Fluoreszenzunterstützte Kariesexkavation



Der klassische Weg der Kariesexkavation ist die Inspektion und die Untersuchung mit der Sonde: Verfärbungen und die weiche Konsistenz von demineralisiertem Dentin sind dabei die Kriterien, nach denen sich der Zahnarzt richtet. Beide Kriterien haben aber ihre Schwächen. Die Verfärbungen sind keine zuverlässigen Indikatoren von kariös befallenem Dentin. Die weiche Konsistenz des Dentins geht über den Bereich hinaus, der als infiziert und nicht mehr remineralisierbar gilt. Die Härte des Dentins nimmt nämlich erst mit steigendem Mineralisationsgrad wieder zu, aber nicht zwingend an dem Punkt, an dem infiziertes in nicht-infiziertes Dentin übergeht. Das kann zu einer etwas zu starken Exkavation verführen. Als erste alternative substanzschonende Methode wurde die Anfärbung des Dentins eingeführt. Durch seine erhöhte Porosität gegenüber gesundem Dentin sollte die Färbemethode die abzutragenden Bereiche zuverlässig kennzeichnen. Allerdings entspricht die Grenze der Porosität nicht ganz der Grenze der infizierten Schicht, so dass möglicherweise auch hier mehr abgetragen wird als notwendig. Zudem erfordert das Nachfärben der freigelegten Schichten Behandlungszeit.

Die später entwickelte chemomechanische Kariesexkavation, die die entmineralisierten Bereiche erweicht und dadurch eine Abtragung mit Handinstrumenten ermöglicht, ist leider auch nicht in der Lage, die Grenze von infiziertem zu nicht-infiziertem Dentin sichtbar zu machen. Wie bei der Kariesdetektion muss man mit einem gewissen Zeitaufwand für das mehrfache Auftragen der Substanz rechnen. Die Polymer-Rosenbohrer zeichnen sich dadurch aus, dass ihr Abtrag auf das weiche Dentin beschränkt ist, gesundes Dentin aber nicht erfasst wird. Die Infektionsgrenze wird dadurch nicht ermittelt. Auch gelten hoher Verschleiß und der Aufwand für den Instrumentenwechsel als Nachteile der Methode. Auf der Suche nach einer differenzierenderen Methode stieß man auf die lichtoptischen Unterschiede zwischen infiziertem und nicht infiziertem Dentin. So werden z. B. unter Beleuchtung mit fluoreszierendem Licht die Grenzen sichtbar: Von Bakterien infiziertes Dentin leuchtet rot, gesundes Dentin dagegen grün. Der Farbunterschied entsteht aufgrund von Coporphyrinen und weiteren Substanzen, die vermutlich als Stoffwechselrückstände speziell von kariesauslösenden Bakterien im Dentin verbleiben. Erstbesiedelnde Bakteriengruppen hinterlassen dagegen keine in diesem Lichtbereich sichtbaren Spuren. Bewaffnet mit Lichtquelle und visuellen Filtern, kann der Zahnarzt den Fortschritt und das Erreichen der Grenze seiner Exkavation verfolgen. Untersuchungen zeigen, dass der Farbunterschied tatsächlich sehr gut mit der Grenze des infizierten Dentins korreliert, ein Abtragen aller roten Bereiche also zu einer Exkavation aller kariösen Bereiche führt. Im Vergleich zu den anderen Methoden werden damit keine größeren Kavitäten erzeugt, die Entfernung aller kariösen Stellen gelingt aber zuverlässiger. Der Zeitaufwand ist dabei zumindest nicht größer.

Wer die Methode genauer kennenlernen und auch in klinischer Anwendung sehen möchte, den verweise ich auf den dreiteiligen Vortrag von Professor Buchalla auf dem Dental Online College. Der Vortrag steht allen Dental-Magazin-Lesern für vier Wochen kostenlos zur Verfügung. Folgen Sie nach Ihrer Gratis-Registrierung diesem Link: www.dental-online-college.com/dentalmagazin

Dr, Marcus Bechtold

studierte Zahnmedizin in Würzburg und ist seit 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie in Würzburg und Prüfarzt für klinische Studien. 2011 begann er als Redakteur und Referent beim Dental Online College, seit 2012 ist er Chefredakteur.