Biofilmmanagement

Parodontitis-Leitlinie rät zu elektrischen Zahnbürsten

Die neue S3-Leitlinie Parodontitis stärkt die unterstützende Parodontitistherapie (UPT) und betrachtet das häusliche und professionelle Biofilmmanagement als Rückgrat der PA-Behandlung. Ausdrücklich empfohlen werden elektrische Zahnbürsten, Zahnpasta, Mundspüllösungen und Zahnseide. Warum? Das erklärt Dr. Maike Siemons, Procter & Gamble, im Interview.


Parodontitis-Leitlinie

Die neue S3-Leitlinie Parodontitis stärkt die UPT. © proDente e.V.


Ganz aktuell wurde die S3-Leitlinie zur Behandlung von Parodontitis Stadium I bis III auch für den deutschen Raum implementiert. Welche Rolle spielt die Zahnpasta in dieser Parodontitis-Leitlinie?

Siemons: Parodontitis trägt in erheblichem Maße zu Zahnlosigkeit bei und hat negative Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit [1]. Das Ziel der ersten Therapiestufe ist es, unter anderem, den Parodontitispatienten mit professionellen Mundhygieneinstruktionen (MHI) und Gesundheitsförderung vertraut zu machen, damit seine Adhärenz bezüglich der Therapie steigt. In der Parodontitis-Leitlinie wird darauf hingewiesen, dass neben der Verwendung von Hand- oder elektrischen Zahnbürsten alle Patienten fluoridhaltige Zahnpasten zur Biofilm- und Gingivitisreduktion nutzen sollten. Ein Zusatz antimikrobiell wirksamer Substanzen in Zahncremes kann eine Reduktion der gingivalen Entzündung zusätzlich zur mechanischen Reinigung ermöglichen. Die einzigartige ActivRepair+-Technologie der Oral-B Professional Zahncremes enthält sowohl Zinnflourid als auch Natrium-Hexametaphosphat, zwei Mittel, deren besondere Wirksamkeit in Hinblick auf die Verbesserung des Gingivaindex nachgewiesen wurde.

Verschiedene Leitlinien haben sich bereits mit den Inhaltsstoffen der Zahnpasta auseinandergesetzt. Welche Empfehlungen gibt es beispielsweise für die Kariesprophylaxe?

Siemons: Fluorid ist der bisher einzige Wirkstoff, der nachgewiesenerweise prophylaktisch gegen Karies hilft. Zudem remineralisiert und schützt er den Zahnschmelz. Fluoridhaltige Zahnpasten stellen also den Goldstandard dar. Dies wird auch von der Bundeszahnärztekammer und vielen Verbänden in offiziellen Statements bestätigt.

Für Patienten, die durch Reizempfindlichkeit bei freiliegendem Dentin besondere Bedürfnisse bei der täglichen Zahnpflege haben, sogenannte „hypersensible Zähne“, gibt es spezielle Zahncremes, wie z.B. die Oral-B Sensitivität und Zahnfleisch Balsam, die neben reinigenden und antibakteriellen Komponenten einen stabilisierten Zinnfluorid-Komplex enthalten. Durch die Technologie baut sich an den Zähnen eine langanhaltende Barriere zum Schutz vor Schmerzempfindlichkeit auf. Außerdem kann Zinnfluorid auch vor Erosion schützen.

Warum ist die häusliche, mechanische Reinigung während der UPT für PA-Patienten so wichtig? Was sagt die Parodontitis-Leitlinie dazu?

Siemons: Die unterstützende Parodontaltherapie (UPT) zielt darauf ab, bei allen behandelten Parodontitispatienten parodontale Stabilität aufrechtzuerhalten. Abhängig vom gingivalen und parodontalen Status werden dabei präventive und therapeutische Maßnahmen kombiniert. Hier spielen auch Mundhygieneinstruktionen und die Patientenmotivation eine große Rolle. Die tägliche gründliche Reinigung der Zähne und der Zahnzwischenräume ist essentiell, um Plaque zu entfernen und der Bildung von weichen und harten Zahnbelägen vorzubeugen. Hand- oder elektrische Zahnbürsten (hier vor allem elektrische Zahnbürsten mit der oszillierend-rotierenden Bewegungscharakteristik) werden als primäre Mittel zur Biofilm- und Gingivitisreduktion empfohlen. Dabei setzen wir von Oral-B auf die Benutzung einer elektrischen oszillierend-rotierenden Zahnbürste in Kombination mit einer zinnfluoridhaltigen Zahnpasta. PA-Patienten sollten im Besonderen zu verbesserter Mundpflege motiviert werden, um erneuten Entzündungen vorzubeugen. Des Weiteren sollte die Benutzung von Zahnseide und Mundwasser das Mundhygieneprogramm abrunden.

Welche antimikrobiellen Wirkstoffe der Zahnpasta werden bei Patienten in der UPT empfohlen und wie wirken diese?

Siemons: In der Parodontitis-Leitlinie wird darauf hingewiesen, dass alle Patienten fluoridhaltige Zahnpasten verwenden sollten. Durch den Zusatz antimikrobiell wirksamer Substanzen in Zahncremes kann eine Reduktion der gingivalen Entzündung zusätzlich zur mechanischen Reinigung erzielt werden. Die verbreitetsten Darreichungsformen der antimikrobiellen Wirkstoffe sind Zahnpasten und Mundspüllösungen. Die größte Veränderung des Gingivaindexes wurde bei Mitteln für Zinnfluorid und Natrium-Hexametaphosphat nachgewiesen. Die einzigartige ActivRepair+-Technologie der Oral-B Professional Zahncremes enthält beide Inhaltsstoffe Zinnfluorid und Natriumhexamethaphosphat, um Bakterien und Zahnfleischbluten zu reduzieren. Zusätzlich remineralisiert sie den Zahnschmelz und schützt die Zähne vor säurebedingter Erosion.

Sind elektrische Zahnbürsten bei PA-Patienten Stadium I bis III Handzahnbürsten vorzuziehen?

Siemons: Viele Patienten putzen mit zu viel Druck, was eine Gefahr für das Zahnfleisch darstellt. Elektrische Zahnbürsten mit einer visuellen Andruckkontrolle zeigen an, wenn zu viel Druck ausgeübt wird. Der intelligente Drucksensor der neuesten Generation elektrischer Oral-B-Zahnbürsten mit iO-Technologie gibt direktes Feedback zum ausgeübten Druck. Er warnt mit Hilfe eines roten Lichts bei zu festem Druck und schaltet automatisch in den Sensitiv-Modus. Im optimalen Druckbereich leuchtet es Grün. So kann der Anwender durch Wiederholung lernen, im optimalen Druckbereich zu putzen und das Zahnfleisch zu schützen.

Die Wissenschaft bestätigt in einer Vielzahl von Studien, dass elektrische Zahnbürsten bis zu 100% mehr Plaque entfernen als herkömmliche Handzahnbürsten[2]. Langzeitstudien zeigen, dass die langfristige Verwendung elektrischer Zahnbürsten das Fortschreiten von Parodontalerkrankungen verlangsamt und hilft, Zahnverlust zu vermeiden. Wie aus einer 11-jährigen Beobachtungsstudie hervorgeht, die von der Universität Greifswald im Journal of Clinical Periodontology veröffentlicht wurde, profitieren Patienten, die eine elektrische Zahnbürste verwenden, von 20% weniger Zahnverlust als diejenigen, die eine manuelle Zahnbürste verwenden[3].

Welche Rolle spielt bei der häuslichen, mechanischen Reinigung die individuelle angepasste Instruktion in der Praxis?

Siemons: Jeder Patient hat individuelle Bedürfnisse und ein eigenes Putzverhalten. Eine bessere Mundgesundheit kann mit Hilfe professioneller Instruktionen verbessert werden und neue Routinen für die tägliche Zahnpflege etablieren. Der Patient soll sich bei der täglichen Routine wohlfühlen, sodass die professionelle Zahnpflege auch im eigenen Heim gut gelingen kann. Gerade besondere Bedürfnisse wie Gingivitis und Parodontitis erfordern genaue Instruktionen durch einen Profi. Ob es sich um die Verbesserung der Putztechnik, den Wechsel von Hand- auf elektrische Zahnbürste, die Auswahl des passenden Bürstenkopfes oder eine auf die eigenen Bedürfnisse spezialisierte Zahncreme handelt – als zahnmedizinische Fachkraft können Sie entscheidend dazu beitragen, dem Patienten zu einer besseren Mund- und Allgemeingesundheit zu verhelfen.

Literatur
  1. Tonetti et al., 2017.
  2. Grender J, Adam R, Zou Y. The effects of oscillating-rotating electric toothbrushes on plaque and gingival health: A meta-analysis. Am J Dent. 2020. Feb;33(1):3–11. Die Meta-Analyse beschränkte sich auf randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit oszillierend-rotierenden Zahnbürsten, die zwischen 2007 und 2017 durchgeführt wurden.
  3. Pitchika V, Pink C, Völzke H, Welk A, Kocher T, Holtfreter B. Long-term impact of powered toothbrush on oral health:11-year cohort study. J Clin Periodontol. 2019. doi: 10.1111/jcpe.13126.

Die Expertin

Parodontitis-Leitlinie

Foto: Procter&Gamble

Dr. rer. nat. Maike Siemons
Forschung- & Entwicklung Oral Hygiene Europa