EQUIA überzeugt in Acht-Jahres-Studie


EQUIA

Die Produktpalette des EQUIA-Systems © GC


Die moderne restaurative Zahnheilkunde konzentriert sich auf die minimale Entfernung von Zahnsubstanz und die Anwendung adhäsiver Materialien. Diesen Anforderungen angepasst sind Restaurationsmaterialien wie Komposite und Glasionomerzemente (GIZ). Vor diesem Hintergrund ist es von Bedeutung, wie sich beide Materialgruppen im Vergleich behaupten. Dazu untersuchte das Forscherteam von der Universität Ankara die klinische Leistungsfähigkeit des hochviskösen glasionomerbasierten Restaurationssystems EQUIA (GC) mit dem mikrogefüllten Hybridkomposit Gradia Direct Posterior (GC) über einen achtjährigen Beobachtungszeitraum.

Moderne, minimalinvasive Therapien werden mit adhäsiven Materialien wie Kompositen oder Glasionomerzementen (GIZ) realisiert. Warum empfehlen sich gerade diese als „zeitgemäße“ Werkstoffe?

Gurgan: Weltweit steigt die Nachfrage nach zahnfarbenen Versorgungen. Das Aufkommen der adhäsiven Zahnheilkunde mitsamt der Komposite ermöglicht nicht nur die Etablierung präventiver Maßnahmen wie Grübchen- und Fissurenversiegelung, sondern auch weniger invasive und gleichzeitig hochästhetische Restaurationen. Hochvisköse Glasionomerzemente wiederum sind ebenfalls eine verbreitete und zweckmäßige Wahl für Restaurationen in nicht übermäßig belasteten Bereichen.

Sie haben die Performance von EQUIA in Klasse-I- und Klasse-II-Kavitäten untersucht und können nun Aussagen über einen Zeitraum von acht Jahren treffen. Welches sind die aus Ihrer Sicht wichtigsten Ergebnisse Ihrer Studie?

Gurgan: Da das EQUIA-System mit dem Ziel der Anwendung in mittelgroßen Klasse-I- wie auch in Klasse-II-Kavitäten* eingeführt wurde, war das Ziel unserer Studie, dessen Leistungsfähigkeit für Klasse-I- und -II-Kavitäten einzuschätzen.

Insgesamt wurden bei 59 Patienten 140 Läsionen in Ober- und Unterkiefermolaren und Prämolaren (80 Klasse-I- und 60 Klasse-II-Läsionen) durch zwei geübte Behandler unter Beachtung der Herstelleranweisungen versorgt. Davon 70 Restaurationen mit EQUIA – bestehend aus der hochviskösen Glasionomerkomponente EQUIA Fil und dem nanogefüllten Kompositlack EQUIA Coat – und 70 Füllungen mit dem Seitenzahnkomposit Gradia Direct Posterior (GC) in Kombination mit dem selbstätzenden Adhäsiv G-Bond (GC). Zwei unabhängige Experten bewerteten die Restaurationen zu Beginn der Studie und jeweils nach einem, zwei, drei, vier, fünf, sechs und acht Jahren gemäß den modifizierten Kriterien des US Public Health Service (USPHS) und mithilfe von PVS-Abdrücken (Polyvinylsiloxan) und Negativ-Repliken qualitativ unter dem Rasterelektronenmikroskop.

Die statistischen Analysen wurden mit dem McNemar-Test, dem Chi-Quadrat-Test nach Pearson (a=0,05) und dem Cochran Q-Test (p<0,05) durchgeführt. Zur Evaluation kamen zum Ende des achtjährigen Beobachtungzeitraums insgesamt 124 (76 Klasse-I- und 48 Klasse-II-Kavitäten) mit EQUIA (EQUIA Fil und EQUIA Coat) bzw. dem Seitenzahnkomposit Gradia Direct Posterior (in Kombination mit dem selbstätzenden Adhäsiv G-Bond) versorgte Klasse-I- und Klasse-II-Kavitäten bei 51 Patienten. Dies entspricht einer Recall-Rate von 86,4 %.

Die Resultate zeigten, dass die Erfolgsrate für EQUIA-Versorgungen der Klasse I bei 100 Prozent lag – von ursprünglich 40 versorgten Klasse-I-Restaurationen mit EQUIA konnten nach acht Jahren 38 intakte Füllungen evaluiert werden. Die Erfolgsrate für EQUIA bei Klasse-II-Restaurationen betrug 86,7 %. Lediglich zwei dieser Restaurationen wurden aufgrund einer Randfraktur nach drei bzw. vier Jahren ausgewechselt; darüber hinaus trat nach fünf und sechs Jahren und auch zum Studienabschluss kein weiterer Füllungsverlust auf. Insgesamt konnten von den 30 Klasse-II-Restaurationen mit EQUIA zu Studienbeginn 23 Kavitäten zum Studienabschluss beurteilt werden. Auch bei den mit Gradia Direct Posterior versorgten Klasse-I-Kavitäten (zu Studienbeginn 40 und nach acht Jahren Evaluation 38 Restaurationen) sowie den Klasse-II-Versorgungen mit Gradia Direct Posterior (hier anfangs 30 und nach acht Jahren 25 evaluierte Restaurationen) lag kein Misserfolg vor. Die Erfolgsrate betrug 100 %.

Allerdings wurden signifikante Unterschiede hinsichtlich der marginalen Adaptation und Verfärbung nach acht Jahren im Vergleich zur Ausgangssituation sowohl für Klasse-I- wie auch Klasse-II-Restaurationen für beide Restaurationsmaterialien (p<0,05) beobachtet: 23,7 % der Klasse-I-Versorgungen bzw. 34,8 % der Klasse-II-Versorgungen mit EQUIA wurden bezüglich der marginalen Adaptation mit bravo bewertet. Bei den mit Gradia Direct Posterior gefertigten Restaurationen traf dies in 26,4 % der Klasse-I-Kavitäten und 40 % der Klasse-II-Kavitäten zu. Die Beurteilung hinsichtlich einer Verfärbung wurde zum Studienabschluss mit 15,8 % bei Klasse-I- und 39,2 % bei Klasse-II-Versorgungen mit EQUIA mit bravo bewertet, bei Gradia Direct Posterior fiel auf 23,7 % der Klasse-I- und 48 % der Klasse-II-Kavitäten das Urteil bravo.

Bei keiner Restauration konnten Sekundärkaries, postoperative Sensibilitäten, Veränderungen der anatomischen Form (p>0,05), der Oberflächenstruktur (p>0,05) oder der Farbübereinstimmung (p>0,05) festgestellt werden. Damit bestätigt diese Langzeitstudie zu EQUIA dessen mit einem mikrogefüllten Hybridkomposit vergleichbare klinisch Leistungsfähigkeit bei der Restauration von Zähnen im Seitenzahnbereich über einen Zeitraum von acht Jahren [1].

Wie bewerten Sie heutige GIZ generell und in Bezug auf das von Ihnen untersuchte Restaurationssystem EQUIA?

Gurgan: Im Vergleich zu Kompositen zeigen Glasionomere unterschiedliche Vorteile wie Biokompatibilität, einen geringeren Wärmeausdehnungskoeffizienten, antikariogene Eigenschaften aufgrund der Fluoridfreisetzung sowie die Fähigkeit des Haftverbundes an Schmelz und Dentin ohne Haftvermittler. Die größten Nachteile lagen bisher in der physikalischen Festigkeit, der Feuchtigkeitssensitivität, der Opazität und im langsamen Aushärten. Die weiterentwickelten Generationen werden als Materialien betrachtet, die gegenüber den konventionellen GIZ verbesserte physikalische Eigenschaften aufweisen – mit ihnen gehen die Begriffe schnellhärtend, hochfest und verstärkt einher. Das EQUIA-System wurde im Jahr 2007 eingeführt, um die Nachteile klassischer Glasionomerzemente zu überwinden. Dieses System versucht, die Hauptvorteile hochvisköser GIZ wie Selbstadhäsion, Bulkapplikation und verbesserte mechanische Eigenschaften mit einem nanogefüllten, lichthärtenden Lack zu kombinieren. Dieser Lack dient als Schutz in der frühen Reifungsphase und sorgt für optimierte Festigkeit und verbesserte Oberflächenhärte.

In Ihrer vorliegenden Achtjahresuntersuchung erreicht EQUIA eine eindrucksvolle Performance – und ist dem untersuchten Komposit ebenbürtig. Was bedeuten Ihre Erkenntnisse für die zahnmedizinische Praxis?

Gurgan: Bis heute hat Amalgam in der Zahnmedizin eine wichtige Rolle gespielt; inzwischen gibt es aber eine Menge Bedenken hinsichtlich des Umweltschutzes, so dass nicht zuletzt aufgrund der Minamata-Konvention die Verwendung von Amalgam in vielen Ländern schrittweise eingeschränkt werden wird. Gleichzeitig bemüht sich die moderne Zahnmedizin um minimalinvasive Behandlungsansätze und die Einführung präventiver und remineralisierender Maßnahmen. Heute gelten Kompositsysteme als die Materialien für direkte Restaurationen; das nicht nur für die Restaurierung ästhetischer Frontzähne, sondern auch bei der Versorgung von Zähnen im Seitenzahnbereich. Mit dieser Studie wurde bestätigt, dass glasionomerbasierte Systeme eine adäquate Alternative in speziellen Indikationen für die Füllungstherapie im Seitenzahnbereich darstellen können.

Inwieweit profitiert davon konkret der Patient?

Gurgan: Aus der Perspektive des Patienten sind die einfache Anwendung, die geringen Kosten sowie der kariespräventive Effekt der GIZ sehr wichtig. Selbst in hochentwickelten Ländern sollte der Kostenaspekt nicht vernachlässigt werden. In vielen Ländern finanzieren gesetzlich vorgeschriebene Krankenversicherungssysteme noch Amalgam als Basisleistung für die Behandlung von Zähnen im Seitenzahnbereich. Für Kompositrestaurationen müssen die Patienten jedoch privat aufkommen. GIZ sind jedoch deutlich günstiger als Komposite.

Wenn Sie die aktuelle Studienlage zu EQUIA und Gradia Direct Posterior betrachten: Wofür würden Sie die beiden untersuchten Materialien empfehlen?

Gurgan: Komposite sind dank ihrer ästhetischen Eigenschaften zum Material der Wahl für die Frontzahnrestauration geworden; dies gilt auch für die Restauration posteriorer Läsionen in Klasse-I- und -II-Kavitäten – sogar in okklusionstragenden Bereichen. In unserer Studie haben wir keinerlei Misserfolge der mit Gradia Direct Posterior versorgten Kavitäten über die gesamte Beobachtungsdauer festgestellt. Allerdings beobachteten wir Veränderungen hinsichtlich der marginalen Adaptation und Verfärbungen. EQUIA empfehle ich gemäß den Herstellerempfehlungen für Klasse-I-, Klasse-V- und kleine Klasse-II-Kavitäten.

Können Komposite, GIZ und im speziellen EQUIA auf lange Sicht Alternativen zu indirekten Restaurationen sein oder „nur“ zu Amalgam?

Gurgan: Die Indikationen für diese Materialien sind unterschiedlich. Deshalb können wir nicht einfach sagen, dass irgendeines von ihnen eine Alternative zu dem anderen sein könnte. Jede Technik und jedes Material weist seine eigenen Indikationen, Vor- und Nachteile auf. Insbesondere bei direkten Restaurationen spielen die Kosten und die Behandlungszeit eine wichtige Rolle für den Patienten. Bei GIZ dauern die Optimierungsprozesse bezüglich ihrer physikalischen und mechanischen Eigenschaften noch an. Vielleicht wird es in der Zukunft möglich, dass sie weitere Optionen in der Restaurationstherapie bieten.

Wie bewerten Sie das künftige Potenzial der heutigen Glasionomerfüllungsmaterialien im Allgemeinen und besonders beim Vergleich mit dem EQUIA-Konzept?

Gurgan: Wie ich erwähnte, scheinen die Verbesserungen ihrer physikalischen und mechanischen Eigenschaften und insbesondere ihre ästhetischen Merkmale erfolgsversprechend für die Zukunft zu sein. Diese Empfehlungen basieren aber nur auf unserer klinischen Studie; es sind weitere klinische Untersuchungen mit diesen Materialien erforderlich.*

Literatur:

  1. S. Gurgan, Z. Kutuk, E. Ergin, F. Yalcin Cakir (Restorative Dentistry, Hacettepe University School of Dentistry, Ankara, Turkey): 8-Year Clinical Evaluation of a Glass Ionomer Restorative System. CED-IADR/NOF Oral Health Research Congress. 21.-23.9.2017 Wien. Abstract Nr. 0287

* Gemäß Herstellerangaben für unbelastete Klasse-II-Restaurationen und kaudruckbelastete Restaurationen der Klasse II, sofern der Isthmus weniger als die Hälfte des Interkuspidalraums beträgt.