Keine Enttäuschung von Besuchern und Ausstellern

Re-Start zur Normallität mit der IDS 2021?

Schaut man alleine auf die Zahlen – mit 830 Ausstellern war nur ein Drittel der sonst üblichen Firmen vor Ort, statt 160.000 kamen gerade einmal 23.000 Besucher –, müsste Enttäuschung vorherrschen. Doch so unzufrieden wie vermutet, waren weder die Besucher noch die Aussteller.


IDS 2021 Nachbericht

Nicht so voll wie gewohnt, aber dennoch ein Erfolg. © Koelnmesse


Tatsächlich war diese IDS 2021 trotz latenter Corona-Einschränkungen ein Re-Start hin zu mehr Normalität. Ein Erfolg, den der Verband der Deutschen Dental-Industrie e.V (VDDI) konsequent angesteuert und dabei auch das Risiko eines „Scheiterns“ – etwa bei einer kurzfristigen Absage – mutig in Kauf genommen hat. Ganz gleich, was die veranstaltende Dentalindustrie zu diesem Kurs ermuntert hat – ein drohender Dauerverlust eines Messe-Slots in Köln, die wachsende Sorge um den Standort der weltgrößten Dentalfachschau oder schlicht ein drohendes Loch in der Verbandskasse: Am Ende wurde diese Strategie belohnt.

Viele Aussteller zeigten sich zufrieden mit den Kundengesprächen: Es habe zwar weniger Besuche auch von deutschen Zahnärztinnen und Zahnärzten gegeben als sonst, dafür seien diese aber deutlich intensiver und zielgerichteter gewesen, vermeldeten die Befragten. Und viele nutzten den Kontakt zu Händlern aus anderen Ländern. Einige Aussteller vergrößerten sogar ihre Standflächen, zum Beispiel Align Technology. Zusammen mit der 2020 übernommenen Exocad GmbH hatte Align ihre größte IDS-Ausstellungsfläche „ever“ gebucht.

IDS-Absager in Kritik

Und doch gab es Verlierer dieser IDS. Zu diesen wurden diejenigen Firmen, die frühzeitig ihre Absage kommuniziert hatten. Ihnen, so war auf den Gängen der IDS zu hören, wird zumindest „unsolidarisches Verhalten“ vorgeworfen – meist artikuliert von konkurrierenden Mitbewerbern im Markt. Dass dazu dann auch noch einige dieser „Absager“ samt Außendienst als Besucher auf der IDS gesichtet wurden, verstärkte den Groll der Teilnehmer noch zusätzlich – wie auch das Verhalten des Marktgiganten Dentsply Sirona, der – sozusagen als Krönung – seinen „World Congress“ auch noch zeitgleich mit der IDS durchführte. Der VDDI steht nun vor der Frage, wie er mit diesem im Grunde unsolidarischen Verhalten umgeht. Zu hören war in den Hallen die Forderung, die Vergabe der attraktiven Hallenplätze für 2023 neu zu organisieren. Das bedeutet: Nichtteilnehmer hätten durch ihre Absage den Anspruch auf besondere Standplätze verwirkt.

Zufriedenheit, ohne Zahlen zu nennen

Zufrieden zeigten sich VDDI und die Koelnmesse mit dem erstmals angebotenen Hybrid-Konzept. Das Angebot, so betonte Koelnmesse-Geschäftsführer Oliver Frese nach Abschluss der IDS, sei erfolgreich angenommen worden – konkrete Zahlen werden bis heute nicht genannt. Auch der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz, dankte dem Veranstalter für die digitale Zusatzlösung: „Das Hybrid-Konzept, mit dem die IDS 2021 aufgrund der Corona-Pandemie stattfinden musste, war ein voller Erfolg. Dafür ein großes Lob und einen herzlichen Dank an die Organisatoren. Alle IDS-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer – ob vor Ort oder von Zuhause – konnten die Innovationen in Zahnmedizin und Zahntechnik erleben. „Auch an unserem Stand konnten wir für viele Besucherinnen und Besucher für Auskünfte und Gespräche rund um die Praxis zur Verfügung stehen, die digitalen Möglichkeiten haben wir aber ebenfalls gerne genutzt.“

Auf der IDSconnect waren 77 Aussteller aus 16 Ländern täglich mit 88 Beiträgen und einer Sendezeit von 1.310 Minuten zu sehen. Auch das allgemeine Eventprogramm der IDS, wie beispielsweise die Verleihung des „Abdruck-Preises“ der Initiative ProDente, die Gysi-Preis-Verleihung des Verbandes der Deutschen Zahntechniker-Innung oder das Programm der Bundeszahnärztekammer, wurde über die Plattform live gestreamt. Alle digital eingestellten Vorträge, Shows und Präsentationen sind auch im Nachgang noch „On Demand“ verfügbar.

Spannende Neuheiten auf der IDS 2021

Produktseitig gab es spannende Entwicklungen zu sehen. Besondere Aufmerksamkeit erregten Angebote zu den Themen Hygiene und Infektionskontrolle. Gut nachgefragt waren leistungsfähige Saugsysteme zur Aerosol-Reduktion, auffallend dabei war die Neuentwicklung eines Kopfhörers mit speziellen, daran befestigten Absaugkanülen. Sie saugen die potenziell keimbelastete Aerosolwolke am Austritt des Patientenmunds ab und verringern die Aerosolbildung im Praxisraum um bis zu 99,9 Prozent. Und natürlich dominierte das Thema Digitalisierung einen großen Teil der angebotenen Neuprodukte. Als ein Zukunftsfeld deutete sich auch die sogenannte Künstliche Intelligenz (KI) an.

Ein Beispiel stellt der weltweit erste Zwei-Slot-Scanner mit RFID-Technologie dar. Neben der schnellen Paralleldigitalisierung von gleich zwei Speicherfolien bietet er verschiedene KI-Zusatzfunktionen. Ein KI-Feature überprüft zum Beispiel die Orientierung intraoraler Röntgenbilder anhand der dargestellten Anatomie und korrigiert diese im Bedarfsfall – eine spürbare Erleichterung! Denn das muss die Assistenz zurzeit manuell und üblicherweise mehrmals am Tag erledigen. Darüber hinaus steht bei aktuellen zahnmedizinischen KI-Projekten die Auswertung von Röntgenbildern ganz im Mittelpunkt.

Der Termin für die nächste IDS steht bereits fest: Diese findet vom 14. bis 18.03.2023 statt. Wie genau das Format dann aussehen wird, ob hybrid und kleiner als in diesem Jahr oder in gewohntem Umfang, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.