Wrigley Prophylaxe Preis 2020

Milch, Joghurt und Gemüse fördern Balance im oralen Biofilm

Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Wrigley Prophylaxe Preis wurde zum 26. Mal und in diesem Jahr aufgrund der Pandemie virtuell verliehen. Die Auszeichnung von wissenschaftlichem Engagement und gesellschaftlichen Projekten zur Verbesserung der Mundgesundheit steht unter der Schirmherr-schaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) und die Stifterin ist die Initiative „Wrigley Oral Healthcare Program“.


Wrigley Prophylaxe Preis 2020 Jury und Gewinner

Die Preisträger: (oben v. l. n. r.) Prof. Dr. Ali Al-Ahmad, Dr. Caroline Sekundo, Prof. Dr. Hüsamettin Günay und Dr. Karen Meyer-Wübbold; Sponsor: (rechts oben) Nina Wenzl, Wrigley Oral Healthcare Program, Mars GmbH; die Jury: (unten v. l. n. r.) Prof. Dr. Thomas Attin, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Prof. Dr. Rainer Haak, Prof. Dr. Christian Hannig, Andreas Herforth, Prof. Dr. Joachim Klimek , Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel © MARS GmbH


Der mit 7000 Euro dotierte erste Platz zum Wrigley Prophylaxe Preis ging an Prof. Ali Al-Ahmad und ein Team aus Wissenschaftlern der Universitäten Freiburg und Zürich sowie des Helmholtz-Zentrums München: Dr. Annette Anderson, Prof. Dr. Markus Jörg Altenburger, PD Dr. Johan Peter Woelber, Prof. Dr. Elmar Hellwig, PD Dr. Lamprini Karygianni und Dr. Michael Rothballer. Die Wissenschaftler untersuchten in einer klinischen Studie, wie bestimmte Nahrungsbestandteile das Wachstum von Bakterien im supragingivalen Biofilm das Kariesrisiko beeinflussen. Als wichtigste kariogene Vertreter galten lange Zeit Streptococcus mutans und Lactobazillen. Forschungen der letzten Jahre zeigen aber, dass auch andere Bakterienspezies in die Kariesentwicklung involviert sind, etwa Non-mutans-Streptokokken oder Veillonellen.

Welche Wechselwirkungen zwischen Ernährung und oralem Biofilm in vivo tatsächlich stattfinden, wurde im lebenden Organismus bislang kaum untersucht. Die Bakterien im Biofilm reagierten eindeutig und nachhaltig auf das unterschiedliche Nahrungsangebot. Besonders interessierte es die Wissenschaftler, wie sich die Ernährung auf das Wachstum oraler Streptokokken auswirkte, vor allem der kariesfördernden Non-mutans-Spezies. Die Daten bestätigen, dass zuckerreiche Ernährung das Wachstum kariogener Bakterien im supragingivalen Biofilm fördert. Milch, Joghurt und faserreiches Gemüse führten hingegen zu einer signifikanten Abnahme dieser Bakterien und auch einem glatteren Zahnschmelz. Die Veränderungen hielten auch an, nachdem die Probanden wieder zu ihrer Ausgangsernährung zurückgekehrt waren. Die Autoren schlussfolgern, dass die supragingivale Biofilm-Zusammensetzung durch Milch, Joghurt und Gemüse positiv beeinflusst werden kann.

Hundertjährige: trotz hoher Kariesprävalenz kaum reduzierte Lebensfreude

In Deutschland gibt es immer mehr Hochbetagte: 2018 waren 14.000 Menschen älter als 100 Jahre. Prognosen zufolge wird sich diese Zahl bis 2038 vervierfachen. Vor diesem Hintergrund befasst sich die Wissenschaft zunehmend mit Fragen der Langlebigkeit, insbesondere mit dem Gesundheitszustand der Hundertjährigen. Zahnmedizinische Aspekte wurden dabei bislang jedoch kaum berücksichtigt. Die mit dem zweiten Platz beim Wrigley Prophylaxe Preis ausgezeichnete und mit 3000 Euro dotierte Pionierarbeit hat dies nun geändert. Dr. Caroline Sekundo und ihre Kolleginnen Prof. Dr. Cornelia Frese und Eva Langowski sowie Prof. Dr. Andreas Zenthöfer vom Universitätsklinikum Heidelberg haben die Mundgesundheit von Hundertjährigen und Hochbetagen erstmals umfassend untersucht. Für ihre klinische Querschnittsstudie besuchten sie 55 Senioren im Alter von 100 Jahren oder älter zu Hause und sammelten Daten zur Mundgesundheit.

Die Ergebnisse wurden mit den Daten jüngerer Senioren (75-100 Jahre) aus der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) verglichen. Trotz hoher Kariesprävalenz und geringer zahnmedizinischer funktioneller Kapazität war die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität erfreulich hoch. Über Einschränkungen klagten die Hundertjährigen vor allem beim Kauen fester Nahrung und der damit verbundenen limitierten Auswahl an Nahrungsmitteln. „Insgesamt zeigt unsere Pilotstudie eine Verschlechterung der Mundgesundheit in sehr hohem Alter, die sich aufgrund der geringen Belastbarkeit zu diesem Zeitpunkt dann kaum noch verbessern lässt“, fasst Dr. Sekundo die Ergebnisse zusammen. „Deshalb sollten Präventivmaßnahmen viel früher ansetzen, um die Mundgesundheit und damit Lebensqualität möglichst lange zu erhalten.“

Senioren: Zahnputzkontrolle mit App und Abakus motiviert

Den mit 2000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“ erhielten Prof. Dr. Hüsamettin Günay und Dr. Karen Meyer-Wübbold von der Medizinischen Hochschule Hannover für ihre Studie „Selbstkontrolle zur Verbesserung der eigenverantwortlichen häuslichen Mundhygiene bei Senioren“. Ziel des Projekts war zu evaluieren, ob sich eine App oder ein Abakus eignet, Senioren dabei zu unterstützen, die Zahnputzsystematik „KIAZZPlus“ umzusetzen und gleichzeitig ihre Mundhygiene selbst zu kontrollieren.

Die zu Beginn der Studie gemessenen Plaque-Index-Werte verbesserten sich durch jede Art der Mundhygiene-Dokumentation deutlich. Als besonders effektiv entpuppten sich die funktionsreiche App und der Abakus. Der Abakus als plastisch-anschauliches Hilfsmittel förderte die Selbstkontrolle, gleichzeitig wurden Motorik und Sensorik beansprucht. „Dies schien die Teilnehmer mehr zu motivieren und zu disziplinieren als die reine Dokumentation per App oder Mundhygieneprotokolle“, stellen die Autoren fest, „wobei unser Pilotprojekt in erster Linie zeigt, dass die Integration einer Selbstkontrolle in ein zahnmedizinisches Präventionskonzept Erfolg versprechend ist – ob nun per App, Protokoll oder Abakus“.


Quelle: Wrigley Dental