Deutscher Zahnärztetag 2018

Gegen versorgungsfremde Investoren

Es ist schon eine kleine Tradition, dass der Deutsche Zahnärztetag in der Frankfurter Paulskirche eröffnet wird. Das diesjährige Fachtreffen steht im Zeichen der zahnmedizinischen Versorgungsqualität sowie der Gefährdung der bestehenden Versorgungsform durch versorgungsfremde Kapitalinvestoren.



BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel hält es für paradox, dass die zahnmedizinische Versorgung durch großartige Präventivleistungen punktet, sie aber gleichzeitig durch Rendite-gierige Finanzinvestoren in ihrer Struktur und damit vor allem in ihrer Q  ualität der Patientenversorgung gefährdet sei. Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der KZBV, sieht das seit 2015 geltende GKV-Stärkungsgesetz, das arztgruppengleiche MVZ – derzeit seien 600 bekannt – ermöglicht, als Einladung für versorgungsfremde Kapitalinvestoren. „Deutschlands Zahnmedizin wird als Eldorado für Kapitalanlagen gesehen“, meint Eßer.

Bis heute habe man sieben versorgungsfremde Investoren decodieren können, die mit eindeutiger Renditeerzielungsabsicht eine möglichst große Marktdurchdringung als Ziel hätten. Und diese MVZ und MVZ-Ketten seien zu 80 Prozent in Ballungsgebieten anzutreffen. Wenn sie in ländlichen Bereichen auftauchen, dann seien dies einkommensstarke Regionen. Eßer unterstrich, dass gerade in Ballungszentren Über- und Fehlversorgungen drohten. Daher forderten alle zahnärztlichen Verbände das „Einfallstor“ zu den MVZ, also den Erwerb von Krankenhäusern, stärker zu regulieren.

Dies könnte dadurch geschehen, dass man die Gründungsberechtigung stärker auf fachlichen und räumlichen Bezug festlege. „Fachlich“ bedeute, dass das Krankenhaus schon vorher an der vertragszahnärztlichen Versorgung teilgenommen haben muss. „Räumlich“ bedeutet, dass ein neues MVZ ortsnah also im Planungsbereich des Krankenhauses liegen müsse, und es müsse ein Bedarf vorhanden sein.

Kaum noch Verständnis haben die Standesorganisationen für die erneute Aussetzung der Abstimmung über die veraltete Approbationsordnung. Sie war vor wenigen Wochen zum zweiten Mal vom Bundesrat von der Tagesordnung genommen worden – aus finanziellen Gründen. „Das ist“, sagte Engel, „aus unserer Sicht ein Skandal. Wir möchten mit dieser uralten Approbationsordnung nicht ins Guiness-Buch der Rekorde kommen.“

Schließlich fordern die Verbände die Gleichwertigkeitsprüfung für ausländische Berufsausübungskandidaten. Dies sei zur Wahrung der Sicherheit der Patienten unbedingt notwendig. Denn wenn die Gleichwertigkeit nicht dem EU-Level entspreche, sei das Verfahren nicht haltbar.

Das wissenschaftliche Programm steht unter dem Motto „Misserfolge – erkennen, beherrschen, vermeiden“. DGZMK-Präsident Prof. Dr. Michael Walter und sein gewählter Nachfolger im Amt, Prof. Dr. Roland Frankenberger unterstrichen in Frankfurt, dass die Guidelines – also die Leitlinien – Ausdruck des Qualitätsanspruches der DGZMK. Viele dieser Leitlinien seien von der DGZMK auf den Weg gebracht worden. Und das sei eine gemeinsame Aktivität aller zahnärztlichen Verbände. Frankenberger: „Alle Beschlüsse dazu fallen bei uns einstimmig.“ Dass eine Leitlinienerstellung oft Jahre dauere, liege an dem komplexen mehrstufigen Verfahren, zu dem u.a. die Klassifikation, die Art der Leitlinie, die Anmeldung bei der AWMF, die redaktionelle Arbeit, die externe Begutachtung und schließlich die Publikation zählten. Derzeit seien mehr als 50 Leitlinien in Arbeit – die meisten davon sind S3-Leitlinien.

Im Wissenschaftsprogramm fragte Prof. Dr. Peter Reinhard Pospiech, Würzburg, ob alle  Misserfolge in der prothetischen Zahnmedizin vermeidbar seien. Nicht gänzlich, antwortete er, aber deutlich zu minimieren. So sei beispielsweise Retentionsverlust bei guter Vorbereitung kein Thema. Es könne nicht sein, dass mit zunehmender CAD/CAM-Fertigung grundlegende Dinge verloren gingen, betonte er. Man dürfe nicht alles „dem Kleber“ überlassen. Bei der Befestigung von Kronen bevorzuge er das Zementieren.

Dr. Bernd Reiss, Malsch, stellte die Ceramic Success Analysis  – die Risikominimierung bei Keramikversorgungen in der Zahnarztpraxis – vor.  An diesem Qualitätssicherungsprojekt der Arbeitsgemeinschaft Keramik, eine multizentrische Feldstudie mit niedergelassenen Zahnärzten, könne jeder Zahnarzt teilnehmen. Der Ablauf: Die teilnehmenden Praxen übermitteln zunächst die klinischen Ausgangsbefunde wie Zahnvitalität, Papillenblutungsindex, Restaurationsgröße, Lage der Restauration und Zahntyp, unter Angabe ihrer klinischen Vorgehensweisen, der verwendeten Materialien sowie Verarbeitungstechniken an die AG Keramik. Daraufhin erhält der Teilnehmer eine grafische Darstellung seiner individuellen Befunddaten und Vorgehensweisen im Vergleich zu den Mittelwerten aller Studienteilnehmer. Bei besonders auffälligen Unterschieden zwischen Individualdaten und Mittelwert erhält der Teilnehmer zusätzlich zur grafischen Aufbereitung einen Kommentar mit entsprechenden Hinweisen. Alle Praxen können ihre eigenen Behandlungsdaten mit den Werten der anderen Praxen vergleichen, wodurch die Hinterfragung eigener Vorgehensweisen sowie ein anonymer Vergleich mit dem Prozedere anderer Zahnärzte ermöglicht werden. Das übergeordnete Ziel ist, die eigene Behandlungsweise zu prüfen, geeignete Indikationen für Keramikversorgungen zu erkennen und Risiken vorab einzuschätzen.

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