Flowables

Perfekte Transluzenz

Größere Kavitäten mit eingeschränktem Zugang, möglicherweise noch mit Unterschnitten, möchte man am liebsten mit fließfähigen Bulkfill-Kompositen (Flowables) füllen. Doch was, wenn gleichzeitig eine hohe Ästhetik erzielt werden soll? Im Folgenden wird dargestellt, wie sich diese Herausforderung meistern lässt.


Ernst Flowables Bulk-Fill-Material fertige Restauration

Fast unsichtbar: die fertige Restauration nach Befeuchtung mit Speichel. © Ernst


Man könnte denken, dass mit der aktuellen Vielzahl an Füllungsmaterialien jede Indikation abgedeckt sei. Es gibt auch für praktisch jeden Patientenfall eine Lösung, aber zuweilen wünscht man sich dann doch eine einfachere, schnellere, sicherere Möglichkeit. Wie eben bei dieser Aufgabenstellung: hochästhetisch bei schwierigem Zugang.

Falldarstellung

Eine 66-jährige Patientin stellte sich in der Praxis mit insuffizienten Füllungen und unterminierender Karies am rechten unteren ersten Prämolaren vor. An die Ästhetik einer etwaigen Neuversorgung hatte sie einen hohen Anspruch. Die vorhandenen Füllungen wurden unter Kofferdam entfernt und die unterminierende Karies exkaviert. Anschließend galt es, zwei Klasse-II-Kavitäten zu füllen, eine im distalen und die andere im mesialen Bereich (Abb. 1, 2).

Bei der Füllung kam ein Teilmatrizensystem zur Anwendung (Palodent V3, Dentsply Sirona): Im Einzelnen handelte es sich um zwei Matrizen mit ausgeprägter Randleiste und gingivaler Schürze. Mithilfe eines Universalrings wurde der zu behandelnde Zahn 44 vom Zahn 45 separiert, wobei ein Keil zur Fixierung diente. Die Befestigung des Komposits erfolgte bei beiden Kavitäten mit einem Universaladhäsiv (Prime&Bond active, Dentsply Sirona).

Die distale Kavität wurde zunächst mit einer dünnen Schicht aus fließfähigem Füllungsmaterial (Ceram.x Spectra ST flow, A3, Dentsply Sirona) ausgekleidet. Anschließend wurde ästhetisches Komposit (Ceram.x universal, heute erhältlich unter dem Namen Ceram.x Spectra ST; in „CLOUD-Farbe“ A3) eingebracht, und zwar in drei Inkrementen. Jedes davon wurde 20 Sekunden lichtgehärtet. Die mesiale Kavität wurde ausschließlich mit dem fließfähigen Material gefüllt. Es wurde dazu in drei Inkrementen appliziert und lichtgehärtet (Abb. 5). Beide Restaurationen wurden abschließend finiert und poliert (Abb. 6, 7).


Diskussion

Die Füllungen ließen sich leicht polieren und harmonierten sowohl direkt im Anschluss daran als auch später, nach Befeuchten mit Speichel, in Chroma und Opazität mit den Nachbarzähnen. Die Füllungen erwiesen sich als fast unsichtbar (Abb. 8). Die Patientin zeigt sich mit dem Ergebnis voll zufrieden. Damit hat sich die Entscheidung, mit einem ästhetischen Material zu arbeiten, als richtig erwiesen.

Im vorliegenden Fall stellte sich die Frage: Wenn die (kleinere) mesiale Kavität mit fließfähigem Komposit (Ceram.x Spectra ST flow) gefüllt wird, welches Material eignet sich dann am besten für die größere und prominentere distale Kavität? Die Wahl fiel auf eine ausgesprochen ästhetische Variante auf derselben Werkstoffbasis (Ceram.x Spectra ST). Um bei eher schwierigem Zugang und Unterschnitten die vollständige Benetzung der Kavitätenwände sicherzustellen, wurde als Liner fließfähiges Komposit appliziert. Dabei handelte es sich um genau das gleiche Material wie bei der Füllung der mesialen Kavität.

Das ästhetische Ergebnis spricht dafür, dass die verwendete Kombination der beiden Kompositvarianten zum Erfolg führt. Wesentlichen Anteil daran haben die ausbalancierten optischen Eigenschaften des Flowables durch den Hersteller.

Bei der Formgebung erwies sich das verwendete Teilmatrizensystem als wirksame Unterstützung. Insbesondere ließen sich dank der ausgeprägten Randleiste die Kontaktpunkte zu den Nachbarzähnen sicher modellieren und, dank der Schürze, ebenso sicher der zervikale Randbereich abdichten.

Flowables: Schlussfolgerung

Bulkfill-Komposite sind zwar bei größeren Kavitäten schnell und einfach anzuwenden; dennoch sollte man bei ästhetisch anspruchsvollen Kavitäten alternativ die Verwendung eines klassischen, hochästhetischen Schicht-Komposits in Erwägung ziehen. Dabei kann die Viskosität des Restaurationsmaterials den Anforderungen der Kavität entsprechend ausgewählt werden. Bislang gab es allerdings vereinzelt deutliche Opazitätsunterschiede zwischen den Flowables und den entsprechenden pastösen Kompositen derselben Hersteller. Dentsply Sirona konnte mit Ceram.x Spectra ST flow nun ein Material vorstellen, das eine vergleichbare Opazität des Flowables und des pastösen Materials aufweist – eine deutliche Vereinfachung in der Anwendung, da die Kombinationsmöglichkeiten wesentlich individueller gefasst werden können – ohne Limitierung bei der Ästhetik.

Alle verwendeten Produkte sind überdies im Konzept „Class II Solution“ zusammengefasst. Damit hat sich der Hersteller das Ziel gesetzt, ein System für Füllungen mit sicherem approximalem Randschluss und perfekter Adaptation am Kavitätenboden wie an den Kavitätenwandungen zur Verfügung zu stellen. Insbesondere soll Sekundärkaries, häufigste Ursache von Füllungsversagen, zuverlässig verhindert werden. Vorbehaltlich gegenteiliger Diagnosen bei Nachuntersuchungen sollten diese Ziele im hier dargestellten Fall erreicht worden sein.


Der Experte

Prof. Dr. Claus-Peter Ernst
ist seit 2005 außerplanmäßiger Professor an der Universität Mainz und seit 2016 Mitgründer und Mitinhaber der zahnärztlichen Praxisklinik medi+ MVZ GmbH, Mainz.
ernst@mediplusmainz.de