Implantologie

Vollprothese: Vorteile gefräster Stege

Obwohl die natürlichen Zähne immer länger erhalten werden, ist der Anteil der zahnlosen Senioren noch immer sehr hoch. Die Verankerung einer Vollprothese auf Implantaten, die über einen Steg miteinander verbunden sind, gilt als bewährte Form des Zahnersatzes auf Zahnimplantaten. Die Idee für den Halt beruht dabei auf der Technik, Implantate untereinander durch einen Metallsteg zu verbinden, damit eine sichere, verblockte Einheit entsteht, auf der der Zahnersatz Halt finden kann. Über die Vorteile von Stegkonstruktionen, speziell der gefrästen Varianten, sprach das DENTAL MAGAZIN mit Dr. Hardy Terhorst.



Implantate sind heute ein integraler Bestandteil prothetischer Behandlungskonzepte für teilbezahnte und zahnlose Patienten. Fast jeder zahnlose Patient kann mit einer festsitzenden Implantatprothese versorgt werden.

Wie häufig verlangen Patienten vor diesem Hintergrund heute überhaupt noch herausnehmbare Totalprothesen im Ober- oder Unterkiefer? Ist Herausnehmbares inzwischen rückläufig?

Terhorst: Ganz und gar nicht. Meine Patienten entscheiden sich keineswegs grundsätzlich für etwas Festsitzendes, vor allem die älteren nicht. Es werden sogar noch schleimhautgetragene Lösungen verlangt. Das kommt ganz auf die finanziellen Möglichkeiten der Patienten an. In meiner Praxis mache ich mit gefrästen Stegkonstruktionen beste Erfahrungen.

Die Befestigung mit Lokatoren ist allerdings kostengünstiger …

Terhorst: Das stimmt, aber mit den ‚kleinen Druckknöpfen‘ arbeite ich ungern. Ich biete den Patienten aufgrund der Zusammenarbeit mit dem Auslandszahnersatzanbieter Permadental für ein ähnliches Preisniveau einen gefrästen Steg, der deutlich stabiler ist.

Ist Auslandszahnersatz heute kein Tabu mehr?

Terhorst: Nein, unsere Patienten begrüßen, dass sie die Wahl haben. GKV-Versicherte entscheiden sich in meiner Praxis bei Restaurationen mit umfassendem Eigenanteil zu 80 Prozent für Auslandszahnersatz. Das kann durchaus zu Preisdifferenzen von mehreren Tausend Euro führen. Und wenn Reparaturen anstehen, kommt zum Beispiel bei Permadental, dem Auslandszahnersatzanbieter, mit dem ich zusammenarbeite, ein Zahntechniker raus.

Erkundigen sich die Patienten selbst nach Auslandszahnersatz?

Terhorst: Nein, wir stellen ihnen beide Varianten vor, so muss der Patient nicht in Eigenregie nach kostengünstigeren Versorgungen recherchieren.

Welche Rolle spielt dabei die Indikation?

Terhorst: Eine erhebliche: Eine Krone am mittleren Schneidezahn, die von der Farbanpassung extrem schwierig ist, sollte nach wie vor ein deutsches Labor übernehmen. Da kommt der Zahntechnikmeister raus, färbt die Krone im Mund an und brennt die in unserem Brennofen, den wir in der Praxis haben, nach. Die Stärken des chinesischen Labors liegen in der Komplettversorgung.

Zurück zur implantatgetragenen Totalprothese: Was sind die Vorteile der gefrästen Stege gegenüber anderen Varianten?

Terhorst: Die Stabilität; ich habe noch nie einen Friktionsverlust beobachtet. Teleskope leiern aufgrund der starken Belastung dagegen relativ schnell aus, so dass die Arbeiten nach ein paar Jahren locker werden.

Wie viele Implantate braucht es für die Stegversorgung?

Terhorst: Nach den BDIZ-Richtlinien müssen es bei der festsitzenden Versorgung im zahnlosen Oberkiefer acht Implantate und im Unterkiefer sechs sein. Bei der herausnehmbaren Versorgung reichen im Oberkiefer sechs und im Unterkiefer vier Implantate. Diese BDIZ-Empfehlungen erläutere ich meinen Patienten, weise aber darauf hin, dass auch vier Implantate im Oberkiefer und zwei im Unterkiefer bei herausnehmbarem Zahnersatz funktionieren.

Aber Sie sagen ihnen auch, dass mehr Implantate mehr Halt geben?

Terhorst: Ja, darüber werden sie aufgeklärt. Je weniger Implantate man setzt, desto mehr muss man den abnehmbaren Zahnersatz auf die Schleimhaut ausweiten. Aber letztlich ist das eine Kostenfrage. Möchte der Patient sechs Implantate, setze ich sechs. Kann er sich das nicht leisten, müssen es weniger Implantate tun. Aufgrund der Zusammenarbeit mit Permadental kann ich Patienten, die sich keine so teure Versorgung leisten können oder möchten, günstige Stegkonstruktionen anbieten. Das muss man einfach mit dem Patienten besprechen. Vier Implantate im Unterkiefer zu setzen ist ja kein Verstoß gegen die zahnärztliche Kunst. Der Patient muss die Vor- und Nachteile kennen und darüber aufgeklärt werden. Die Entscheidung trifft er selbst.

Bevorzugen Sie bestimmte Implantatdurchmesser?

Terhorst: Das mache ich vom Knochenangebot abhängig. Grundsätzlich versuche ich, Standardimplantate von 4 mm Durchmesser und 10 mm Länge zu setzen. Ist das Knochenangebot jedoch zu gering, plädiere ich fürs Augmentieren. Durchmesserreduzierte Implantat setze für Stegkonstruktionen nicht ein.

Bitte beschreiben Sie das Prozedere?

Terhorst: Beim zahnlosen Patienten stellt man am besten erst die Totalprothese auf. Man legt also nicht zuerst die Implantatposition fest. Ist die Totalprothese fertig, die der Patient als Provisorium trägt, plant man rückwärts – also von der angedachten Zahnposition ausgehend.

Die Implantatposition ist also entscheidend?

Terhorst: Richtig, salopp gesagt: Man muss wissen, wo auch tatsächlich Zähne hinkommen sollen. Wenn die Implantate dann gesetzt sind, ist es wichtig, sie spannungsfrei abzuformen. Das ist eigentlich das A und O. Natürlich muss regelmäßig kontrolliert werden, ob die Einzelkomponenten auch bündig auf der Implantatschulter abschließen. Wurde ein Implantat 5 mm subgingival gesetzt, ist es natürlich schwierig, die einzelnen Komponenten so zu verschrauben, dass da keine Schleimhaut oder Ähnliches dazwischen liegt.

Worauf kommt es noch an?

Terhorst: Das A und O ist die perfekte Abformung. Die Situation im Mund muss mit der auf dem Modell übereinstimmen.

Bitte konkretisieren Sie das. Wie gehen Sie vor?

Terhorst: Die Abformpfosten werden in die entsprechenden Implantate eingeschraubt. Dann nimmt man wie üblich den Abdruck. Der Zahntechniker gießt das Modell aus, verbindet die Abformpfosten mit Kunststoff und verblockt die Implantate auf dem Modell. Der verblockte Teil wird im Mund umgesetzt und verschraubt. Per Röntgen kontrollieren wir in der Praxis dann, ob alles spannungsfrei sitzt.

Wie häufig kommen die Patienten zum Recall?

Terhorst: Alle drei Monate bei implantatgetragenen Totalprothesen. Wer eine schleimhautgetragene Versorgung hat, kommt nur einmal pro Jahr

Mit welchen Kosten muss der Patient rechnen?

Terhorst: Für schleimhautgetragenen Versorgungen nur 1.000 Euro für die Ober- und Unterkieferversorgung. Implantatgetragene Prothesen sind deutlich teurer. Stegkonstuktionen mit zwei Implantaten im Unterkiefer und damit sind viele Patienten schon gut versorgt, schlagen mit 4.000 bis 6.000 Euro zu Buche. Das hängt natürlich davon ab, mit welchem Labor man zusammenarbeitet. Setzt man aber sechs Implantate im Oberkiefer, kann das schon 15.000 Euro kosten. Entfällt der Knochenaufbau, wird es günstiger. Die Kosten variieren von Fall zu Fall.

Auslandszahnersatz ist zum Beispiel zwischen 50 und 80 Prozent günstiger, also nur der Zahnersatz, und der macht 50 bis 60 Prozent der Gesamtkosten aus.

Dr. Hardy Terhorst (MSc)
studierte Zahnmedizin in Würzburg und ist niedergelassen in eigener Praxis in Dinslaken. Er bietet seinen Patienten seit 2007 auch Auslandszahnersatz an.
Kontakt: zahn@dr-terhorst.de