ZFZ Winterakademie in Stuttgart

Reparieren oder Erneuern?

Zum 24. Mal hatte das Zahnmedizinische Fortbildungszentrum (ZFZ) Stuttgart zu Jahresbeginn zur Winterakademie eingeladen. Rund 300 Teilnehmer kamen zu der mit bekannten Referenten besetzten Fortbildung, die sich mit der Frage „Reparieren oder erneuern?“ aus Sicht verschiedener Fachdisziplinen beschäftigte.


ZFZ-Leiter Prof. Dr. Johannes Einwag eröffnete die Winterakademie und betonte, dass die Frage nach Reparieren oder Erneuern in vielen Bereichen der Praxis täglich diskutiert werde.


ZFZ-Leiter Prof. Dr. Johannes Einwag hatte wieder eine illustre Runde bekannter Referenten nach Stuttgart eingeladen. Das Thema der Winterakademie war wieder einmal so praxisnah wie üblich: Kann man noch reparieren oder muss bereits erneuert werden? Eine Fragestellung, die viele der Teilnehmer täglich zu beschäftigen scheint – das zeigten zumindest die vielen Fragen im Anschluss an die Vorträge der Referenten.

Den Anfang machte dabei die frisch ernannte Leiterin der Zahnerhaltung am Universitätsklinikum Tübingen, Prof. Dr. Diana Wolff. Sie zeigte, dass eine Füllungsreparatur nicht nur weniger Komplikationen für die Pulpa bedeutet, sondern auch das Risiko des späteren Restaurationsversagens niedriger ist und auf den Patienten geringere Behandlungskosten sowie weniger Zeitaufwand zukommt. Dabei sei es zunächst wichtig, den Grund für das Versagen der Restauration zu ermitteln. Ist der „Schaden“ an der Restauration klinisch nicht akzeptabel, könne diese repariert werden (wenn möglich) oder ausgetauscht. „Sie müssen den Patienten immer informieren, dass während der Reparatur bei unvorhergesehenen Befunden ein kompletter Austausch immer noch möglich sein kann“, betonte Wolff.

Schlechte Datenlage bei Keramiken

Im Einzelnen erläuterte sie die Behandlungsschritte bei der Reparatur von Komposit- und Amalgamrestaurationen, Vollkeramiken sowie Verblend-Metall-Keramiken (VMK). Die Datenlage und die Erfolgsraten bei Komposit und Amalgam seien gut. Anders sieht es bei VMK und Oxidkeramiken aus: hier bestehe eine sehr geringe Datenlage zum Thema Reparieren und die Ergebnisse seien klinisch teilweise unberechenbar.

Endo-Experte Prof. Dr. Michael Hülsmann zeigte anschließend, welche Optionen es nach einem endodontischen Misserfolg gibt. Ursachen dieser Misserfolge seien in der Regel persistierende oder sekundäre Infekte, die durch fehlerhafte Präparation oder ein koronales Leakage durch Restaurationsspalt erfolgen.

Hülsmann zeigte, dass es keine zielführende Richt- oder Leitlinie, zwingende Indikations- oder Kontraindikationskataloge zur Entscheidungsfindung zwischen Revision, Wurzelspitzenresektion, Extraktion oder Implantation gibt. Mögliche Faktoren für die Entscheidungsfindungen seien die parodontale Situation, die Restaurierbarkeit, die Möglichkeiten zu Revision, WSR oder Implantation, die Kosten sowie die Wünsche des Patienten.

Chipping wird überall diskutiert

Wenn die Zahnärzte mit den Patienten älter werden, gilt das auch für die prothetischen Versorgungen der Patienten. Darauf wies Zahnarzt und Zahntechniker Horst Dieterich in seinem Vortrag hin. Glücklicherweise hätten Patienten nur in wenigen Fällen Probleme mit Defekten in der Prothetik. „Manchmal muss man nur im sichtbaren Bereich etwas machen“, erklärte Dieterich. Ein wichtiges Thema sei das Chipping, das überall diskutiert werde. Dietrichs Tipp: Nicht versuchen Chipping approximal zu reparieren. „Das ist aussichtslos!“

Auch Implantate altern. Das zeigte Prof. Dr. Ralf Smeets in seinem Vortrag. Deshalb sei gerade ein gutes Parodontalkonzept so wichtig, wie er betonte. Bei ihm in der MKG-Chirurgie im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf wurden daher jetzt zwei Dentalhygienikerinnen eingestellt. Die lebenslange Pflege und ein erhöhter PA-Aufwand müssten laut Smeets den Patienten direkt im Aufklärungsgespräch vermittelt werden.

Eines gelte es zu verhindern: die Periimplantitis. Mitgebracht hatte er zu diesem Themengebiet zwei neue Theorien, die momentan in der Szene diskutiert werden würden. Zum einen „Mikrofrakturen“ im krestalen Knochen als ein Mechanismus periimplantärer Infektionen, zum anderen „Titanpartikel“ im periimplantären Gewebe, die eine proinflammatorische Antwort auslösen. Dabei handele es sich aber nicht um eine Titanallergie. „Denn Titan korridiert und entlässt dadurch Metallpartikel in das umgebende Gewebe. Diese Partikeldissemination könnte immunogene und andere Reaktionen auslösen“, erklärte Smeets.