Minimalinvasive Konzepte bei Veneers



Die ästhetischen Ansprüche unserer Patienten steigen aufgrund gesellschaftlicher Einflüsse ständig. Verschiedene Weiterentwicklungen, besonders in der Adhäsivtechnik verändern die Einsatzbereiche und Möglichkeiten zahnärztlicher Therapien. Mit Veneers ist die Versorgung von Frontzähnen sehr schonend möglich und gleichzeitig können höchste ästhetische Ergebnisse erzielt werden. Diese Technik ist zwar schon Jahrzehnte lang bekannt, doch erst mit der Adhäsivtechnik ließen sich Veneers sicher und voraussagbar befestigen.

Der Verlust von Zahnhartsubstanz verschlechtert die Prognose der Zähne immens. Daher ist ein minimalinvasives Vorgehen anzustreben und das Beschleifen von Vollkronen in aller Regel zu vermeiden. Seit einigen Jahren ist es durch die Verbesserung der Technik möglich, Veneers auf unbeschliffenen Zähne adhäsiv zu befestigen und somit die gesunde Zahnsubstanz vollständig erhalten zu können. Wichtig für diese Non-prep-Veneers ist es, dass die Zahnpositionen korrekt sind. Andernfalls muss eine kieferorthopädische Vorbehandlung erfolgen. Drei Fallberichte zeigen die unterschiedlichen Konzepte.

Abb. 1 zeigt die Ausgangssituation. Die Patientin wünschte sich eine Verbesserung der Ästhetik. Als erstes erfolgte die Analyse des Status quo. Dabei ist es unabdingbar, sowohl auf die weiße als auch auf die rote Ästhetik einzugehen. Gestartet wird mit einem diagnostischen Wax-up, um die Zielsetzung des Behandlungsergebnisses exakt festzulegen. Die weiße Ästhetik ist aufgrund von Füllungen, der Zahnstellung, Verfärbungen und einen unregelmäßigen Schneidekantenverlauf verbesserungswürdig. Allein durch eine Veneerversorgung kann in diesem Fall kein ideales Ergebnis erzielt werden. Daher muss auch die rote Ästhetik besprochen werden. Die Patientin hat an allen oberen Frontzähnen Rezessionen zwischen 2 und 5 mm, die zu decken sind. Zusätzlich soll das schwarze Dreieck zwischen den beiden mittleren Frontzähnen geschlossen werden. Ohne die ästhetisch-plastische Parodontalchirurgie lässt sich in solchen Fällen kein ideales Ergebnis erzielen.

Tunneltechnik

Dazu wird die Tunneltechnik mit einem koronalen Verschiebelappen und Bindegewebe zur Deckung der Rezessionen angewandt. Nach der Heilungsphase von acht Wochen werden die Zähne minimalinvasiv mithilfe eines Schlüssels präpariert. Die Versorgung mit Keramik-Veneers erfolgt als Abschluss der Behandlung. Die Veneerschalen werden mit Variolink nach der Einprobe mit farblich passender Try-in-Paste unter kompletter Trockenlegung mit Kofferdam definitiv adhäsiv eingegliedert. Die Patientin ist mit dem Behandlunsergebnis sehr zufrieden (Abb. 2).

Zweites Fallbeispiel

Der zweite Fall zeigt die Ausgangssituation, bei der eine junge Patientin mit dem Längen-Breiten-Verhältnis ihrer Oberkieferfrontzähne unzufrieden ist. Als erster Schritt erfolgt auch hier die genaue Analyse. Dabei ist eine großflächige Kompositfüllung an dem Zahn 11 auffällig. Die ideale Zahnstellung ermöglicht es, eine Versorgung ohne kieferorthopädische Korrekturen und ohne Zahnhartsubstanzverlust zu erreichen. Es ist mittlerweile möglich, für den Patienten eine CAD/CAM-gefertigte Schiene zu erstellen. Diese Schiene wird am PC designt und anschließend gefräst.

 Bei einer minimalen Schichtstärke von 0,3 mm kann ein ideales Versorgungsziel festgelegt und der Patientin als Mock-up eingesetzt werden. Die Patientin wird mit Non-prep-Veneers ohne jeg‧lichen Zahnhartsubstanzverlust versorgt. Die oberen Frontzähne wurden verlängert und somit konnte eine sehr ansprechende Ästhetik erzielt werden (Abb. 4). Ein komplett noninvasives Verfahren ermöglichte die Rekonstruktion der fehlenden Zahnhartsubstanz.

Parodontitis-Fall

Der letzte Fall zeigt die Ausgangssitua‧tion der Patientin, die an einer aggressiven Parodontitis litt (Abb. 5). Aufgrund der vorangeschrittenen Erkrankung des parodontalen Halteapparats ist der Verlust klinisch deutlich sichtbar. Die Patientin wurde nach einer ausgedehnten Parodontitistherapie kieferorthopädisch vorbehandelt. Diese Fälle sind sehr schwer zu lösen. Eine Rekonstruktion des verloren gegangenen Hart- und Weichgewebes ist bei diesem Abbau nicht möglich. Daher sind eine lange klinische Krone und schwarze Dreiecke auch bei der definitiven Versorgung nicht immer zu vermeiden. Die Prognose der Zähne, die weit über 40 Prozent des parodontalen Halteapparats verloren haben, verschlechtert sich. Weiterer Schaden würden durch eine Kronenpräparation entstehen. Ein minimalinvasives Vorgehen, also eine geringe Präparation der Schneidekante und eine direkte Kompositversorgung, ist anzuraten.

Eine lange Kronenform lässt sich dabei nicht immer vermeiden. Doch in diesem Fallbeispiel ließen sich dafür die schwarzen Dreiecke verschließen.

Dr. Paul Leonhard Schuh
studierte Zahnmedizin in Witten/Herdecke und ist zurzeit in der Weiterbildung in der Bolz-Wachtel Dental Clinic in München tätig.
Kontakt: p.schuh@bolz-wachtel.de