Studie aus Hohenheim und Würzburg

Mit Gemüsesaft zu gesundem Zahnfleisch

Säfte aus Blattgemüse und -salat können den Verlauf chronischer Zahnfleischentzündungen bereits nach nur zwei Wochen spürbar bessern, meldet die Universität Hohenheim. Das zumindest belege eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Hohenheim und des Universitätsklinikums Würzburg. Das liege vor allem an dem darin enthaltenen Nitrat.


© Pixabay


Bisher habe der Verzehr von nitratreichen Lebensmitteln allerdings als kritisch gegolten, weil Verdauungsprozesse Nitrat unter gewissen Umständen zu Nitrit, Stickoxiden und Nitrosaminen umsetzen. Besonders Nitrosamine gelten als stark krebserregend und werden mit der Entstehung von Speiseröhren- und Magenkrebs in Verbindung gebracht.

Aber: “Wenn zusammen mit dem Nitrat auch Vitamin C aufgenommen wird, unterbleibt die Nitrosaminbildung”, stellt Dr. Ralf Schweiggert von der Universität Hohenheim in der Mitteilung klar. Und dies sei in der Regel auch der Fall: “Pflanzliche Lebensmittel enthalten meist ausreichende Mengen an natürlichem Vitamin C. Deshalb müssen wir die Nitrataufnahme aus Blattgemüse ganz anders bewerten als bei gepökelten Fleischwaren, denen die Zusatzstoffe Nitrat beziehungsweise Nitrit hinzugefügt werden.”

Und dass Nitrat aus Gemüsepflanzen sogar gesundheitsfördernde Eigenschaften haben kann, zeigte das Team der Uni Hohenheim gemeinsam mit dem Parodontologen Prof. Dr. Ulrich Schlagenhauf vom Uniklinikum Würzburg.

Ablauf der Studie

Die Forscher teilten insgesamt 44 Teilnehmer mit chronischer Zahnfleischentzündung zunächst in zwei Gruppen. Die erste Gruppe verzehrte dabei zwei Wochen lang dreimal täglich ein „Placebo-Salatsaftgetränk“, aus dem das natürlicherweise enthaltene Nitrat durch ein spezielles Adsorberverfahrens entfernt worden war.

Die zweite Gruppe erhielt in gleichen zeitlichen Abständen das Testgetränk mit der ursprünglich enthaltenen Menge an Nitrat. Die Probanden wurden jeweils vor Beginn der Studie sowie erstmals nach 14 Tagen untersucht. Bereits nach zwei Wochen waren deutliche und statistisch signifikante Verbesserungen bei den Zahnfleischentzündungen der Patienten zu beobachten. „Wir waren erstaunt über die Unterschiede”, so Schlagenhauf. Denn in der Placebogruppe konnte keine Verbesserung festgestellt werden.

Nitrat-Nitrit-NO-Stoffwechsel wird stimuliert

Die Ergebnisse erklären die Forscher wie folgt: Das aufgenommene Nitrat wird im Magen und dem oberen Dünndarm aufgenommen und anschließend über das Blut zu den Speicheldrüsen transportiert. Ein gutes Viertel des aufgenommenen Nitrats wird dort in den Speichel abgegeben.

So ist die Nitratkonzentration im Mundraum auch noch über einen längeren Zeitraum nach dem Trinken deutlich messbar erhöht. Keime, die im Rachenraum und besonders in den Zahnzwischenräumen vorkommen, wandelten Nitrat in Nitrit um.

Dieses wirke einerseits selbst antimikrobiell und könne durch die Hemmung schädlicher Bakterien direkt einen Beitrag zur Linderung der Zahnfleischentzündung leisten. Andererseits wird es zu Stickstoffmonooxid (NO) umgewandelt. Letzteres gilt als blutdrucksenkend, durchblutungsfördernd und kann im Körper entzündungshemmende Prozesse auslösen. Angesichts dieser Studienergebnisse sind sich die Forscher sicher, dass sie die Gesundheitsdebatte über Nitrat aus pflanzlichen Lebensmitteln neu befeuern werden.

Quellen: ärztezeitung.de/scinexx.de