Implantologie

Implantologie: DGI diskutierte fächerübergreifend

Der DGI-Kongress 2013 zeigte, dass sich die mit mehr als 8.000 Mitgliedern stärkste dentale Fachgesellschaft Europas zukunftssicher macht: Man setzt auf Nachwuchs, wissenschaftliche Initiativen, internationalen Kontakt und den Austausch mit der Medizin.


Foto: Knipping


Die DGI erntete mit ihrem Frankfurter Kongress viel Lob – auch von höchster Stelle: „Glückwunsch zu Ihrem Programm-Krimi“, sagte die DGZMK-Präsidentin Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke bereits zur Eröffnung des Wissenschaftsprogramms. Spannend an der Auswahl, die Kongresspräsident Prof. Dr. Frank Schwarz getroffen hatte, war vor allem der Austausch mit Fächern der Medizin, den Schwarz „nicht mehr fakultativ, sondern notwendig“ nennt. Dabei ging es nicht nur um „Problempatienten“, deren implantologische Behandlung womöglich durch Allgemeinerkrankungen und deren medikamentöse Therapie beeinträchtigt wird. Alles getreu dem Kongressmotto: „Gemeinsam in die Zukunft“.

Es ging vielmehr auch um Schnittstellen bei der Decodierung gemeinsamer Probleme – etwa im Bereich von Implantatentwicklungen (Orthopädie/Unfallchirurgie) oder zu Aspekten von Materialunverträglichkeiten (Allergologie). So finanziert die DGI die Peri-X-Studie über die Verträglichkeit von Titan in Patienten, die sie gemeinsam mit dem Dermatologen und Allergologen Prof. Dr. Peter Thomas aus München durchführt. Thomas fungiert ab sofort auch als Referenz-Allergologe der DGI: „Damit haben wir einen hochqualifizierten Ansprechpartner gewinnen können, der uns in allen Fachfragen berät“, wie DGI-Präsident Dr. Gerhard Iglhaut konstatierte.

Dass dann auch fachübergreifende Themenfelder wie die Qualitätsdiskussion in der Politik oder Fragen der Patientenrechte und -aufklärung beim Austausch mit medizinischen Fachdisziplinen hinzukommen, ist ein Zeichen für das An‧einanderrücken von Zahnmedizin und Medizin.

Perspektive Gesundheitspolitik

Bestens präsentiert wurde der Blick über den Tellerrand auch durch den Festvortrag von Prof. Dr. Eberhard Wille. Das Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats und Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen entwickelte am Eröffnungsabend auf unterhaltsam-informative Art Szenarien für ein gerechteres und solidarisches Gesundheitssystem, dessen Perspektiven derzeit angesichts demografischer Entwicklungen kaum zukunftssicher scheinen.

Nachwuchs stärken

Dass Schwarz mit diesem Zukunftskongress auch den fach‧eigenen Nachwuchs stärken wollte, wurde durch die Integra‧tion eines eigenen Programmteils mit der Nexte Generation deutlich. Doch bleiben wird es dabei nicht. Schwarz kündigte bereits an, dass 2014 dieser Weg durch ein Joint Venture mit der Nachwuchsgruppe der EAO fortgesetzt wird. Und 2015 will man einen eigenen Kongress mit dem Implantologen- und dem Parodontologen-Nachwuchs in München veranstalten. Damit streckt die DGI auch weiterhin die Hand in Richtung anderer zahnmedizinischer Fächer aus.

Dass eine Internationalisierung sich nicht beschränkt auf den Austausch mit Implantologen anderer Länder, verdeutlichte Schwarz: „Wir wollen unsere Therapiekonzepte mit denen anderer Länder vergleichen und den Weg hin zu internationalen Standards gehen“, kündigte er an.

In Frankfurt wurden auch die Jahresbestpreise 2012 der Mitgliederzeitschrift Zeitschrift für Zahnärztliche Implantologie (ZZI) der DGI verliehen. Die Preise zeichnen die besten Veröffentlichungen aus dem vorherigen Jahrgang der ZZI aus der Kategorie „Experimentelle Arbeit“ und „Klinische Arbeit“ aus. Den Preis für die beste Veröffentlichung in der Kategorie „Experimentelle Arbeit“ erhielten Prof. Dr. Stefan Rupf vom Universitätsklinikum des Saarlands, Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde, und seine Arbeitsgruppe für ihre Arbeit „Desinfektion und Entfernung oraler Biofilme von mikrostrukturiertem Titan mit kaltem atmosphärischem Plasma“ (Z Zahnärztl Implantol 2012;28:126–137).

Aus der Kategorie „Klinische Arbeit“ wurde Dr. Marco Degidi aus ‧Bologna, Italien, mit seiner Arbeitsgruppe ausgezeichnet. Das Thema ihrer Arbeit lautet: „Prospektive Fünf-Jahres-Verlaufsstudie definitiver Sofortversorgungen zahnloser Patienten mittels eines intraoral verschweißten Titan-Gerüsts“ (Z Zahnärztl Implantol 2012;28: 326–338). Die Jahresbestpreise der ZZI sind mit jeweils 1.000 Euro dotiert und werden vom Deutschen Ärzte-Verlag ausgelobt. Ab 2013 wird es erstmals einen ebenfalls mit 1.000 Euro dotierten „Sonderpreis“ für die beste Arbeit aus den Rubriken „Aus der Praxis für die Praxis“ oder „Neue Materialien und Methoden“ geben, der auf der Jahrestagung der DGI 2014 verliehen wird.

Dass die DGI weiterhin in der Fortbildung Akzente setzt, drohte fast schon etwas unterzugehen: Weitere 92 Implantologen schlossen in Frankfurt das Curriculum ab – inzwischen sind es mehr als 4.000. Und es startete in Frankfurt der 13. Masterstudiengang.

Präsidenten im Interview

Wer den Frankfurter Kongress der DGI verpasst hat oder bei dem umfangreichen Programm mit den rund 100 Vorträgen im wissenschaftlichen Teil und den zahlreichen Workshops nicht alles verfolgen konnte, kann sich online darüber informieren. Auf www.dental-online-college.com/dgi stehen zahlreiche Interviews mit Referenten des 27. Jahreskongresses der DGI zur Verfügung. Kongresspräsident Schwarz spricht über den Erfolg des Jahreskongresses, auch über die nationalen Grenzen hinaus, und gibt einen fachübergreifenden Blick auf die Implantologie und das DGI-Komitee Nexte Generation. Fachgesellschaft-Präsident Iglhaut erläutert den Einfluss der DGI auf die Qualität in der Implantologie, die Rolle der deutschen Implantologie in der Welt und die zukunftsgerichteten Pläne des Verbands.

Darüber hinaus findet man zahlreiche Interviews zu implantologischen Fachthemen von renommierten Experten, etwa ein Interview mit PD Dr. Stefan Fickl, Universität Würzburg, über die Indikationen von Socket-Seal-Techniken, ihre Einsatzmöglichkeiten für den Generalisten und ihren Anwendungsbereich außerhalb der Implantologie, ein Interview mit Dr. Thomas Braun, Geschäftsführer Geistlich Biomaterials, über die Einsatzmöglichkeiten und Limitationen von Knochenersatzmaterialien, über die Zukunft und die Innovationen im Bereich der Augmentation oder ein Interview mit Dr. Till Gerlach, Oppenheim, über die WeldOne-Technik. Diese erlaubt es, intraoral zum Zeitpunkt der Implantation ein Titan-Gerüst mit Implantatabutments zu verbinden, um sofort eine Prothetik mit den Implantaten zu verbinden.

Innovationsforum-Vorträge sind online

Die Workshops der Founding Goldsponsoren mit den wichtigsten Themen der Veranstaltungen werden in einem Kurzfilm vorgestellt. Außerdem: ein Rückblick auf die Jahrestagung mit vielen Referenten- und Teilnehmerstimmen sowie Eindrücken von der begleitenden Industrieausstellung Implant expo und dem Workshop „Web 2.0 & Social Media“. Wer während des Kongresses einen der Vorträge aus dem Innovationsforum verpasst hat, kann ihn online in aller Ruhe ansehen; ausgewählte Vorträge sind in kompletter Länge zu sehen. Bereits online ist ein 30-minütiger Vortrag zum Thema „Volumenerhalt nach Zahnextraktion (Socket Seal)“.

2014 findet die 28. Jahrestagung der DGI übrigens in Düsseldorf statt – also ein Heimspiel für den Kongresspräsidenten. Denn der heißt auch in diesem Jahr wieder: Frank Schwarz.