Zahnerhaltung

Zahnhalsläsionen im Griff

Die Versorgung von Kavitäten der Klasse V erwies sich im Praxisalltag bislang als eher knifflige Indikation. Ein Patientenfall zeigt, welche Vorteile vorgefertigte Nanohybrid-Komposit-Zahnhalsschalen bieten.



Die Prävalenz von Zahnhalsläsionen in der Bevölkerung ist extrem hoch. Wie Untersuchungen zeigen, haben 61 Prozent der 26- bis 30-Jährigen mindestens einen keilförmigen Defekt. In der Altersgruppe der 46- bis 50-Jährigen sind es bereits 79 Prozent. Hauptsächlich betroffen sind die 4er, 5er und 6er, etwas weniger ausgeprägt auch die 3er. Zu den verbreiteten Läsionen zählen Erosionen, Karies, Abrasion und Kombinationsdefekte im Zusammenhang mit okklusalen Kräften (Abb. 1 bis 3).

In den 70er-Jahren konnten lediglich Läsionen, die ganz von Schmelz umrandet waren, mit zahnfarbenen Materialien versorgt werden. Gemischte, im Schmelz und Dentin gelegene Läsionen wurden rein präventiv angegangen. Seit den 90er-Jahren war es auch möglich, mittels der Dentinhaftung solche Läsionen zu beherrschen. Aber auch hier war ein geringerer Erfolg als bei den klassischen Füllungen zu verzeichnen. Im Wettbewerb um die Verbesserung der Materialqualität warten die heutigen Komposite mit immer höherem Füllgrad auf. Die Folge ist eine schlechtere Benetzung der Zahnoberfläche, d. h., das Anbringen des Füllmaterials ist mit enormen Schwierigkeiten verbunden und führt oft zu einem unbefriedigenden Resultat. Als Ausweichmanöver wurden schließlich fließfähige Materialien verwendet, die wiederum schlechtere physikalische und chemische Eigenschaften aufweisen und zudem in der Handhabung ebenfalls nicht zufriedenstellend sind. Die Folgen daraus sind Füllungen unzureichender Qualität mit kurzer Lebensdauer und schlechten optischen Eigenschaften.

Vorgefertigte Nanohybrid-Komposit-Schalen

In der Evolution der Zahnmedizin ist es nun gelungen, Abhilfe zu schaffen. Seit der Einführung des innovativen Komposit-Veneering-Systems vom Schweizer Dentalspezialisten COLTENE konnten nachteilige Materialeigenschaften, Oberflächenporositäten, Randverfärbungen und Handlingschwierigkeiten erfolgreich eliminiert werden. COMPONEER sind polymerisierte, vorgefertigte Nanohybrid-Komposit-Schmelzschalen, die die Vorteile der direkten Kompositrestauration mit den Vorteilen vorgefertigter Veneers verbinden. Die industrielle Herstellung gewährleistet eine ausgezeichnete Homogenität und Stabilität der Komposit-Schalen. Die äußerst dünnen Schichtstärken ab 0,3 mm ermöglichen eine sehr zahnsubstanzschonende Präparation. Durch die glänzende und natürlich gestaltete Oberfläche erhält die Restauration ihren vitalen Charakter. Die mikroretentive Innenoberfläche erhöht die Benetzbarkeit und stärkt den nachhaltigen Verbund. COMPONEER CLASS V, das erste Komposit-Veneering-System speziell für den Einsatz am Zahnhals, stellt eine äußerst innovative Lösung dar. Mit den vorgeformten, in verschiedenen Größen und Farben erhältlichen Komposit-Schalen sind sowohl Einzel- als auch multiple Zahnhalsläsionen einfach, effizient und sicher zu versorgen

In der Ausgangssituation erkennen wir am unteren Prämolar einen klassischen keilförmigen Defekt im Schmelz- und Dentinbereich (Abb. 4). Wie bei der traditionellen Versorgung wird der Schmelzanteil geschrägt und das Dentin durch Anrauen zur Konditionierung vorbereitet. Das Arbeitsfeld wird nach Möglichkeit mit Kofferdam isoliert und wenn nötig im zervikalen Bereich ein Retraktionsfaden gelegt. Anschließend werden Schmelz und Dentin mit Phosphorsäure und Primer konditioniert. Das Auftragen von Bond über beide Anteile und die darauf folgende Lichtpolymerisation schließen die Vorbehandlung am Zahn ab (Abb. 5).

Einfaches Handling

Die neuen, anatomisch geformten Zahnhalsschalen COMPONEER CLASS V haben eine spezielle Positionierhilfe, die eine kontrollierte Applikation ermöglicht. Diese Positionierhilfe dient auch zum Halten der Komposit-Schalen, falls an der Kontur oder Dimension Änderungen vorgenommen werden müssen, Durch die spezielle Innenseite der Schale muss lediglich Bond aufgetragen werden, das nicht ausgehärtet wird. Zur Befestigung wird bei größeren Defekten nach Möglichkeit Komposit auf den Zahn und das COMPONEER CLASS V appliziert (Abb. 6). Jedoch ist hier bereits ersichtlich, dass die Benetzung am Zahn im zervikalen Bereich erschwert ist. Zusammen mit dem Komposit wird das COMPONEER CLASS V auf die Zahnoberfläche platziert (Abb. 7). Durch den gleichmäßigen Druck, der beim Platzieren über die Zahnhalsschale aufgebaut wird, verbessert sich die Benetzung des Zahns mit Komposit. Dies dient einer guten marginalen Adaptation, um Plaqueakkumulationen, Verfärbungen und Sekundärkaries zu minimieren. Bereits nach dem Andrücken sieht man, dass das Komposit im zervikalen Bereich optimal adaptiert ist (Abb. 8). Vor der Aushärtung werden noch die Randbereiche mit einem Spatel gesäubert (Abb. 9). Die Positionierhilfe dient während der Lichtpolymerisation für 20 Sekunden gleichzeitig als Abstandshalter, um eine Überhitzung der Gingiva zu vermeiden.

Anschließend kann die Positionierungshilfe mühelos an der Sollbruchstelle abgeknickt werden, ohne die Schale selbst zu verletzen. Die Überschüsse werden entfernt und die Randbereiche vorzugsweise mit einem 8-mm-Diamanten finiert. Die Oberfläche wird mit Vorpolierern und Polierern bearbeitet und zum Abschluss mit der Glanzbürste perfektioniert. Das Schlussbild zeigt eine optimale farbliche Anpassung durch die optischen Eigenschaften des SYNERGY D6. Gleichzeitig sind auch die Randbereiche nicht mehr sichtbar. Die Oberfläche weist nach der Bearbeitung einen natürlichen Glanz auf, eine Eigenschaft der Komposit-Schale, da sie durch und durch blasenfrei und homogen ist (Abb. 11).

Die maximale Effizienz des Systems zeigt sich dann, wenn mehrere Restaurationen gleichzeitig gemacht werden müssen. Besonders wenn keine Trockenlegung mit Kofferdam möglich ist, ist Zeit ein entscheidender Faktor. Die Komposit-Schalen werden im vorliegenden Fall vorgängig getrimmt und vorbereitet. Anschließend können alle Zähne gleichzeitig konditioniert werden. Die COMPONEER CLASS V werden dann simultan mit Komposit auf die Oberfläche adaptiert, was eine enorme Zeitersparnis bringt (Abb. 12). Im Endeffekt konnten die drei Läsionen auf diese Weise in kürzester Zeit sicher und effizient versorgt werden. Da die COMPONEER CLASS V Schale als Abdeckung der Füllung fungiert, wird das Schrumpfverhalten am Randbereich optimiert.

Schnell und sicher

Die Kombination aus materialtechnischen Eigenschaften und durchdachter Anwendungstechnik führt zu einem qualitativ hochwertigen Resultat. Die äußerst dünnen COMPONEER CLASS V Zahnhalsschalen (von 0,3–0,5 mm) verfügen über eine hervorragende Materialgüte mit homogener Oberfläche ohne Porositäten. Die ausgezeichnete Farbanpassung des SYNERGY D6 Duo Shade Systems und die einfache, schnelle Anwendung führen zu einer langlebigen und ästhetischen Zahnhalsrestauration.

Dr. Mario J. Besek führt seit 2003 seine eigene Privatpraxis in Zürich. Er ist Lehrbeauftragter der Medizinischen Fakultät Zürich und seit 1988 als Fortbildungskursleiter im In- und Ausland tätig.
Seine Schwerpunkte sind die Restaurative Zahnheilkunde im Frontzahnbereich und die Parodontologie.