Biofilmmanagement

Risikopatienten: Anamnese ist der wichtigste Baustein

Der dritte Teil unserer Serie zum Thema Biofilmmanagement befasst sich mit der Prophylaxe bei Risikopatienten. Dazu gehören Schwangere, ältere oder auch PA-Patienten. Bei allen Gruppen ist die Anamnese einer der wichtigsten Behandlungsbausteine.


Ältere Menschen gehören in Sachen Biofilmmanagement in die Kategorie der Risikopatienten (© Viacheslac Iakobchuk – stock.adobe.com)


In den vorherigen beiden Teilen der Tippreihe haben wir uns bereits um die mechanische Reinigung im Biofilmmanagement gekümmert und um solche Patienten, die eine eingeschränkte Mundhygiene haben. Neben einer eingeschränkten Mundhygiene spielen jedoch auch Risikogruppen eine Rolle im Praxisalltag. Es gibt verschiedene Patientengruppen, auf deren unterschiedliche Bedürfnisse und mögliche Komplikationen einzugehen ist.

Risikogruppen sind Personengruppen, für die aufgrund bestimmter Eigenschaften ein erhöhtes Risiko bzw. eine Gefährdung besteht. In unserem zahnmedizinischen Alltag sind dies Patienten, die aufgrund ihres Alters, ihrer Ernährung oder auch wegen Allgemeinerkrankungen ein Risiko für dentale, myogene, gingivale oder parodontale Erkrankungen aufweisen. In der zahnmedizinischen Praxis sind vor allem folgende Risikogruppen anzutreffen:

  • Risikogruppe Alter: Sowohl junge als auch ältere Patienten haben aufgrund der noch fehlenden oder verlorengegangenen motorischen Fähigkeiten ein erhöhtes Kariesrisiko und aufgrund der infolgedessen wahrscheinlich höheren Plaque-Indizes auch ein erhöhtes Risiko für gingivale Probleme.
  • Risikogruppe Schwangere: Hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft können Auswirkungen auf die Gingiva haben, z. B. in Form einer Schwangerschaftsgingivitis.
  • Risikogruppe Allgemeinerkrankung: Verschiedene Allgemeinerkrankungen können zu einem erhöhten Risiko für dentale, gingivale oder parodontale Erkrankungen führen. Patienten dieser Risikogruppe leiden beispielsweise an chronischer Immunsuppression oder den Folgen einer dauerhaften Medikamenteneinnahme, die z. B. den Speichelfluss verringern. Das kann zu einem erhöhten Kariesrisiko aufgrund der Mundtrockenheit führen.
  • Risikogruppe PA-Patienten: Diese Patienten unterliegen dem Risiko, erneut an einer Parodontitis zu erkranken. Parameter wie der Knochenabbau, Sondierungstiefen und die Zahl verlorener Zähne liefern Hinweise auf das Risiko einer erneuten Parodontitis.
  • Risikogruppe Diabetes: Patienten mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, an Begleit- und Folgeerkrankungen zu leiden, z. B. Parodontitis.

Der wichtigste Baustein vor der Behandlung dieser Patientengruppen ist die Anamnese. Denn in ihr lässt sich häufig erst feststellen, ob ein Patient ein sogenannter Risikopatient ist. Insbesondere die Prophylaxe spielt eine wichtige Rolle, wenn noch keine dentale, gingivale oder parodontale Erkrankung vorliegt. Im Vordergrund steht die Optimierung der häuslichen Prophylaxe mithilfe der Dreifachprophylaxe. Je nach Risiko bzw. Ursache für das Risiko können Bracketbürsten und Zahnzwischenraumbürsten eingesetzt werden. Ergänzend zur optimierten häuslichen Mundpflege spielt die Überwachung der Prophylaxe durch regelmäßige Recalls in der Praxis eine wichtige Rolle.

In der häuslichen Mundpflege können Mundspüllösungen einen hohen Stellenwert in den Risikogruppen besitzen. Bei eingeschränkter Motorik der Patienten können sie kurzfristig das mechanische Zähneputzen ersetzen, z. B. CHX-haltige medizinische Spüllösungen. Zur Prophylaxe hingegen können Mundspülungen (z. B. mit ätherischen Ölen) dauerhaft hilfreich sein. Patienten mit chronischen Leiden können so das Risiko von gingivalen und parodontalen Erkrankungen senken. Im Vorfeld sollten jedoch die Inhaltsstoffe (z. B. Alkohol) entsprechend des jeweiligen Risikos überprüft werden, um eventuelle Unverträglichkeiten auszuschließen. Schwangere sollten demnach keine zu stark fluoridierte Spüllösung verwenden.