Interview mit Prof. Dr. Fickl

Spagat zwischen Lehre und Praxis


Prof. Dr. Fickl im Interview mit Anne Barfuß


Herr Professor Fickl, bereits auf dem DGI-Kongress Ende 2017 haben Sie die Übernahme der privatärztlichen Praxis Ihres Vaters in Nürnberg/Fürth bekanntgegeben – fast zeitgleich mit dem Erhalt Ihres „frischen Professorentitels“. Aber Sie bleiben auch an der Uni …

Fickl: Zunächst einmal freue ich mich sehr, dass die Universität Würzburg mir diesen Titel verliehen hat. Das ist eine Bestätigung meiner Arbeit. Und richtig, ich habe mich nach langer Zeit an der Uni entschieden, in die Praxis zu gehen und gleichzeitig einen Tag pro Woche an der Universität Würzburg beizubehalten. Eine solche Kombination aus Lehre und Praxis halte ich für faszinierend.

Es ist aber auch ein Spagat …

Fickl: … in den USA, aber auch in Italien, sind solche Kombinationen gang und gäbe. Und das Modell etabliert sich nun auch in Deutschland. Ich arbeite seit Anfang Februar in der Praxis in Nürnberg/Fürth und habe einen festen Tag an der Universität Würzburg, Abteilung Parodontologie in der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie. Ich bin halt auch mit „Leib und Seele“ Wissenschaftler, komme aus der Uni, habe Spaß an der Lehre und möchte einfach mein Wissen mit den Studenten teilen.

Ist ein Tag dafür nicht etwas knapp bemessen?

Fickl: Vielleicht werden es auch zwei, das bleibt abzuwarten. Ich führe die Praxis zusammen mit meinem Kollegen Dr. Ralf Krug, einem Experten für Endodontologie und konservierende Zahnheilkunde. Gemeinsam versuchen wir, „unser Modell“ zu etablieren.

Welche konkreten Projekte schweben Ihnen vor?

Fickl: Neue Projekte und neue Konzepte gibt es immer. Wer viel klinisch tätig ist, möchte gerne viele Therapien vorantreiben und wissenschaftlich unter die Lupe nehmen. Mein Hauptthema bleiben natürlich die Implantologie und die Parodontologie, das Weichgewebsmanagement und kollagene Matrices. Gerade in einer privaten Praxis lassen sich heute Studien sehr gut realisieren. Das zeigen viele Arbeitsgruppen, sowohl internationale als auch nationale. Sehr gute parodontologische und implantologische Forschungsarbeiten stammen inzwischen aus der Praxis.

Bitte nennen Sie Beispiele.

Fickl: Da fallen mir als erstes italienische Arbeitsgruppen ein, die sehr strukturiert aus den Privatpraxen sehr wertvolle klinische Ergebnisse erhoben haben. Auch aus den USA kenne ich diese strukturierte Datenerhebung aus den privaten Praxen. Durch die wissenschaftliche Anbindung vieler Kollegen an die regionalen Universitäten ist dann in der Folge auch die Auswertung und Publikation der Daten gesichert.

Bislang hatte die Parodontologie im Gegensatz zur Implantologie keine Lobby. Können Sie das in Ihrer neuen Position ändern?

Fickl: Ich denke, dass die Parodontologie KEINE Lobby hat, ist etwas extrem formuliert. Aber es stimmt schon, die Parodontologie hat ganz sicher ein Nachwuchsproblem – dies verschärft sich leider durch die immer geringer werdende Repräsentanz an deutschen Universitäten. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch positive Entwicklungen, wie die Aktionen der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie und auch die verstärkte Sichtbarkeit des Fachs Parodontologie auf vielen internationalen Kongressen. Dort werde ich natürlich weiterhin versuchen, Werbung für das Fach Parodontologie insbesondere bei unseren jungen Kolleginnen und Kollegen zu betreiben.