CAD/CAM

CEREC-System: Multitalent-Keramik

Ein Material, zwei Optionen: Auf der Internationalen Dental-Schau des vergangenen Jahres wurde als eine Werkstoffinnovation zirkonoxidverstärktes Lithiumsilikat (ZLS) vorgestellt. Als CELTRA Duo ist es für die Chairside-Verarbeitung verfügbar.



In unserer Praxis hat sich die Fertigung von direkten CAD/CAM-Restaurationen mit dem CEREC-System aus keramischen Werkstoffen über viele Jahre bewährt. Zu den Indikationen zählen unter anderem die Chairside-Versorgung von Zähnen mit Inlays, Teilkronen und Kronen, aber auch ästhetische Zahnstellungskorrekturen mithilfe von Veneers. Die Patienten schätzen vor allem den Komfort und die Schnelligkeit. Der Zahnersatz wird innerhalb eines Tages fertig eingesetzt. Provisorische Konstruktionen und die ungeliebte Abformung mit Elastomeren sind kein Thema mehr. Die digitale Arbeit dominiert – vom Intraoralscan über die Modellation am Bildschirm bis zur W-LAN-gebundenen Übergabe an die Schleifeinheit im Praxislabor..

Vor der ersten eigenen Restauration mit zirkonoxidverstärktem Lithiumsilikat steht eine eingehende Beschäftigung mit den wesentlichen Werkstoffparametern. ZLS enthält neben Lithiumoxid und Siliziumdioxid etwa zehn Prozent Zirkoniumdioxid (ZrO2). Dieses liegt hochdispers gelöst in der Glasphase der neuartigen Keramik vor. Dadurch wird eine Auskristallisation des Zirkoniumdioxids vermieden – ein Plus an natürlicher Transluzenz und Opaleszenz und damit an Ästhetik für diese neue Materialklasse.

Mit CELTRA Duo steht die neuartige, hochfeste Glaskeramik aus zirkonoxidverstärktem Lithiumsilikat als CAD/CAM-Block für die Chairside-Anwendung in CEREC-Geräten von Sirona zur Verfügung.

Je nach klinischer Anforderung wählt man als Zahnarzt eine von zwei Optionen: Entweder man geht auf Tempo, verzichtet auf einen Brand und kommt dennoch auf nahezu die doppelte Festigkeit einer konventionellen Glaskeramik; oder man nimmt einen kurzen, festigkeitserhöhenden Glasurbrand vor.

Ich möchte ein Fallbeispiel aus unserer Praxis vorstellen. Es geht um einen Patienten mit einem insuffizienten Goldinlay an Zahn 16. Aufgrund unterminierender Karies war ein Austausch angezeigt. Nach eingehender Beratung entschied sich der Patient aus den vorstehend bereits genannten typischen Gründen (Schnelligkeit und Ästhetik) für eine chairside hergestellte keramische Restauration.

Dazu wurden zunächst das alte Inlay entfernt und die Kavität präpariert. Als Vorbereitung für eine digitale Abformung wurde die Gingiva mit einem Retraktionsfaden zurückgedrängt. Anschließend erfolgte das Aufsprühen von Scan-Spray (CEREC Optispray, Sirona). Nun wurde die digitale Abformung mit einem Intraoralscanner vorgenommen (Bluecam, Sirona).

Aufgrund des so erhaltenen Datensatzes wurde das Inlay am Bildschirm modelliert und die entsprechende Form an eine Schleifmaschine (CEREC MC XL) übermittelt. Diese schliff die Restauration aus einem der Zahnfarbe entsprechenden Block von zirkonoxidverstärktem Lithiumsilikat (CELTRA Duo, Dentsply DeTrey) heraus.

Bei der Eingliederung des fertigen Inlays wurde auf ein zertifiziertes System (CELTRA Cementation System, Dentsply DeTrey, Konstanz) zurückgegriffen. Im Einzelnen erfolgte zunächst eine selektive Schmelzätzung, anschließend gelangte ein Etch-&-Rinse-Adhäsiv (XP BOND, Dentsply DeTrey, Konstanz) zur Anwendung. Der zugehörige Aktivator („Self Cure Activator“) sorgte dabei für die gewünschte Selbsthärtung. Kombiniert mit einem systemeigenen Kompositzement (Calibra Dentsply DeTrey, Konstanz) entstand eine dualhärtende Schicht von Befestigungsmaterial. Dieses wurde lichtgehärtet. Das Inlay wurde zur Schaffung einer optimalen Klebefläche vor dem Einsetzen silanisiert, wobei das verwendete Silan ebenfalls Teil des zertifizierten Befestigungssystems ist. Abschließend wurde die Restauration lediglich noch im Mund poliert

Diskussion

Die Behandlung erfolgte an einem einzigen Tag, und das Ergebnis sagte dem Patienten zu. Dank des Chamäleoneffekts fügte sich das Inlay farblich gut in die bestehende Zahnreihe ein. Der Patient würde im Fall eines notwendigen Austauschs des kleineren Inlays an Zahn 15 gern wieder auf das zirkonoxidverstärkte Lithiumsilikat zurückkommen.

Für die Praxis bedeutet das hier geschilderte Vorgehen einen komplett digitalen Workflow. Das klingt nicht nur modern, sondern geht auch schnell von der Hand. Einen Tick beschleunigen ließe sich der Prozess, wenn man bei Einsatz der Omnicam (Sirona) auf Scan-Spray bzw. -Puder bei der Abformung verzichtete. Nach Einschätzung des Autors erzielt man bei Verwendung des Sprays für intraorale Scans aber nach wie vor eine höhere Präzision bzw. Passung der Restauration.

Das verwendete Material überzeugt mit seiner glaskeramischen Ästhetik und mit seiner leichten Polierbarkeit. Zudem lässt sich zirkonoxidverstärktes Lithiumsilikat bei Bedarf durch einen einfachen Glasurbrand auf die Festigkeit von im Brennofen kristallisiertem Lithiumdisilikat bringen.

Ökonomisch interessant

Mit zirkonoxidverstärktem Lithiumsilikat lässt sich das gesamte Indikationsspektrum der chairside gefertigten CAD/CAM-Einzelzahnrestaurationen abdecken, für das bisher zwei unterschiedliche Werkstoffe verwendet wurden: Glaskeramik (für Inlayversorgungen mit Oberflächenpolitur) und Lithiumdisilikat (für Teilkronen, Kronen, Veneers nach Kristallisationsbrand). Das vereinfacht die Lagerhaltung und erhöht auch die Erfolgssicherheit, da das nur polierte CELTRA Duo mit einer Biegefestigkeit von 210 MPa deutlich bruchfester ist als Glaskeramik mit ca. 120 MPa. Nach Glanzbrand wird bei CELTRA Duo sogar ein Biegefestigkeitswert von 370 MPa erzielt.

Auf diese Weise wird das Herstellen von Chairside-Restaurationen nochmals wirtschaftlicher und sicherer. Denn der hier verwendete Keramikblock vereint die Vorteile mehrerer klassischer CEREC-Blöcke in einem.

Dentsply reagiert gelassen auf die Ivoclar-CELTRA-Patentklage

Das Liechtensteiner Dentalunternehmen Ivoclar Vivadent hat bei der US-Handelsbehörde ITC (International Trade Commission) eine Klage gegen Dentsply International und die ihr angeschlossenen Unternehmen eingebracht. Mit der Klage möchte das Unternehmen erreichen, dass der Import der Dentsply CELTRA-Produkte in die USA verboten und der Vertrieb im lokalen Markt mit sofortiger Wirkung gestoppt wird. Was steckt dahinter? Das DENTAL MAGAZIN fragte Claus-Peter Jesch, Vice President und General Manager der Dentsply DeTrey GmbH.

Jesch: Ivoclar vertritt die Ansicht, dass der neue Werkstoff von CELTRA, zirkonverstärktes Lithiumsilikat, den Patent-Rahmen für e-max in den USA verletze. Dentsply sieht der Patentklage der Ivoclar gelassen entgegen. CELTRA verletzt keines der Ivoclar-Patente in den USA. Die seitens der Ivoclar vorgenommenen Aktionen betreffen ausschließlich den US-Markt. Länder außerhalb der USA sind hiervon in keiner Weise betroffen.

Welche Auswirkungen hat das auf den Vertrieb der CELTRA-Produkte in anderen Ländern, speziell in Deutschland?
Jesch: Überhaupt keine. Wie gesagt, eine Patentverletzung seitens CELTRA gegenüber dem Ivoclar-Produkt besteht nicht. Das Produkt wird weiterhin erfolgreich durch unsere Vertriebsgesellschaften in Europa verkauft.

Was ist das Besondere an CELTRA im Vergleich ähnlichen Werkstoffen?
Jesch: CELTRA zeichnet sich aus durch hohe Biegefestigkeit, außergewöhnliche Ästhetik und leichte Polierbarkeit – auch ohne zusätzlichen Glasurbrand.

 Dr. Dominic Mayer
studierte Zahnmedizin in Dresden und ist seit
2007 niedergelassen in eigener Praxis in Würzburg. Zu seinen Tätigkeitsschwerpunkten zählen unter anderem die Implantologie (zertifiziert DGI) und seit 2011 CEREC-Versorgungen.
Er arbeitet seit 2013 als CEREC-Referent bei der Firma Sirona.
Kontakt: d.mayer@wuerzburgs-zahnarzt.de