Kalkulation Kompositfüllung vs. Cerec-Inlay

Füllung oder CAD/CAM – planen und kalkulieren

Gerade angesichts der nicht unerheblichen Anschaffungskosten stehen Zahnärzte immer wieder vor der Frage, ob sich für ihre Praxis die Anschaffung eines CEREC lohnt. Investitionen in dieser Größenordnung müssen tatsächlich gut überlegt werden.


Füllung oder CAD/CAM – planen und kalkulieren

Füllung oder CAD/CAM – planen und kalkulieren © Sirona


Vor der Anschaffung steht immer die Frage, ob und wie schnell sich das Gerät amortisiert. Anhand einer Fallstudie zeigen wir Ihnen die mögliche Umsatzentwicklung und erläutern, wie sich die Rentabilität ermitteln lässt. Für unseren Fall haben wir eine Praxis aus dem Ruhrgebiet mit ihren Zahlen aus der Umsatzstatistik gewählt. Diese Praxis hat im Jahr 2015 insgesamt 254 dreiflächige Füllungen gelegt. In unserer Kalkulation gehen wir davon aus, dass es dem Praxisteam gelingt, in 2016 etwa in 35 Prozent der Fälle statt einer Kompositfüllung ein Cerec-Inlay mit dem Patienten zu vereinbaren.

Zunächst ist die Honorarberechnung für Kompositfüllungen im Vergleich zum Honorar für Inlays zu betrachten.


Honorar für Kompositfüllung, 3-flächigHo
Zahn Geb.-Nr. Anz. Leistung Faktor Betrag
34 70 1 Vitalitätsprüfung eines Zahnes 2,3 6.47 €
34 100 1 Intraorale Leitungsanästhesie 2,3 9.05 €
34 2030 1 Besondere Maßnahmen 2,3 8.41 €
34 2100 1 Kompositfüllung 2,3 83.05 €
Gesamtbetrag 106.98 €


Honorar für Inlay, CAD/CAM, mehr als 2-flächig
Zahn Geb.-Nr. Anz. Leistung Faktor Betrag
34 70 1 Vitalitätsprüfung eines Zahnes 2,3 6.47 €
34 90 1 Intraorale Infiltra‧tionsanästhesie 2,3 7.76 €
34 2030 1 Besondere Maßnahmen 2,3 8.41 €
OK/UK 65 2 Optisch-elektronische Abformung 2,3 20.70 €
33–36 2040 1 Kofferdam 2,3 8.41 €
34 2197 1 Adhäsive Befestigung 2,3 16.82 €
34 2170 1 Einlagefüllung. mehr als 2-flächig 2,3 221.07 €
Gesamtbetrag 289.64 €


Resultat 1: Ein Inlay, mehr als dreiflächig, erwirtschaftet ein Mehrhonorar von 182,66 €.

Weitere Einnahmen

In diesem Fall kommen jedoch weitere Einnahmen auf die Praxis zu, denn mit Herstellung eines Inlays sind immer Kosten für die Zahntechnik verbunden. Bei Anschaffung einer CAD/CAM-Einheit fallen die Laborkosten der Zahnarztpraxis zu.

In diesem Fall sind folgende Laborleistungen denkbar:


Laborleistungen
723 1 Zahnfarbenbestimmung I
xxx 1 CAD: Modellsegmentierung
xxx 1 Silikonbiss CAD/CAM anfertigen
xxx 1 CAD: Bearbeitung Präparationsgrenze
xxx 1 CAD: Einlagefüllung. dreiflächig. Konstruktion
xxx 1 CAD: Kaufläche konstruieren
xxx 1 CAM: Einlagefüllung. dreiflächig. Fräsung
xxx 1 Indiv. Ausarbeitung Einlagefüllung. dreiflächig. Fräskeramik
5306 1 Keramik konditionieren
5401 1 Keramik ätzen
1 Material: Fräsblock

Hinweis: Die mit „xxx“ ausgewiesenen Felder sind keine in der BEB enthaltenen Leistungen. Der Euro-Betrag muss nach tatsächlich entstandenen, angemessenen Kosten individuell ermittelt werden. In unserem Beispiel kalkulieren wir für die zahntechnischen Leistungen einen Gesamtbetrag von 250,00 € für ein dreiflächiges Inlay.

Resultat 2: Wenn statt einer dreiflächigen Kompositfüllung ein dreiflächiges Inlay im CAD/CAM-Verfahren hergestellt wird, verbleibt in der Praxis ein Mehrumsatz pro Füllung von 432,66 €.

Zeitaufwand

Der überaus erfreuliche Ertragsunterschied könnte zu der Frage führen, warum machen es denn nicht alle so? Ein entscheidender Faktor muss bei der Anschaffung einer CAD/CAM-Einheit berücksichtigt werden: die Zeit. In unserem Kalkulationsbeispiel haben wir für die dreiflächige Kompositfüllung einen Zeitaufwand von 35 Minuten berücksichtigt, bei der CAD/CAM-Fertigung haben wir 45 Minuten am Patienten und 30 Minuten für die Herstellung des Werkstücks kalkuliert. Wenn es gelingt, 35 Prozent der dreiflächigen Füllungen als CAD/CAM-Restaurationen mit den Patienten zu vereinbaren, sieht der Zeitaufwand pro Jahr folgendermaßen aus:


Zeitaufwand pro Jahr
Jahr Anz. Leistung Zeitaufwand in Stunden
2015 250 Füllungen 146
2016 162,5 Füllungen 95
87,5 Cerec-Inlays ZA 66
87,5 Cerec-Inlays ZT 44

Resultat 3: Es entsteht bei der Umstellung auf CAD/CAM-Fertigung ein zeitlicher Mehraufwand von 58 Stunden, die bei der Terminplanung entsprechend zu berücksichtigen sind.

Stundensatz

Das Umstellen auf CAD/CAM-Fertigung kostet demnach deutlich mehr Zeit, die ggf. auch für andere Behandlungen nicht mehr zur Verfügung steht. Lohnt sich die Umstellung trotzdem? Wir vergleichen die Entwicklung des Stundensatzes:


Entwicklung des Stundensatzes
Jahr Zeitaufwand/Stunden durchschn. Stundensatz
2015 146 183.18 €
2016 204 316.42 €

Resultat 4: Auch wenn pro Füllung ein erheblicher zeitlicher Mehraufwand entsteht, rechtfertigt der Umsatz pro Stunde durchaus die Umorganisation des Terminplaners.

Gesamtergebnis

Unsere Musterpraxis ist jetzt natürlich gespannt, wie sich das bisher Überlegte in einem Jahresergebnis darstellt. Bei der Betrachtung der Zahlen bitte berücksichtigen:


Gesamtergebnis
Ertrag Ertrag gesamt Differenz
2015 Honorar für 250 Füllungen 26.745.00 € 26.745.00 €
2016 Honorar für 162.5 Kompositfüllungen 17.384.25 € 64.602.75 €
Honorar für 87.5 CAD/CAM-Inlays 25.343.50 €
Zahntechnik für 87.5 CAD/CAM-Inlays 21.875.00 € + 37.857.75 €

Es geht nach wie vor „nur“ um die Umstellung bei dreiflächigen Kompositfüllungen.

Fazit

Für die hier vorgestellte Musterberechnung für unsere Kundenpraxis im Ruhrgebiet fällt das Ergebnis für dreiflächige Restaurationen bei einer Umstellung auf die anteilige CAD/CAM-Fertigung deutlich zugunsten der neuen Technik aus. Wichtig ist dabei zu bedenken: Es ist erfolgsentscheidend, sich für die Umstellung ein Ziel zu setzen. In unserem Fall lautete dies:

  • 35 Prozent der Füllungen der Praxis werden CAD/CAM-Rekonstruktionen.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen organisatorische Veränderungen im Betrieb vorgenommen werden. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen benötigen eine intensive Schulung. Und auch die Kommunikation mit dem Patienten muss perfekt sein und sollte deshalb geübt werden.

Eine solche Umstellung erfordert immer ein Konzept, in das das gesamte Team eingebunden ist.

Christine Baumeister-Henning

Christine Baumeister-Henning
ist seit 1982 im Praxismanagement aktiv und zertifizierte Z-PMS-Moderatorin,
Business-, Team- und Konfliktcoach, Sachverständige für Gebührenrecht.
info@ch-baumeister.de