Pro und Contra Gewinnbeteiligung

Was Zahnärzte bieten, um ihre Mitarbeiter zu halten

Gemeinsame Ausflüge, gesundes Mittagessen und regelmäßige Meetings außerhalb des Praxisalltags sind in vielen Praxen gang und gäbe. Doch eine Gewinnbeteiligung für ZFA und Co? Motiviert extrem, vertritt ZÄ Michaela Sehnert, Halle an der Saale. Wird kaum wahrgenommen, sagt Dr. Peter Bongard, Zahnzentrum Moers.


Kontrovers Gewinnbeteiligung für ZFA

Gewinnbeteiligungen sind eine Motivationsquelle für ZFA und Co, findet ZÄ Michaela Sehnert. Dr. Peter Bongard ist da anderer Meinung. (© Sehnert/Bongard)


+ Pro: Gewinnbeteiligung ist Hauptmotivation fürs Team

ZÄ Michaela Sehnert, Halle an der Saale

Wer mehr leistet, sollte auch mehr verdienen. Ein Danke und eine tolle Arbeitsatmosphäre allein reichen nicht. Das gilt nicht nur für Zahnarztpraxen, sondern generell. Geld hat einen sehr hohen Stellenwert, gerade bei Familien, bei Müttern mit Kindern. In meiner Praxis bekommt jeder im Team ein Grundgehalt, das sich vor allem nach der Qualifikation richtet, die Prophylaxehelferinnen verdienen zum Beispiel mehr als die Stuhlassistenz. Zusätzlich stocken meine Mitarbeiterinnen ihr Grundgehalt durch eine Gewinnbeteiligung auf.

Diese Regelung greift bei allen Leistungen, die am Patienten erbracht werden, vom Bleaching über die PZR und das intraorale Scannen bis hin zum Befestigen von Invisalign-Attachments. Das System ist simpel. Die Teammitarbeiterinnen melden sich morgens mit ihrem Passwort im Computersystem an, geben ihre Leistungen ein, die automatisch ihrem Konto zugeordnet werden. Die Gewinnbeteiligung in Höhe von 10 Prozent des Umsatzes zahle ich quartalsweise, um den Anreiz zu erhöhen. So kann eine Prophylaxehelferin durchaus mal auf ein Gehalt von 3.500 Euro netto kommen und verdient in dem Monat vielleicht mehr als der Ehemann. Das motiviert. Auch für mich ist die Gewinnbeteiligung eine Sicherheit. Sagt ein Patient ab, bemüht sich mein Team sehr, die „Lücke“ zu füllen. Selbst die Urlaube managen meine Mädels in Eigenregie, immer mit Blick auf ihre Gewinnbeteiligung.

– Contra: Sozialleistungen binden Mitarbeiter stärker

Dr. Peter Bongard, Moers

Es gibt zwar auch bei uns eine Gewinnbeteiligung, ist aber nicht der entscheidende Motor zu mehr Arbeitsmotivation. Sie wird von unseren ZFA kaum wahrgenommen. Zusätzliche Sozialversicherungsleistungen werden weit höher geschätzt. Ganz oben steht die private Krankenversicherung mit Chefarztbehandlung und Einzelzimmer, die wir für unsere ZFA nach der Probezeit abschließen. Vor allem mit Blick auf die Familienplanung ist das nicht selten ein Grund für die Bindung an unsere Praxis. Das gilt auch für die Betriebsrente, die wir zusätzlich zur BfA-Rente zahlen. Eine festangestellte Köchin kocht jeden Mittag fürs Team, da wir höchsten Wert auf gesunde Ernährung legen. Die Mitarbeiter zahlen maximal 3 Euro für ein Essen mit frischen Zutaten. Fertiggerichte sind tabu. Die gemeinsame Mittagspause stärkt zudem den Teamgeist. Anders als die Gewinnbeteiligung wird bei uns der Gesundheitsbonus gezahlt. Damit würdigen wir die ZFA, die die Arbeit einer erkrankten Kollegin kurzfristig übernehmen muss. Wer im Jahr keinen Tag krank war, erhält 1.500 Euro brutto zusätzlich, wer einen Tag fehlte 1.000 Euro, bei zwei Krankentagen gibt es 500 Euro.

Fazit

Die zusätzlichen Sozialversicherungsleistungen werden weit mehr geschätzt als die Gewinnbeteiligung, möglicherweise, weil in Moers die Grundgehälter höher sind als in den neuen Bundesländern.

Mehr Tipps und Anregungen, wie man gutes Personal an die eigene Praxis bindet, finden Sie auch hier.

 


Die Experten

ZÄ Michaela Sehnert
niedergelassen in Halle/Saale seit 2016, sieben Angestellte, darunter eine Zahnärztin.

Dr. Peter Bongard
seit 1999 Inhaber des Zahnzentrum Moers, rund 50 Angestellte, fünf Zahnärztinnen, vier Zahnärzte.