Klinische Langzeituntersuchungen

Prospektive Studien zu Miniimplantaten

Mithilfe des praxiserprobten und studienbewährten Konzepts der Miniimplantate lassen sich Unterkiefer- und Oberkieferprothesen stabilisieren. Auch bei der erweiterten Indikation der Pfeilervermehrung wird es angewendet – inzwischen mit verstärkten klinischen Langzeituntersuchungen in diesem Bereich.



Bei den MDI-Miniimplantaten handelt es sich um einteilige Kugelkopfimplantate mit selbstschneidendem Gewinde, die in einer ganzen Reihe von Fällen eine Alternative zur konventionellen Implantation darstellen. Beispielsweise finden klassische Implantate ohne vorherige Augmentation im schmalen Kiefer wegen fehlender Knochenbedeckung nicht genügend Halt – im Gegensatz zum Miniimplantat. Weiterhin ist es eine kostengünstigere Lösung im Vergleich zu konventionellen Implantaten. Dabei fällt unter anderem die Tatsache ins Gewicht, dass eine bereits vorhandene Prothese des Patienten nach Umarbeitung für gewöhnlich weiterverwendet werden kann.

Sanft zum Knochenlager

Das schonende und schlüssige Vorgehen überzeugt vor allem aus Anwendersicht: In die Prothese werden Metallgehäuse mit einem halbelastischen Gummiring eingebracht, die dann flexibel auf den in den Kiefer geschraubten Miniimplantaten lagern, sodass die einwirkenden Kaukräfte optimal eingeleitet werden („soft loading“). Auf diese Weise lässt sich unter anderem eine Überbeanspruchung der Implantate und des Knochenlagers bei Sofortbelastung vermeiden und langfristig, über die gesamte Tragedauer, die Belastung dämpfen.

Eine ganze Reihe von Studien belegt die Erfolgssicherheit der minimalinvasiven Implantologie – bis 2010 hauptsächlich in Form retrospektiver Studien. Inzwischen kann der Erfolg von Miniimplantaten bei der Indikation „Prothesentabilisierung“ im Unterkiefer auch durch mehrere prospektive Studien belegt werden (1–7).

Auch für den Oberkiefer geeignet?

Obwohl diese Indikation nicht auf den Unterkiefer beschränkt ist, haftete ihr der Ruf an, dass der Erfolg im Oberkiefer weniger sicher sei. Dies erscheint unter Berücksichtigung der oft ungünstigeren Knochenqualität im Oberkiefer plausibel. Bei genauerem Sichten der Studien wird jedoch deutlich, dass geringere Erfolgsraten bei der Prothesenstabilisierung im Oberkiefer vor allem dann auftraten, wenn das vom Hersteller empfohlene Protokoll nicht eingehalten wurde (8, 9).

Zum Beispiel darf keine Sofortbelastung vorgenommen werden, wenn ein Eindrehmoment von weniger als 35 Ncm erreicht wird. Stattdessen ist die Prothese in solchen Fällen über den Kugelköpfen hohlzulegen und höchstens weichbleibend zu unterfüttern. Unter Beachtung dieser Empfehlung können mittelfristige Erfolgsraten von weit über 90 Prozent erreicht werden (10).

Im Fokus: Pfeilervermehrung

Nachdem somit die Unter- und Oberkieferprothesenstabilisierung mit Miniimplantaten als Erfolgsrezept gelten darf, rückt nun auch die erweiterte Indikation „Pfeilervermehrung“ in den Fokus von Forschergruppen. Von verschiedenen Anwendern wurden dafür immer wieder Beispiele geliefert, wobei sich die Positionen der inserierten Miniimplantate an dem speziellen Fall orientierten. Für eine Studie war es nun in einem ersten Schritt notwendig, ein verbindliches Protokoll vorzugeben, um die Vergleichbarkeit von Pfeilervermehrungen in unterschiedlichen Therapiezentren und durch unterschiedliche Behandler im Rahmen einer klinischen Untersuchung sicherzustellen.

Klare Definitionen

Es wurden klare Regeln im Sinne einer Klassifikation auf Quadrantenebene von Praktikern und Wissenschaftlern gemeinsam definiert (11). So sollte im Oberkiefer grundsätzlich pro Quadrant ein Pfeiler mehr als im Unterkiefer zur Prothesenstabilisierung verwendet werden. Die Zahl der Implantate reduziert sich um die Zahl strategisch günstig stehender Restzähne.

Einige Beispiele: Ist der eine Quadrant eines Kiefers ausreichend bezahnt (zumindest der Eckzahn vorhanden) und der andere unbezahnt, werden im Oberkiefer auf der zahnlosen Seite drei und im Unterkiefer zwei Miniimplantate inseriert. Sind in einem oder beiden Quadranten nur noch die Schneidezähne vorhanden, wird gleichermaßen verfahren. Ist dagegen noch ein Prämolar oder Molar vorhanden, reduziert sich die Zahl der zusätzlichen Pfeiler um diesen Seitenzahn.

Wie viele wann?

Dieses Schema ermöglicht dem Behandler zu jeder Zeit Klarheit darüber, wie viele Miniimplantate in welchem Fall zu setzen sind. Gerade im Falle parodontal vorgeschädigter oder endodontisch behandelter Zähnen lassen sich optional noch weitere Implantate setzen. Dabei bestimmt das Knochenangebot (Höhe des Alveolarkamms) die Position der Miniimplantate. Diese ist in der Regel auf den interforaminalen Bereich des Unterkiefers und den anterioren Oberkiefer zwischen den Kieferhöhlen begrenzt.

Grundlage für dieses Therapieschema ist die Überlegung, die strategischen Implantate so zu positionieren, dass eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Last auf beide Quadranten eines Kiefers erreicht wird (11). Eine Studie gemäß dieser Vorgabe läuft zurzeit; ihr Gesamtdesign wurde kürzlich veröffentlicht (12).

Fazit für die Praxis

Auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft darf die Stabilisierung von Oberkiefer- und Unterkieferprothesen mit Miniimplantaten der Marke MDI als gut untermauert gelten. Damit verfügt die Zahnmedizin über ein klinisch erfolgssicheres Verfahren. Zur Pfeilervermehrung liegen bisher Erfahrungen von Anwendern in Form publizierter Fallbeispiele vor. Nun könnte die derzeit laufende Studie (12) auch diese Indikation mit einem höheren Evidenzgrad wissenschaftlich absichern.