Perfekte Ergebnisse in der ästhetischen Zone

Einzelzahnversorgung in der ästhetischen Zone

Die Einzelzahnversorgung in der ästhetischen Zone stellt für den Behandler eine große Herausforderung dar. Die Patientenanamnese und die exakte Analyse des dentalen Befundes sind von entscheidender Bedeutung für den voraussagbaren klinischen Erfolg.



Der Patient stellte sich mit Beschwerden in der Oberkieferfront vor. Anamnestisch lagen weder Allgemeinerkrankungen und noch ein Nikotinabusus vor. Das ästhetische Ergebnis war dem Patienten sehr wichtig. Die klinische Situation (Abb. 1, 2) zeigt den Zahn 21, der mit einer Krone versorgt war. Das stark gerötete Weichgewebe ließ eine Entzündung vermuten. Der zervikale Verlauf der Gingiva war rundlich homogen und die interdentalen Papillen waren erhalten. Nach Entfernung der Krone war der wurzelkanalbehandelte und mit einem Stift versorgte Zahn sichtbar.

Eine Wurzellängsfraktur stellte die Indikation für die Extraktion. Im dreidimensionalen Röntgenbild wurde das Ausmaß des knöchernen Defekts deutlich (Abb. 3). Nicht nur die vestibuläre Wand, sondern auch die große apikale Osteolyse mussten knöchern rekonstruiert werden. Nach der Extraktion und einer Heilungsphase von vier Wochen wurde horizontal mit der Bone-Lamina-Technik augmentiert. Der extrahierte Zahn diente während dieser Zeit als Provisorium. Er wurde mit Komposit an den Nachbarzähnen adhäsiv befestigt (Abb. 4, 5).

Ästhetische Analyse

Der Patient wünschte eine Rekonstruktion der Zahnkrone in möglichst natürlicher Form und Farbe. Zur ästhetischen Analyse wurden einige Parameter herangezogen.

Eine mittelhohe Lachlinie, bei der die interdentalen Papillen leicht exponiert wurden, stellt eine hohe Anforderung für die Rot-Weiß-Ästhetik dar. Weitere Hilfslinien wie die Mittellinie, die Zahnachsen, der Schneidekantenverlauf im Oberkiefer, die Papillen und der Gingivaverlauf sind in die ästhetische Analyse und Auswertung mit einbezogen worden. Da es sich im konkreten Fall um den Ersatz eines einzelnen mittleren Frontzahns handelte, war die Auswahl der Korrekturmöglichkeiten sehr eingeschränkt.

Dreidimensionale Implantatplanung

Nach erfolgreicher Augmentation und einer Einheilphase von acht Monaten wurde erneut ein dreidimensionales Bild für die Planung des Implantats angefertigt.

Die Implantatplanung wurde mit der NobelClinician Software durchgeführt. Eine DVT-Aufnahme mit einer Messschablone oder einem Referenzbaustein ist dafür nicht nötig. Die 3D-Aufnahme wurde in die Software importiert (Abb. 6).

Gleichzeitig wurden Präzisionsabformungen mit Polyether vom Oberkiefer des Patienten angefertigt und im Labor mit und ohne Wax-up eingescannt. Die Scandaten beider Modelle wurden ebenfalls in das Programm importiert. Voraussetzung dafür sind eine Anzahl von mindestens sechs Zähnen als Referenz und geringe Strahlungsartefakte. Der Schnitt durch die Frontregion 021 zeigt deutlich die erfolgreiche biologische Augmentation (Abb. 7), durch die ausreichend Volumen für die Insertion eines Implantats geschaffen wurde. Die Daten der DVT konnten mit den Scandaten des Oberkiefermodells gematcht werden. Dies erlaubt, das Volumen des Weichgewebes digital zu messen und somit zu planen (Abb. 8).

Für die prothetisch ideale Positionierung des Implantats wurde darüber hinaus das Wax-up mit den Datensätzen gematcht (Abb. 9). Die Ausdehnung der Bohrschablone kann grundsätzlich im Programm dargestellt und angepasst werden (Abb. 10). Die Rotation der Modelle ermöglicht es, die Planung der Implantatposition in allen Ebenen zu überprüfen (Abb. 11). Gemäß der Planung wurde die Implantation mit der angefertigten Bohrschablone durchgeführt. Somit ist das Implantat an der biologisch und prothetisch korrekten Stelle gesetzt worden (Abb. 12). Es erfolgte eine geschlossene Einheilung (Abb. 13).

Weichgewebsmanagement

Nach einer Einheilphase von drei Monaten ist klinisch das Volumen bis auf ein keines Defizit wieder erreicht worden (Abb. 14, 15). Um eine zusätzliche Stabilität, die für den Langzeiterfolg notwendig ist, zu erreichen, wurde eine Rolllappentechnik zur Implantateröffnung gewählt. Im ersten Schritt konnte die Entepithelialisierung des Lappens mit dem goldenen Diamanten erfolgen (Abb. 16). Der Lappen wurde vestibulär gestielt belassen, um kein Gewebe zu verlieren und eine gute Versorgung des Lappens gewährleisten zu können (Abb. 17). Der Mukoperiostlappen wurde vestibulär mobilisiert und mit dem Tunnelinstrumentarium freipräpariert (Abb. 18). Im Anschluss konnte der Lappen in die Tasche nach vestibulär eingeschwenkt werden (Abb. 19).

Durch diese Technik ist bei der Implantatfreilegung kein Gewebe verloren gegangen und gleichzeitig die Verdickung des periimplantären Weichgewebes im besonders kritischen Bereich der bukkalen Wand erfolgt (Abb. 20). Der Gingivaformer wurde aufgeschraubt und auch die vertikale Dimension konnte wieder aufgebaut werden (Abb. 21). Die prothetische Versorgung konnte nun an den Nachbarzahn angepasst werden, da die biologischen Voraussetzungen wiederhergestellt wurden. Das Volumen wurde sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Ebene aufgebaut (Abb. 22 , 23).

Fazit

Die Rehabilitation der Einzelzahnlücke mit einer implantatgetragenen Einzelzahnkrone ist eine anspruchsvolle Versorgung. Vor der prothetischen Versorgung sind folgende Einflussfaktoren in die Planung zu integrieren:

  •   die schonende Zahnextraktion,
  •   die Wahl des Implantatsystems und der Innenverbindung sowie
  •   die Ermittlung und Planung der idealen Implantatposition.

Die digitale Planung ermöglicht ein minimalinvasives operatives Prozedere und eine hohe Präzision. Zur Bewertung des klinischen Erfolgs der roten Ästhetik verwenden wir den Pink Esthetic Score (Fürhauser). Er bezieht sich auf eine zweidimensionale Impression des klinischen Bilds. Die dritte Dimension erfasst das Volumen um das Implantat, das für die Langzeitstabilität eine entscheidende Rolle spielt. Das klinische Ergebnis konnte für den Patienten voraussagbar und sicher erzielt werden (Abb. 24).

Dr. Paul Leonhard Schuh
studierte Zahnmedizin in Witten/Herdecke und ist zurzeit in der Weiterbildung in der Bolz-Wachtel Dental Clinic in München tätig.

Kontakt: p.schuh@bolz-wachtel.de