniken und Materialien eine Rolle. Unsere ConnectDental-Spezialisten helfen mit ihrem Know-how in Sachen Beratung, Information, Schulung und Support.

Womit haben Newcomer Probleme?
Herzog: Vor allem damit, aus dem heute immensen Angebotsspektrum das passende System zu finden, verbunden natürlich mit Fragen der Anwendung, Investition und Wirtschaftlichkeit, Zukunftssicherheit usw. Entsprechend sind Beratung, Konzepterstellung, Schulung und Support die am häufigsten gebuchten ConnectDental-Leistungen.

Kann ConnectDental den Zahnarzt oder Zahntechniker auch vor Fehlinvestitionen schützen?
Herzog: Wenn wir mit diesem Zahnarzt oder Zahntechniker vor der Investition im Kontakt sind – ja. Wir sorgen dafür, dass Kompatibilitätsprobleme rechtzeitig aufgespürt und die Systeme den Praxisabläufen angepasst werden. Ein wichtiger Bestandteil unseres kompletten Portfolios an Systemen, Materialien und Zubehör ist daher die Tatsache, dass diese alle von uns und unseren Partnern auf Funktionsfähigkeit, Kompatibilität und Zukunftssicherheit getestet sind. Ein ganz wichtiger Aspekt dabei ist dann auch das Thema Support- und Ersatzteilmanagement, speziell für unseren Markt.

Ergänzt der ConnectDental-Support die von den Herstellern angebotene Hilfe (Hotline) oder wird er zusätzlich geordert?
Herzog: Für alle Produkte aus der von uns angebotenen Palette leisten wir auch den sogenannten First-Level-Support.

Das heißt?
Herzog: Das heißt, wir sind neben der Einweisung und Schulung durch unsere ConnectDental-Spezialisten auch im Supportfall die ersten Ansprechpartner unserer Kunden. Der Kunde hat dadurch für ein komplexes Gebiet einen direkten Ansprechpartner. In speziellen Fällen können wir auf den Herstellersupport zurückgreifen. Aufgrund schneller Erreichbarkeit und Flexibilität wenden sich unsere Kunden daher meistens direkt an unsere ConnectDental-Onlinesupporthotline, bundesweite ConnectDental-Spezialisten und Field Supporter stehen darüber hinaus zur Beratung zur Verfügung.

Seit Herbst 2015 stellt Henry Schein die neue deutschsprachige eLearning-Plattform „ConnectDental Campus“ bereit, mit On-Demand- und Live-Webinaren und Tutorialvideos zum digitalen Workflow. Was kostet das Angebot und wie wird es genutzt?
Herzog: Interessierte registrieren sich einfach im entsprechenden Portal und können auf alle Live-Webinare oder bereits durchgeführte Webinare zugreifen. Dieser Service mit fachlich tollen Themen wird sehr gern genutzt.

Kann der „Campus“ Präsenzseminare ersetzen?
Herzog: Nein, die Tiefgründigkeit, flexibles Arbeiten, direktes Erleben mit Anfassen und Hands-on können natürlich nicht ersetzt werden, jedoch bekommt man einen sehr guten Überblick über Struktur, Tipps und Tricks von den jeweiligen Referenten und muss sich nicht selbst alles erarbeiten. Der Hauptvorteil ist natürlich die Möglichkeit, diese Angebote unabhängig von Terminen und bei freier Zeiteinteilung zu nutzen oder auch später nochmals nachzuschlagen.

Ausblick: Wie wird sich ConnectDental weiterentwickeln?
Herzog: Die Konzeption ist sehr erfolgreich, und eine Weiterentwicklung wird sich natürlich über die Änderungen und Inhalte bzgl. neuer Produkte und Anwendungsmöglichkeiten definieren. Da sind wir stets am Ball und mit Hilfe unserer Partner immer auf dem aktuellen Stand. Entsprechend vorher genannter Prämissen werden wir auch unser Angebotssortiment stets überprüfen und anpassen. Erfolgreich wird das aber alles nur durch das eigene Know-how, das uns in die Lage versetzt, in Beratung, Realisierung von Projekten, Schulung und Support ein sehr guter Partner für unsere Kunden in Zahnarztpraxen und Dentallaboren zu sein. Dafür sind wir mit unserer Spezialistenmannschaft, dem Supportteam und unseren Schulungskonzepten bestens aufgestellt und legen auch besonderen Wert auf ständige Weiterentwicklung.

Uwe Herzog

Uwe Herzog © Herzog

Dipl.-Ing. Uwe Herzog studierte Gerätetechnik an der FSU Jena und ist verantwortlicher Produktmanager für ConnectDental Deutschland. connectdental@henryschein.de