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Statistiker analysiert Zahngesundheit

Fast 90 Prozent der Vorschulkinder haben ein naturgesundes Gebiss, hat Prof. Rafael Weißbach von der Uni Rostock gemeinsam mit einem Zahnmediziner von der Uni Heidelberg Heidelberg herausgefunden.


Prof. Dr. Rafael Weißbach Foto: Uni Rostock


Die Zahngesundheit von Vorschulkindern hat sich in den letzten Jahren zwar regional unterschiedlich, aber dennoch stetig verbessert. In einer Studie des Wissenschaftlers Prof. Dr. Rafael Weißbach, Inhaber des Lehrstuhls für Statistik und Ökonometrie der Universität Rostock, wurde nachgewiesen, dass nahezu 90 Prozent der dreijährigen Kinder aus einer südhessischen Region ein naturgesundes Gebiss haben.

Der studierte Mathematiker und promovierte Statistiker analysierte gemeinsam mit dem Zahnarzt Dr. Michael Herzog von der Universität Heidelberg die Zahngesundheitsdaten von nahezu 2000 Vorschulkindern nach einer bisher in solchen Studien noch zu wenig genutzten mathematischen Methode (randomisierte Clusterstichproben).

Positive Entwicklung bei den Milchzähnen

Weißbach konnte nach dem Vergleich der Ergebnisse mit denen anderer Regionen in Deutschland zeigen, dass es auch dort ähnliche Resultate gibt. Insgesamt könnten die Ergebnisse auf eine positive Entwicklung bei den Milchzähnen hindeuten. Der Aufsatz des Rostocker Wissenschaftlers zu diesem Thema erscheint im Dezember in der einzigen deutschsprachigen Statistikzeitschrift „Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv“.

„Der Anteil kariesfreier Kinder eignet sich sehr gut als Prävalenzmaß für Vergleiche und Trendbeobachtungen und damit auch zur Bewertung regionaler gruppenprophylaktischer Maßnahmen“, sagt Weißbach. Allerdings wäre es gerade für Vergleiche hilfreich, die hier verwendete mathematische Methode für alle Studien dieser Art in Kindergärten anzuwenden.

Der Rostocker Forscher nutzte nicht, wie bei der Auswertung solcher Daten sonst üblich, die Methoden für unabhängige Zufallsstichproben. „Die Kinder eines Kindergartens sind vielen gemeinsamen Risikofaktoren ausgesetzt, die ihre Zahngesundheit beeinflussen können“, so Weißbach. „In der Regel variieren diese gemeinsamen Einflussfaktoren aber von einem Kindergarten zum anderen. Das haben wir bei der Planung und Auswertung der Kariesdaten mathematisch berücksichtigt, denn diese Datenstrukturen beeinflussen die Genauigkeit der Ergebnisse und damit beispielsweise auch die Möglichkeiten zur Bewertung zahnmedizinischer Gruppenprophylaxe.“

Gesetzliche Maßnahmen der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe

Karies gilt weltweit als eine häufige Zahnerkrankung und kann besonders bei Kindern recht schnell zu ausgeprägten Gebisszerstörungen führen. Dem entgegen wirken gesetzliche Maßnahmen der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe (§ 21 SGB V und Gesundheitsgesetze der Länder). Sie verpflichten Jugendzahnärzte der Gesundheitsämter unter anderem auch zu regelmäßigen zahnärztlichen Untersuchungen in Kindergärten, um Schäden an den ersten Zähnen, den relativ empfindlichen Milchzähnen, vorzubeugen. Waren in Südhessen vor etwa 50 Jahren noch über 70 Prozent der Vorschulkinder von Karies betroffen, so sind es heute, nach den Ergebnissen von Weißbach, nur noch 20 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen.

Diese positive Entwicklung zu verfolgen, ist für Zahnärzte wie Herzog nicht nur spannend, sondern auch dringend notwendig, damit sich das Blatt nicht wieder wendet. In Weißbach von der Uni Rostock hat er einen exzellenten Statistiker gefunden, der ihm wissenschaftliche Auswertungen von zahnärztlichen Untersuchungsdaten der Gruppenprophylaxe ermöglichen kann. Die Weltgesundheitsorganisation und die Bundeszahnärztekammer verfolgen ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2020 sollen weniger als 20 Prozent der Sechsjährigen von Karies betroffen sein.