CAD/CAM-gefertigte Inlays

Individualisierung ohne Brennvorgang

Im CAD/CAM-Verfahren chairside hergestellte Inlays sind eine langlebige Alternative zu direkten Füllungen. Aus ästhetischer Sicht wird dabei oft dem Keramikinlay der Vorzug vor dem Goldinlay gegeben. Wenn eine solche Versorgung entsteht, muss diese aus Sicht von Dr. Christoph Blum und ZTM Mandy Meffert auch individuell charakterisiert sein. Bedeutete dies in der Praxis bisher einen hohen Zeit- und Personalaufwand, so können sie nun eine Charakterisierung ohne Brennvorgang einfach und schnell durchführen.



Wir setzen in unserer Praxis mit angeschlossenem Praxislabor seit fünf Jahren erfolgreich das CAD/CAM-System CEREC für die zahnfarbene Seitenzahnversorgung ein. Seit sechs Monaten greifen wir dabei u. a. für die Herstellung von Inlays auch auf den neuen CAD/CAM-Hybridkeramik-Block CERA SMART zurück. Dieses Material empfiehlt sich neben Inlays auch zur Herstellung von weiteren metallfreien, indirekten Restaurationen wie Onlays, Veneers oder auch Vollkronen.

Erfahrungen

Der CAD/CAM-Hybridkeramik-Block CERASMART ist für mich kein keramisches Restaurationsmaterial im klassischen Sinn: Er kombiniert hohe Biege- und Bruchfestigkeit mit guter Ästhetik. Da seine Oberflächenhärte noch „weich“ genug ist, um die Abnutzung der Antagonisten gering zu halten, bevorzuge ich das Material inzwischen auch bei Patienten mit Bruxismus. In der kurzen Anwendungszeit haben wir auch gute Erfahrungen in der provisorischen Versorgung gemacht, bei der wir geringer bruchfeste Materialien durch CERASMART ersetzt haben. Ein weiterer Grund, warum wir CERASMART gerne einsetzen, ist seine im Vergleich zu anderen Blöcken höhere Kantenstabilität.

CERASMART eignet sich für schnelle und kostengünstige Chairsiderestaurationen, da die Blöcke dank der Materialzusammensetzung schnell ausgeschliffen und die Werkstücke ohne aufwendige Ausarbeitung eingesetzt werden können. Darüber hinaus ist eine patientenindividuelle Veredelung mit OPTIGLAZE color (GC) für den Zahntechniker oder auch den Zahnarzt schnell durchgeführt. Mit der großen Farbauswahl der gebrauchsfertigen, lichthärtenden Versiegelungsmaterialien ist es leicht möglich, individuelle Farbcharakteristiken aufzumalen und so ein ästhetisch hoch ansprechendes Ergebnis zu erreichen, wie das folgende Fallbeispiel zeigt.

Wer diese Möglichkeit nicht nutzen möchte, kann auch konventionell chair‧side aufpolieren. Wir selbst charakterisieren grundsätzlich alle von uns hergestellten Inlays individuell, denn ein lnlay ist unserer Meinung nach eine hochwertige Arbeit und soll dies auch widerspiegeln. Dabei führen wir die Veredelung im Labor, aber auch intraoral direkt am Patienten durch, da den Patienten so der Aufwand und die Individualität ihrer Versorgung optimal veranschaulicht werden.

Fallbeispiel

Die 31-jährige Patientin legt hohen Wert auf ihre Zähne und hat im Rahmen einer Fotodokumentation ihres Gebisses die ausgewaschenen Zementrestaurationen bemängelt (Abb. 1). Nach ihrer Schwangerschaft stellte sie sich deshalb in der Praxis mit dem Wunsch nach einer stabilen, langanhaltenden, metallfreien und ästhetischen Wiederherstellung der Kauflächen der Zähne 16 und 17 vor. Nach Aufklärung über die verschiedenen Versorgungsmöglichkeiten entschied sich die Patientin gegen eine Kompositfüllung und gegen eine metallische Restauration (Gold‧inlay) und stattdessen für eine zahnfarbene Chairsideversorgung. Unsere Materialwahl fiel auf CERASMART, da dieses neben den werkstoffspezifischen Eigenschaften einer hohen Bruch- und Biegefestigkeit den Vorteil der einfachen farblichen Individualisierung aufweist, für die kein Techniker oder Brennofen notwendig ist.
Zunächst erfolgten der herkömmliche Arbeitsprozess einer Chairsiderestauration mit Präparation nach den bekannten Regeln für CERASMART-Inlays (Abb. 2) und die optische Abformung mit der CEREC OmniCam. Nach der Berechnung der digitalen Modelle (Abb. 3) und der virtuellen Konstruktion der Inlays im Programm CEREC 4.4/Designmodus Inlay Biogeneric, fein Fräsen (Abb. 4) wurden diese in der MCXL Premium Schleifeinheit aus den ausgewählten CERASMART-Blöcken A2 HT14 für Zahn 16 und A2 LT14 für Zahn 17 herausgeschliffen. Im Anschluss an das Verschleifen der Anstichstelle und mögliche weitere Ausarbeitungen (z. B. Nachziehen der Fissuren) kann die Krone mit geeigneten Polierpasten wie DiaPolisher Paste (GC) oder diamantierten Keramikpolierern (Turbo Shine Lab/acurata) auf Hochglanz gebracht werden. Grundsätzlich wird der Abstichpunkt nach oral gelegt, in diesem Fall also in die beiden palatinalen Ausläufer, um ein unnötiges zusätzliches Bearbeiten nach dem Schleifprozess zu vermeiden. Die Abstichstellen wurden mit einer extrafeinen, verzahnten Hartmetallfräse (acurata) verschliffen (Abb. 5). (Das Gipsmodell wurde in diesem Fall nur zu Demonstrationszwecken erstellt.)

Statt der Option der Politur mit der DiaPolisher Paste kann laut Herstellerempfehlungen nach der Ausarbeitung auch die Charakterisierung mit der Farbglasur OPTI‧GLAZE color erfolgen, so auch im vorliegenden Fall. Dazu wurde zunächst die Restauration mit Alkohol entfettet, gereinigt und abschließend abgedampft. Nach dünnflächigem Auftrag und Lufttrocknung des Haftvermittlers CERAMIC PRIMER II (GC) (Abb. 6) schwämmen wir die verschiedenen Malfarben mit einem dünnen Pinsel oder einer feinen Endonadel ein. In die Fissuren wurde die Farbe Rotbraun eingelegt, die Höckerflanken und Randleisten wurden aus einer Mischung aus Blau und Grau charakterisiert (Abb. 7 und 8). Je nach Gestalt der natür‧lichen Zähne werden noch weiße Akzente gesetzt. Eine Zwischenhärtung erfolgte nicht; das gesamte Werkstück wurde nur einmal fünf Minuten im Lichtofen ausgehärtet (Solidilite V von Shofu). Nach erfolgter Einprobe des Inlays unter visueller Sichtkontrolle und einwandfreier Passung wurde für die adhäsive Befestigung der Restauration zunächst gemäß der CERASMART-Gebrauchsanweisung das Werkstück laborseitig durch Sandstrahlen vorbereitet und zum Schluss wieder sauber abgedampft. Wir bevorzugen der Einfachheit halber dieses Vorgehen (alternativ kann die Restauration auch für 60 Sekunden mit 5%iger Flusssäure behandelt, dann gereinigt und getrocknet werden). Nachfolgend wurde auf die Unterseite CERAMIC PRIMER II als Silanhaftvermittler aufgetragen. Schließlich wurde das Inlay nach selektiver Ätzung des Zahnschmelzes mit 37%iger Phosphorsäure (Abb. 9 und 10) mit G-CEM LinkForce (GC) in die Kavität eingesetzt (Abb. 11).

Zum Behandlungsabschluss integrierten sich die Inlays gut in das natürliche Umfeld. Durch die glatte Oberflächenversiegelung entstand ein ästhetischer Glanz (Abb. 12). Auch das Kontrollbild vier Monate nach der Behandlung bestätigte die erfolgreiche Versorgung (Abb. 13).

Fazit

Die neue Hybridkeramik CERASMART ist ein sehr gutes Material für die indirekte Chairsideversorgung. Mich haben neben den Materialeigenschaften und individuellen Gestaltungsmöglichkeiten dieser Hybridkeramik die wirtschaftlichen Aspekte der Kombination von CERASMART und OPTIGLAZE color überzeugt: Es ist nun ohne großen technischen und zeitlichen Aufwand möglich, eine hochästhetische und patientenindividuelle Lösung anzubieten. Wir gehen in unserer Praxis sogar so weit, dass die entsprechend eingewiesene ZFA die Charakterisierung der Inlays vornehmen darf, was die Beratungskompetenz sowie die persönliche Motivation der Mitarbeiterin fördert.

Dr. Christoph Blum
studierte an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und ist in Berufsausübungsgemeinschaft mit seinem Vater Dr. Norbert Blum in Bad Ems in eigener Praxis niedergelassen. Sie setzen in ihrer Praxis u. a. mit DVT-Diagnostik und CEREC auf moderne Technik. Seit 2013 trägt Christoph Blum die Tätigkeitsschwerpunkte Implantologie und Oralchirurgie der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz. Zusammen mit ihren zahnärztlichen Kollegen sowie dem praxiseigenen Labor decken die Blums in ihrer Praxis die gesamte Zahnheilkunde ab.