Übung macht den Meister

Ästhetische Restaurationen mit Chairside CAD/CAM

Dr. Hsuan Chen ist CEREC-Spezialist und Chefredakteur bei CEREC Digest. Als Referent auf dem World Dental Forum 2019 gab er Einblicke, wie man mithilfe von chairside hergestellten CAD/CAM-Restaurationen ein gutes biomimetisches Ergebnis erzielen kann. Und er erklärte, was bei der Materialwahl zu beachten ist. Im Interview fasst er seine Tipps zusammen.


CAD/CAM Restaurationen Hsuan-Chen

Wie treffe ich die richtige Materialwahl für CAD/CAM? Damit beschäftigte sich Dr. Hsuan Chen in seinem Vortrag auf dem World Dental Forum 2019. © Hoffmann/DÄV


Dr. Chen, können Sie bitte in Kürze zusammenfassen, wie es möglich ist, mit dem Chairside-CAD/CAM-Verfahren ein Lachen biomimetisch nachzuahmen. Was ist die größte Schwierigkeit dabei?

Chen: Bei einer herkömmlichen ästhetischen und biomimetischen Restauration gibt es oft viele Korrekturen. Sie werden zum Beispiel dann nötig, wenn ästhetische Herausforderungen vorliegen. Verfärbte Zahnstümpfe etwa lassen sich mittels mehrerer Schichten von Keramik gut ausgleichen. Aber wenn Sie monolithische Restaurationen mit CAD/CAM anfertigen, weil Sie zum Beispiel unter Zeitdruck stehen, dann wird nicht geschichtet. Dann gibt es nur noch sehr wenig Platz für Fehler, um ein ästhetisches Ergebnis zu erzielen. Ich denke, das ist die größte Herausforderung bei der Chairside-Fertigung.

Viele Zahnärzte scheuen sich, in das Chairside-Verfahren einzusteigen oder damit voranzukommen, weil ihnen ein Wegweiser fehlt, was sie als Nächstes tun sollen. Besonders wenn Probleme auftreten – was früher oder später bei jedem Behandler passiert –, wissen sie nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Was ist die Lösung dafür?

Hsuan Chen World Dental Forum 2019

Dr. Hsuan Chen (links) stand nach seinem Vortrag in der Podiumsdiskussion dem Auditorium Rede und Antwort. © Hoffmann/DÄV

Chen: Übung! Viele Dinge, über die ich in meinem Vortrag auf dem World Dental Forum gesprochen habe, habe ich als einfach und wiederholbar dargestellt. Aber sie sind nur einfach, wenn man sie ausreichend trainiert. Für mich zum Beispiel ist es einfach, Klavier zu spielen, weil ich das Instrument seit über 20 Jahren spiele.

In unseren Kursen und in unserem Trainingscenter versuchen wir die einzelnen Schritte für die Fertigung zu vermitteln. Wenn Sie beginnen, diesen Schritten zu folgen, erreichen Sie gut 70 Prozent des Weges. Doch dann merken Sie, dass in 30 Prozent der Fälle diese Standards nicht funktionieren. Und dann müssen Sie entweder selbst herausfinden, woran es liegt, über die Trial-and-Error-Methode eine Lösung finden, oder bei den Experten um Rat fragen. Also was ist das Geheimnis dahinter? Ich denke, einfach Übung. Und genauso wichtig ist es, sich mental darauf vorzubereiten, dass irgendwann einmal Probleme auftreten werden, und dass das okay ist.

In Ihrem Vortrag haben Sie unter anderem gesagt, dass es nicht die eine Keramik für CAD/CAM gibt. Warum ist das so?

Chen: Wenn Sie einen Zahn mit einer bestimmten Farbe und Transluzenz sehen, würden Sie normalerweise erwarten, dass es möglich ist, die am besten auf ihn abgestimmte Keramik zu finden. Aber was heißt „am besten“? Sprechen Sie über die Optik? Wahrscheinlich gibt es eine Keramik, die am besten aussehen würde. Aber diese Keramik ist möglicherweise schwer zu verarbeiten. Wegen der Struktur der Kristalle lässt sie sich möglicherweise nicht so gut fräsen und es gibt Abplatzungen an den Rändern. Deshalb müssen Sie sich eventuell für ein anderes Material entscheiden, das nicht so schnell chippt, aber vielleicht weniger gut aussieht. Wichtig ist immer die Balance zwischen den verschiedenen Materialeigenschaften. Darum gibt es nicht die eine Keramik. Aber in meinem Vortrag habe ich gezeigt, wie man die Auswahl auf einige Materialien eingrenzen kann, um dann immer eine gute Wahl in der Praxis zu haben.

World Dental Forum
Das World Dental Forum erfreut sich regelmäßig deutscher Beteiligung: Rund um das Event organisiert das deutsche Unternehmen Permadental für Zahnärzte eine attraktive Fortbildungsreise zum Kongress, inklusive Laborbesuch in Shenzhen und Aufenthalt in Hongkong.