Praxisdesign

Eine Kunstgalerie im Wartezimmer

Zahnarzt Dr. Manhart Barthelmie gab seinen Träumen Raum und stellt in einer Praxis Kunstwerke aus seiner privaten Sammlung auf einer Fläche von 160 Quadratmetern aus. Ihm geht es dabei um die Freude an der Kunst und darum, Menschen mit Kunst vertraut zu machen.



Beruf und Leidenschaft miteinander verbinden – für viele Menschen ist das ein großer Traum. Für Zahnarzt Dr. Manhart Barthelmie ist es die Kunst, die Freude an schönen Formen, Kunstwerken und Musik, das, was ihm zeitlebens große Freude bereitet hat. Seit 2016 kann er seine zahnmedizinische Tätigkeit und seine Leidenschaft optimal miteinander verbinden. Denn im vergangenen Jahr wagte der Zahnmediziner noch einmal das Abenteuer Praxisgründung und eröffnete im Duisburger Mercatorhaus eine neue Praxis.
Das Konzept: Zahnarztpraxis meets Kunstgalerie. „Ich habe hier im Mercatorhaus tolle Räume gefunden, in denen ich die Idee von großzügiger Kunst- und Sammlungspräsentation und Praxis verwirklichen kann“, so Dr. Manhart Barthelmie. Hinter dem Praxiskonzept stecke keine Marketingmaßnahme oder der Wunsch, die Kunstwerke zu veräußern. Die Kunstwerke aus der eigenen Sammlung stehen nicht zum Verkauf. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Menschen mit Kunst und guter Form vertraut zu machen, die sonst nicht ins Museum gehen.“

Durch große, deckenhohe Fenster fluten Lichtstrahlen den riesigen Eingangsbereich. Der 160 Quadratmeter große Raum wird multifunktional als Eingangs-, Warte- und Empfangsraum genutzt. Gleichzeitig präsentiert Barthelmie hier seine Kunstwerke. An den weißverputzten Wänden hängen großformatige Fotoaufnahmen, schwarz gerahmte Detailaufnahmen von Bauwerken des berühmten schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier, von dem auch einige der Möbel und Objekte, die in der Praxis zu sehen sind, entworfen wurden. Die Aufnahmen von Le Corbusiers architektonischem Vermächtnis sind von Thomas Florschütz. Der mehrmals preisgekrönte Fotograf zählt zu den bedeutendsten Fotokünstlern seiner Generation.

Stets umgeben von Kunst

Schon früh entdeckte Barthelmie seine Leidenschaft für Kunst und Musik. Bereits als Schüler spielte er mit sehr guter Konzertausbildung auf der Geige in Orchestern und diversen Kammermusikensembles mit und nahm an Wettbewerben teil. Sein Traum: ein Musikstudium. Als daraus nichts wurde, entschied er sich, nach Bonn zu gehen und Zahnmedizin zu studieren. Dort fand er Gleichgesinnte, ging zu Ausstellungen und in Museen, ließ sich von der revoltierenden Bewegung des experimentellen Künstlerkollektivs ZERO mitreißen und begann langsam kleinere Kunstwerke zu kaufen. „Als ich dann mein erstes Geld verdiente, fuhr ich weiter meinen 2CV, dafür kaufte ich mir mehr und mehr Kunst.“ So ging es weiter, seine Sammlung wuchs, die Arbeiten wurden größer und wertvoller. 1977 gründete er dann seine erste Praxis in Xanten. Auch dort umgab er sich gern schon mit der von ihm gesammelten Kunst. „Jedes Jahr hängte ich neue Kunstwerke in meine Praxis, meistens Grafik und Zeichnungen. Das gefiel den Patienten, es ergaben sich muntere Diskussionen.“

Mit den Jahrzehnten wuchs die Sammlung immer weiter. Irgendwann hatte er so viele Bilder gesammelt, dass sein denkmalgeschütztes Stadthaus in Duisburg keinen Platz mehr dafür bot und auch sein Kunstlager überquoll. „Also überlegte ich mir, gute Räume zu suchen und zu mieten, um in drei oder vier Ausstellungen pro Jahr zu bestimmten Themen aus meiner Sammlung Kunst zu zeigen, diese durch passende Leihgaben zu ergänzen oder überhaupt auch einmal Unbekanntes oder junge Künstler vorzustellen.“ Da er in der Kunstszene, in Galerien und Museen gut vernetzt ist, sei diese Idee gar nicht so abwegig gewesen. 2015 verkaufte er die Xantener Praxis an seinen damaligen Partner, arbeitete dort bis 2016 als freier Mitarbeiter. „Während dieser Zeit, ich war 68 Jahre alt geworden, machte ich mir gemeinsam mit meiner Frau Gedanken, was danach käme.“

Zu fit für die Rente

Aus diesen Entwicklungen wurde die Idee geboren, sich noch einmal mit diesem speziellen Praxiskonzept selbstständig zu machen. Denn für den Ruhestand fühlte sich der heute 70-Jährige noch zu fit. 2016 fand Barthelmie im denkmalgeschützten Mercatorhaus von 1912 ideale Räumlichkeiten und Besitzer, die sein Konzept überzeugte. Den Realisierungsprozess seiner Praxis dokumentierte Barthelmie in einem Blog, das er „Raum geben“ (dr-barthelmie.de/raum-geben) nennt. Die Praxis gebe ihm Raum für das, was ihn in seiner beruflichen Praxis bewegt hat und auch in Zukunft weiter bewegen soll: die Kunst und das Praktizieren als Zahnarzt. „Da es mir gut geht, möchte ich meine Fähigkeiten aktiv erhalten, um meine Patienten im besten Sinne ganzheitlich zu behandeln.“ Während seiner gesamten Berufslaufbahn bildete sich Barthelmie weiter, belegte Fortbildungskurse im Bereich der Funktionsdiagnostik, Parodontologie und Implantologie, machte eine ganzheitliche Ausbildung zum Arzt für Naturheilverfahren.

Auch wenn die Räumlichkeiten der Zahnarztpraxis in Duisburg mit ihrem Industrieflair, den hohen Decken und ihrer Weitläufigkeit eher untypisch für eine Zahnarztpraxis sind, empfindet Barthelmie sie als perfekt geeignet. „Die 100 Jahre alten Gussheizkörper funktionieren fantastisch, das Licht und die hohen Räume geben ein herrliches Gefühl, das sagen auch meine Assistentinnen und die Besucher.“ Hallen würde es schon ein wenig, doch auch diesen Aspekt kehrt er wieder in etwas Positives um. „Ich glaube, es wird eine gute Akustik für Musik zu erwarten sein – vielleicht im April.“

Nächste Ausstellung

Noch bis April sind in der aktuellen Ausstellung „Blick auf Le Corbusier“ die Fotografien von Thomas Florschütz aus Berlin zu sehen. Die nächste Ausstellung wird im April eröffnet. Sie hat das Thema „Malerei“, es werden mehrere Künstler mit unterschiedlichen Maltechniken in der abstrakten, konkreten Kunst von 1950 bis heute zu sehen sein. Der Kunstraum kann unabhängig von der Praxis besichtigt werden. Montags, dienstags und donnerstags steht er Besuchern in der Zeit von 14 bis 17 Uhr offen. Das Angebot ist kostenlos. Weitere Informationen erhalten Sie unter dr-barthelmie.de.