CAD/CAM

Präzise und wirtschaftlich

Noch hat der optische Abdruck den konventionellen nicht ersetzt. Doch neue technische Entwicklungen und wirtschaftliche Vorteile könnten die Akzeptanz schon in Kürze deutlich erhöhen. Das Fallbeispiel veranschaulicht das Prozedere.



Die digitale Abformung etabliert sich weiter. Denn CAD/CAM-Systeme bieten gegenüber der klassischen Abformung ein Reihe von Vorteilen: Der Zahnarzt kann sofort nach der Abformung die Qualität der Aufnahmen kontrollieren oder, wenn er sich bei komplexeren Indikationen unsicher ist, Rücksprache mit dem Zahntechniker halten, bei Bedarf entsprechende Stellen nachpräparieren und neu aufnehmen. Bei der klassischen Methode hingegen werden Abformungs- oder Materialfehler erst im Labor festgestellt und verursachen einen deutlichen Mehraufwand für Zahnarzt und Patienten. Darüber hinaus entfällt bei der digitalen Erfassung und Übertragung der Daten die Verarbeitung (Desinfektion, Verpackung, Versand) der konventionellen Abformungen. Je nach Indikationen kann die Behandlung wahlweise chairside – bei Inlays, (Teil-)Kronen, Veneers oder auch kleineren Brückenkonstruktionen – oder in Zusammenarbeit mit dem zahntechnischen Labor erfolgen.

Die CAD/CAM-Behandlung in einer Sitzung sowie der abdruckfreie und somit deutlich angenehmere Behandlungsablauf bieten auch den Patienten deutliche Vorteile. Die bessere Verträglichkeit der Keramik im Vergleich zu Amalgam oder sonstigen Metallen, die exzellente Ästhetik sowie eine lange Haltbarkeit erfüllen zudem die zunehmenden Erwartungen der Patienten.

Leichter Einstieg

Ich erinnere mich noch gut an meinen Einstieg in die CAD/CAM-Welt: Damals musste ich mir viel Zeit nehmen, um mich mit dem CEREC-1-Gerät vertraut zu machen und mir einen effizienten Workflow mit der Technologie anzueignen. In den seitdem vergangenen 22 Jahren hat sich das stetig verbessert und mittlerweile ist die digitale Abformung so leicht, dass sie selbst für Nicht-Mediziner relativ gut durchführbar wäre – zumindest, was die Aufnahmen und die Konstruktion des prothetischen Vorschlags angeht.

Allerdings ist selbstverständlich weiterhin medizinisches Know-how erforderlich, um eine optimale Passgenauigkeit und eine gute Ästhetik zu erzielen. Die Benutzerfreundlichkeit ist mehr und mehr in den Fokus der Hersteller gerückt: Die Kameras sind handlicher und leichter geworden und die Bedienung der Systeme hat sich stark vereinfacht. Auch technologisch hat sich bei den Systemen in dieser Zeit eine Menge getan.

Einer der größten Meilensteine in der Entwicklung von CEREC war aus meiner Sicht die 3D-Software. Seitdem muss man nicht mehr mithilfe mehrerer 2D-Bilder dreidimensional denken. Die Software erstellt ein 3D-Modell der Zähne.

Mit der Einführung der CEREC Omnicam kam jetzt noch einmal eine wirkliche Neuerung auf den Markt: Durch die Video-Aufnahmetechnik ermöglicht sie eine puderfreie Abformung und beschleunigt so nicht nur den Workflow, sondern macht die Abformung für den Patienten bei umfangreicheren Indikationen auch angenehmer. Darüber hinaus überzeugt die Kamera durch eine leichte Handhabung sowie eine farbige Darstellung des Aufnahmegebiets. Ein zusätzlicher zweidimensionaler Videomodus kann zudem sehr gut in der Patientenkommunikation eingesetzt werden.

Der konkrete Fall

Ein 45-jähriger Patient kam in meine Praxis, um zwei frakturierte Kompositfüllungen an den Zähnen 36 und 37 erneuern zu lassen. Um dem Patienten zu zeigen, dass sich unter den Füllungen Sekundärkaries gebildet hatte, die eine deutliche Vergrößerung der Kavität bedeutete, filmte ich die Region mit der Mundkamera im 2D-Videomodus und erläuterte ihm am Bildschirm, warum ich ihm eine Vollkeramikversorgung vorschlug. Diese Video-Funktion setze ich mittlerweile sehr häufig ein, weil sie das Verständnis der Patienten verbessert und die Akzeptanz meiner Behandlungsvorschläge fördert. Die natürliche Farbgebung der Daten auf dem Monitor erleichtert dem Patienten die Vorstellung und die Orientierung im Mund – und könnte zukünftig auch einen klinischen Mehrwert schaffen: Die Software könnt künftig bei der Diagnostik und Planung helfen und die farbigen 3D-Modelldaten könnten als Grundlage für komplexe Indikationen dienen, die derzeit noch nicht über die CAD/CAM-Technologie zu fertigen sind. Per Knopfdruck schaltete ich vom 2D-Video in den 3D-Aufnahmemodus und formte die entsprechende Zahnregion mit der Mundkamera ab. Dazu fahre ich mit der Kamera von allen Seiten an den Zähnen entlang, während die Software die klinische Situation in Echtzeit 1:1 in ein dreidimensionales virtuelles Modell überträgt und in natürlichen Farben darstellt. Bei der Aufnahme muss ich keine bestimmten Abstände beachten, auch der Kontakt mit den Zähnen beeinträchtigt die Abformung nicht. Dass die Zähne für die Abformung nicht mehr eingepudert werden müssen, macht die Behandlung nicht nur für den Patienten angenehmer, sondern erleichtert auch den Workflow und spart vor allem bei komplexeren Indikationen Zeit: Bislang musste der Behandler bei der Abformung ganzer Kiefer mehrfach unterbrechen, um Präparation und Antagonisten nachzupudern. In den vergangenen Monaten habe ich gelernt, den Zeitvorteil mit der Omnicam konsequent zu nutzen. Während ich zu Beginn dazu neigte, zu viel zu scannen, merkte ich relativ schnell, dass es nicht darauf ankommt, die gesamte Zahnregion lückenlos abzuformen.

Vielmehr ist es entscheidend, dass die für die Konstruktion der Restauration relevanten Stellen einwandfrei dargestellt sind. Das spart noch einmal Zeit ohne Einbußen in der erzielbaren Restaurationsqualität.

Nach Einzeichnen der Präparationslinien und Korrelation von Ober- und Unterkiefer errechnete die Software die biogenerischen Erstvorschläge der beiden Inlays. Bei diesen habe ich anschließend die okklusalen und approximalen Kontaktpunkte sowie die Höcker und Fissuren überprüft und minimal angepasst. Zum Schluss positionierte ich die Restaurationen innerhalb des Keramikblocks und startete daraufhin mit einem Klick den Schleifvorgang, der sieben Minuten dauerte. Anschließend trennte ich die beiden fertig ausgeschliffenen Restaurationen vom Keramikblock und entfernte den sogenannten Schleifzapfen. Nach einer ersten Einprobe befestigte ich die Restaurationen adhäsiv und entfernte anschließend die Überschüsse. Die Keramikrestaurationen (Material: Vita Enamic, Farbe 1M2, Vita Zahnfabrik) wurden zur Individualisierung mit einem Polierset (Vita Zahnfabrik) poliert, wodurch sie die Farbe der Umgebung optimal aufnehmen und Licht transportieren.

Alles in allem war die gesamte Behandlung vom Platznehmen des Patienten bis zur fertigen Versorgung kürzer als die traditionelle Versorgung in zwei Sitzungen; mit dem Ergebnis waren mein Patient und ich vollauf zufrieden.

Fazit

Die digitale Abformung bietet gegenüber der klassischen Abformung viele Vorteile.

Wenn die CAD/CAM-Technologie in das eigene Praxiskonzept passt, profitieren Behandler und Patienten von der neuen Technologie innerhalb kürzester Zeit, weil die Einarbeitung heutzutage relativ schnell geht. Handliche intraorale Kameras wie die CEREC Omnicam und eine puderfreie Abformung erleichtern den Workflow und schaffen – je nach Indikation – einen mehr oder weniger deutlichen Zeitvorteil. Die realitätsnahe Farbgebung der virtuellen Daten erleichtert die Orientierung im Patientenmund und legt darüber hinaus die Grundlage für klinischen Mehrwert.[]

Dr. Alessandro Devigus studierte Zahnmedizin in Zürich und ist seit 1990 niedergelassen in einer eigenen Praxis in Bülach bei Zürich. Seit 2000 ist er CEREC Instruktor an der Universität Zürich. Er ist Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für computerunterstützte Zahnmedizin und aktueller Präsident der Neuen Gruppe.
Kontakt: www.cerec.net.