Zahnlose Kiefer

Eine Prothese ist komfortabler mit Haftmittel

Nur 44 Prozent der Vollprothesen- und 23 Prozent der Teilprothesenträger nutzen in Deutschland Haftmittel, obwohl sie sich bewährt haben. Angesichts der Vorteile ist die Zurückhaltung der Patientinnen und Patienten kaum nachzuvollziehen, wie Daniel P. Grotzer im Interview unterstreicht.


Prothese Haftmittel

Für eine Prothese bieten Haftmittel wie eine Haftcreme weit mehr als nur hervorragenden Halt. ©Werner – stock.adobe.com


Wie viele Patienten in Deutschland tragen eine Teilprothese?

Grotzer: In Deutschland sind ca. 15 Millionen Menschen auf eine Zahnprothese angewiesen, darunter 6,7 Millionen Menschen auf eine Teilprothese [1]. Dabei ist ebenso erwähnenswert, dass es sich bei den 6,7 Millionen Teilprothesenträgern nicht ausschließlich um ältere Personen handelt: Der durchschnittliche Prothesenträger ist gerade einmal 45 Jahre alt.

Welche Herausforderungen gibt es beim Tragen der Prothese?

Grotzer: Zum ersten Mal eine Prothese zu benötigen, ist ein einschneidendes Ereignis im Leben eines Menschen, welches den gewohnten Alltag gehörig durcheinander wirbeln kann. Nicht selten müssen grundlegende Dinge wie Nahrungsaufnahme und das Sprechen wieder neu trainiert werden. Die Herausforderungen reichen dabei von der Gewöhnung an diesen „Fremdkörper“, über erhöhten Speichelfluss, bis hin zu Nahrungspartikeln unter der Prothese und potenziell schlechtem Atem. Trotz des qualitativ herausragenden Zahnersatzes, welchen eine Zahnarztpraxis heute in Teamarbeit mit einem zahntechnischen Labor herstellt, ist diese Situation für den Patienten oftmals herausfordernder als gedacht. Hier kann eine gute Haftcreme alle beteiligten Parteien an diesem Prozess unterstützen – denn eine moderne Haftcreme bietet mehr, als man unter Umständen zunächst vermuten mag.

Welche Schäden können durch falsches Tragen einer Prothese auftreten?

Grotzer: Sollte eine Prothese wirklich einmal im Laufe der Zeit schlecht sitzen oder wackeln, dann sollte der erste Gang der Betroffenen immer zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin ihres Vertrauens sein. Die Kolleginnen und Kollegen werden sich zusammen mit dem zahntechnischen Labor dem Zahnersatz kompetent annehmen. Eine falsch sitzende Prothese birgt das Risiko, dass sich der Träger die Schleimhäute verletzt oder vermehrt Nahrungsreste unter den Zahnersatz gelangen. Das kann nicht nur schmerzhaft sein, sondern ist zudem noch unhygienisch – bakterielle Infektionen oder Pilzbefall können die Folge sein. Dies kann wiederum schlechten Atem verursachen, was für die Träger eine zusätzliche emotionale Belastung darstellt. Eine schlechtsitzende Prothese kann über Fehlbelastungen zudem zur Atrophie des Alveolarkammes führen. Denn sowohl zu viel als auch zu wenig Druck haben hier eine negative Wirkung.

Warum greifen bisher nur wenige Träger einer Prothese auf Haftmittel zurück?

Grotzer: Insgesamt greifen in Deutschland lediglich 44 Prozent der Vollprothesen- und 23 Prozent der Teilprothesenträger auf Haftmittel zurück [2]. Eine Hauptursache liegt hier sicherlich bereits im Namen. Mit einer Haftcreme assoziiert man natürlich zuerst ausschließlich starken Halt einer Prothese; eine gute Haftcreme kann allerdings weit mehr für den Anwender bewirken. So zeigen veröffentlichte klinische Studien, dass Haftcremes wie zum Beispiel blend-a-dent Haftcremes den Komfort einer Zahnprothese verbessern können.

Welche Vorteile kann für die Prothese Haftmittel bringen?

Grotzer: Für eine Prothese bieten Haftmittel wie eine Haftcreme – wie gesagt – weit mehr als nur hervorragenden Halt. Sie dichtet mit einer Art elastischer Membran gegen Nahrungsreste und Bakterien ab. Antibakterielle Wirkstoffe reduzieren zusätzlich das Bakterienwachstum. Dadurch kann auch Halitosis vorgebeugt werden [4]. Auch bei einer hervorragend angepassten Prothese treten sogenannte Mikrobewegungen auf. Studien haben ergeben, dass durch die Verwendung von Haftcreme besagte Mikrobewegungen der Prothese um bis zu 70 Prozent reduziert werden [3]. Dies vermindert die Reizung der Schleimhäute und die Atrophie des Alveolarkammes. Auch der psychologische Effekt der Sicherheit für den Anwender kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Welche Rolle spielt die Dosierungsmöglichkeit bei der Haftcreme?

Grotzer: Bei der Dosierung der Haftcreme besteht die Gefahr, dass zu viel vom Produkt verwendet wird. Damit wird ein Überpressen der Haftcreme begünstigt, was unangenehm und einschränkend für den Nutzer sein kann. Eine dünne Applikationsspitze wie bei der blend-a-dent Professional Haftcreme ermöglicht eine einfache und präzise Handhabung des Produkts. So kann selbst im Randbereich der Prothesenbasis extrem fein dosiert werden, z.B. wenn der primäre Zweck gar nicht die Haltekraft, sondern lediglich die Abdichtung gegen Nahrungsbestandteile sein soll.

Was gilt es bei der Prothesenreinigung zu beachten, wird eine Haftcreme verwendet?

Grotzer: Bevor die Zahnprothese gründlich gereinigt werden kann, muss sie natürlich zunächst aus dem Mund entfernt werden. Hierfür sollten ausschließlich die eigenen Finger und möglichst nicht die Fingernägel zum Einsatz kommen. Bei Anwendung der blend-a-dent Haftcreme genügt beispielsweise das Spülen des Mundraums mit reichlich warmem Wasser oder einem Mundwasser. Dies löst die Verbindung zwischen Zahnfleisch und Haftcreme und die Prothese kann einfach entfernt werden. Zur Reinigung der Zahnprothese sollte anschließend ausschließlich ein dafür bestimmtes Reinigungsmittel verwendet werden. Zusätzlich ist das Entfernen der Haftcreme von Zahnfleisch, Zunge und Gaumen relevant. Warmes Wasser, Zahnpaste sowie eine weiche Zahnbürste eignen sich bestens dafür. Wichtig ist, dass verbliebene Haftcreme im Mundraum komplett entfernt wird, sodass beim erneuten Einsetzen der Prothese guter Halt und hoher Komfort garantiert sind.

Wie kann sich auf die Lebensqualität von Trägern einer Prothese ein Haftmittel auswirken?

Grotzer: Wie bereits erwähnt, fühlen sich viele Prothesenträger in ihrem alltäglichen Leben durch eine Prothese eingeschränkt. Sie trauen sich nicht mehr zu lächeln, in der Öffentlichkeit zu essen oder bestimmte Lebensmittel zu konsumieren. Hier spielt auch ein gewisses Schamgefühl eine Rolle. Haftcreme gibt – bei korrekter Anwendung – Halt und Sicherheit im Alltag, indem sie sicherstellt, dass der Zahnersatz richtig sitzt und Mikrobewegungen reduziert werden. Das bedeutet für den Anwender, dass alltägliche Freuden wie Essen, Sprechen und Lachen wieder sorgenfrei(er) möglich werden. Somit bietet die Verwendung von Haftcreme nicht nur eine funktionale Unterstützung, sondern auch eine emotionale und psychologische Sicherheit, die die Lebensqualität steigern kann.

Quellen
  1. CMK Studie. Habits & Practices Germany 2012
  2. Hoke P, Tiede M, Grender J, Klukowska M, Peters J, Carr G: Using Electromagnetic Articulography to Measure Denture Micro-Movement During Chewing with and without Denture Adhesive. J. Prosth 2017: 00; p. 1–7
  3. Phyllis Hoke, BA, MEd, Mark Tiede, PhD, Julie Grender, PhD,1 Malgorzata Klukowska, DDS, PhD, Jill Peters, BA,1 & Gregory Carr, PhD: Using Electromagnetic Articulography to Measure Denture Micromovement during Chewing with and without Denture Adhesive. American College of Prosthodontists 2017; p.6
  4. im Vergleich zu keiner Haftcreme

Der Experte

Prothese Haftmittel

Foto: Privat

Daniel P. Grotzer
Professional & Scientific Relations Manager von Oral-B für die DACH-Region