Dorothee Holsten

Wurzelstifte – ein System für alle Indikationen

Für die Rekonstruktion der klinischen Krone bei wurzelbehandelten Zähnen stehen im ER-System Stifte in identischer Form aus verschiedenen Materialien zur Verfügung. Sie erfüllen die entscheidenden Kriterien wie Passung, Friktion und Retention seit mehr als 40 Jahren. Die Anfänge dieser Erfolgsgeschichte sind genauso spannend wie ihre Zukunft.


Wurzelstifte

Abb. 1 Der ER DentinPost X und ER DentinPost ahmen das Elastizitätsmodul und die optischen Eigenschaften des Dentins gut nach. © Komet Dental


Die klinischen Situationen am Behandlungsstuhl sind ganz unterschiedlich. Da ist es vorteilhaft, wenn man aus einem System für alle Indikationen die geeignete Wahl treffen kann. Das ER-System bietet Wurzelstifte aus Titan, Gusslegierung, glasfaserverstärktem Composite bzw. aus Zirkonoxidkeramik, d.h. es gibt für alle klinischen Situationen eine Lösung.

Dabei ist die Aufbereitungssystematik immer einheitlich. Der Zahnarzt muss entsprechend den Indikationen nur noch die Material- und Gestaltungsauswahl treffen. Doch woher stammt die ursprüngliche Idee und was bedeutet eigentlich das Kürzel ER?

So fing für Wurzelstifte alles an

1980 wendete sich Prof. Hofmann, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, an Komet Dental, wo man sich schon immer für Ideen aus Hochschule und Praxis offen zeigte. Und da ist auch schon die Lösung: ER steht für Erlangen! Prof. Hofmann war ein Freund des sog. Rehrmann-Besteckes, das speziell nur für Wurzelspitzenamputationen gedacht war. Für den Prothetiker eignete es sich aber nicht, da die Länge des verbleibenden Wurzelkanallumens durch die Verbolzung mit konischen Silberstiften zu kurz geriet und somit der Stift des Aufbaus keine sichere Retention mehr gewährleistete. Hofmann betonte, dass er für den Unterricht der Studierenden ein System benötigte, das alle klinischen Maßnahmen konsequent auf die Grundlagen eines exakten Aufbaus eines marktoten Zahnes/Wurzel erfüllte: sichere Retention des Aufbaus im Wurzelkanal, kongruente Passung des Stiftes mit dem aufbereiteten Kanallumen (Bakteriendichtigkeit) und entsprechende Festigkeit des Wurzelstift-Materials bei gleichzeitiger Gewebeverträglichkeit (Korrosionssicherheit). Außerdem sollte das System den vielfältigen anatomischen Wurzelverhältnissen gerecht werden und die Individualität der Behandlungsweise der Zahnärzte Rechnung tragen.


Hofmann erinnert sich: „Ich wandte mich damals an Komet Dental, weil die Firma an unserer Klinik auf Grund der hohen Qualität ihrer Schleifer hochgeschätzt war. Mein erster Kontakt erfolgte auf der IDS 1980. Die Zusammenarbeit war hervorragend! Ich kenne kaum eine Firma, die in solch hohem Maß auf einen Ideengeber eingeht – ohne zu diesem Zeitpunkt ja voraussagen zu können, dass das Produkt von einem derartigen Erfolg gekrönt sein wird. Und es freut mich natürlich, dass das ER-System auch nach über 40 Jahren seine praktische Bedeutung beim Wiederaufbau marktoter Zähne nicht verloren hat.“

Indikationen sind spezieller geworden

Heute sind Wurzelstifte jedoch wohl abzuwägen. Da ist einerseits die Implantologie: Es sollte unbedingt die Erhaltung eines Zahnes versucht werden, solange er als Einzelzahn in geschlossener Zahnreihe steht, parodontal intakt ist und eine gute endodontische Aufbereitung und vollständige Wurzelfüllung hat. Allerdings gibt es auch Ausschlusskriterien, wie apikale Entzündungsprozesse, Risse in der Wurzel oder nicht restaurierbare, subgingivale Defekte durch Wurzelkaries oder Resorptionen, die die Zahnerhaltung unmöglich machen.

Die Abwägung, ob nach einer endodontischen Maßnahme ein Wurzelstift gesetzt werden soll, hat sich in den letzten Jahren auch deshalb restriktiv entwickelt, weil Composite die Alternative ist, wenn ausreichend koronale Restzahnsubstanz besteht. Wenn mindestens zwei Wände mit Dentinkern koronal erhalten sind, wird der koronale Defekt bereits ab den Eingangsbereichen zum Wurzelkanal adhäsiv mit Composite aufgebaut. Dadurch hat sich die Anzahl der gesetzten Stifte tatsächlich reduziert. Aber Wurzelstifte sind für die übrigen Indikationsbereiche zwingend erforderlich und nicht wegzudenken. Und genau bei diesen verbliebenen Indikationen ist es gut zu wissen, dass Wurzelstifte aus dem ER-System zuverlässig greifen.

Beispiel Glasfaserstift

Die sog. DentinPosts aus dem ER-System sind konfektionierte konische Wurzelstifte, die durch ihre Transluzenz und Festigkeit bestechen und daher besonders für den Frontzahnbereich indiziert sind (Abb. 1). Wurzelfrakturen sind nahezu ausgeschlossen, weil die Stifte ein dem Dentin ähnliches Elastizitätsmodul besitzen und bei der adhäsiven Applikation eine stressfreie Übertragung der auftretenden Kräfte in die Zahnwurzel zulassen. Der kurze DPXCL6 mit ausgeprägtem Retentionskopf wurde sehr schnell zur beliebten Alternative, wenn ein Aufbau auch in tiefer zerstörten Situationen funktionieren soll (Abb. 2). Außerdem sind einige der Glasfaserstifte durch eine Beschichtung aufgewertet. Der DentinPost Coated ist vollständig silikatisiert, silanisiert und mit einer Polymerschicht versehen, um apikal bis koronal identische Grenzflächen zwischen Stift und Composite zu gewährleisten (Abb. 3). Dieser durchgängige Adhäsivverbund wird beim DentinPost Coated beim praktischen Vorgehen durch ein unbeschichtetes Handlingsteil ermöglicht, das nach dem Einsetzen durch leichtes Verkanten abgeknickt wird.

Mehr Orientierung für Wurzelstifte

Mehr als 40 Jahre ER-System stehen für sich und eines ist klar: Einen Wurzelstift für alle Indikationen gibt es nicht. Wer jetzt den Überblick sucht, kann online den „Kompass Stiftsysteme“ schnell und unkompliziert einsehen (Abb. 4). Darin sind alle Varianten der ER-Stifte hinsichtlich Material, Länge, Durchmesser, Oberfläche und koronaler Gestaltung den Indikationen zugeordnet. Der „Kompass Stiftsysteme“ ist keine strenge Arbeitsanweisung, aber ein praktischer Pfad zur Orientierung.

Wurzelstifte

Abb. 4 Mehr Orientierung durch den Kompass Stiftsysteme © Komet Dental