Bulkfillkomposite: neue Indikationen


Milani Bulkfillkomposite

Zahn 23 zeigt Schmelz- und Dentindefizite im zervikalen Bereich. © Stefano Milani


Tiefe zervikale Läsionen sind Teil unseres Praxisalltags, und dennoch kann eine solche Restauration zu einer Herausforderung werden. Denn Klasse-V-Füllungen unterliegen einem hohen mechanischen Stress, der durch funktionelle und parafunktionelle Bewegung hervorgerufen wird. Der Patient stellte sich in der Praxis mit dem Wunsch nach einer Restauration an Zahn 23 vor. Ziel waren eine ästhetische Verbesserung und die Verminderung der Sensibilität des betreffenden Zahns. Dieser zeigte nichtkariöse, allerdings tief gehende Schmelz- und Dentindefekte im zervikalen Bereich.

Der Zahn wurde mit Kofferdam isoliert, anschließend gereinigt und mit Phosphorsäure angeätzt. Nun wurde ein Ein-Flaschen-Adhäsiv für die Etch&Rinse-Technik aufgetragen (Prime&Bond XP, Dentsply Sirona Restorative). Nach Härtung wurde ein Bulkfillkomposit (SDR flow+) in der Farbe A3 appliziert und ausgehärtet (Polymerisationslampe: SmartLite Focus., Dentsply Sirona Restorative). Dann wurde die Restauration mit einem nanokeramischen Komposit fertiggestellt (ceram.x universal, Farbe: A3,5) und abschließend poliert.Mit der hier vorgestellten Behandlung konnten die Wünsche des Patienten erfüllt werden. Dabei sorgte das verwendete Adhäsiv wesentlich dafür, die Zahnsensibilität zu vermindern. Seine Leistungsfähigkeit wird durch eine klinische Sechs-Jahres-Untersuchung von nichtkariösen zervikalen Läsionen untermauert, in der dieses Produkt auf jährliche Ausfallraten von nur zwei Prozent kam. Es wies damit geringere (= bessere) Werte auf als zwei zum Vergleich herangezogene Adhäsive1. Alternativ dazu könnte man auch ein Universaladhäsiv nutzen (z. B. ‧Prime&Bond active).


Die Fähigkeit des Bulkfillmaterials zur Tolerierung von funktionellem Stress wiederum bürgt für eine Langzeitvermeidung von Undichtigkeiten („microleakage“) an der Grenzfläche zwischen Dentin und Komposit2. Das hier verwendete Produkt bringt alle Vorteile der bekannten SDR-Technologie mit. Dazu zählen zum Beispiel eine flowableähnliche Konsistenz mit selbstnivellierenden Eigenschaften, eine exzellente Kavitätenadaptation sowie ein äußerst geringer Polymerisationsstress. Darüber hinaus ist SDR flow+ für einen breiten Indikationsbereich geeignet und umfasst neben den ursprünglichen Indikationen als Dentinersatz für Klasse-I- und Klasse-II-Restaurationen auch Klasse-III-Restaurationen und – wie im vorliegenden Patientenfall – Klasse-V-Restaurationen.

Zudem machen seine erhöhte Verschleißfestigkeit, seine Verfügbarkeit in drei zusätzlichen Farben (A1, A2 und A3) und die verbesserte Röntgenopazität diesen fließfähigen Bulkfillwerkstoff zu einem besonders vielseitigen Material. Die Überschichtung des dickeren Bulkfillinkrements (Farbe: A3) mit einem dünnen und etwas dunkleren Schmelzkäppchen aus nanokeramischem Komposit schließlich schafft gute Voraussetzungen für den ästhetischen Erfolg – im vorliegenden Fall mit dem Ergebnis einer recht differenzierten farblichen Gestaltung. In farblich komplexeren Fällen kann der Zahnarzt auf eine andere Variante (ceram.x duo) zurückgreifen und damit in der Zweischichttechnik arbeiten.

Fazit

Der dargestellte Patientenfall zeigt, wie die Kombination von vier ideal aufeinander abgestimmten Produkten aus einer Hand (Prime&Bond XP, SDR flow+, ceram.x universal, SmartLite Focus) zu einer kompletten Behandlungslösung für Klasse-V‧Restaurationen wird.

Der Experte:

Dr. Stefano Milani schloss sein Studium 2009 in Pavia summa cum laude ab und ist niedergelassen in eigener Praxis in Piacenza. Seine Schwerpunkte: endodontische und restaurative Therapien.

Literatur:

  1. Boushell LW, Heymann HO, Ritter AV, Sturdevant JR, Swift EJ jr., Wilder AD Jr, Chung Y, Lambert CA, Walter R: Six-year clinical performance of etch-and-rinse and self-etch adhesives. Dent Mater. 2016 Sep;32(9):1065–72. doi: 10.1016/j.dental.2016.06.003. Epub 2016 Jun 25.
  2. Scotti N, Comba A, Gambino A, Paolino DS, Alovisi M, Pasqualini D, Berutti E: Microleakage at enamel and dentin margins with a bulk fills flowable resin. Eur J Dent. 2014 Jan;8(1):1–8. doi: 10.4103/1305–7456.126230.