Ascorbinsäure-Supplementierung

Mehr Vitamin C als Mittel gegen Zahnfleischbluten nötig

Ein Symptom der Krankheit Skorbut ist entzündetes und blutendes Zahnfleisch. Im schlimmsten Fall kann es sogar zur Lockerung der Zähne oder Zahnausfall kommen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) legte zur Skorbutprävention eine empfohlene tägliche Aufnahme von Vitamin C als Mittel u.a. gegen Zahnfleischbluten fest. Doch neue Studien zeigen, dass diese Dosis zu gering sein kann.


Mittel gegen Zahnfleischbluten Vitamin C

Eine Zitrone schlägt mit 53mg Vitamin C pro 100g zu Buche. Am meisten Vitamin C enthalten jedoch Acerola-Kirschen oder Hagebutten. © puhhha/iStockphoto


In manchen Fällen nützt auch die beste Dreifachprophylaxe dem Patienten nicht – es kommt dennoch zu Gingivablutungen. Auslöser kann dann ein Vitamin C-Mangel sein. Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen, dass eine erhöhte Tendenz zur Gingivablutung vorliegt, wenn der Patient einen niedrigern Vitamin C-Spiegel (Ascorbinsäure-Plasmaspiegel) aufweist. Denn Vitamin C wirke effektiv als Mittel gegen Zahnfleischbluten.

Metaanalyse zum Mittel gegen Zahnfleischbluten

Damit diese jedoch gar nicht erst auftreten, stellte die WHO folgende Empfehlung auf: Jeder Mensch sollte täglich 45 Milligramm Vitamin C aufnehmen, bzw. schwangere Frauen 55 Milligramm und stillende Mütter 70 Milligramm. Dass diese Dosis aber offenbar nicht ausreicht, stellten nun Forscher der School of Dentistry der University of Washington (USA) mittels Doppelblindstudien fest.

Sie wollten herausfinden, ob eine Supplementierung von Vitamin C als Mittel gegen die Tendenz zum Zahnfleischbluten effektiv sei. Zu diesem Zweck analysierten sie Daten von 15 klinischen Studien aus sechs Ländern.

Empfehlungen der WHO reichen nicht aus

Sie fanden heraus, dass bei einer Vitamin C-Supplementierung die Tendenz der Gingivablutungen mit dem vorherigen Vitamin C-Plasmaspiegel der Patienten zusammenhängt:

  • Bei einem AA-Plasmaspiegel (Ascorbinsäure, kurz: AA) unter 28 μmol/L verringerte die AA-Supplementierung Tendenz der Zahnfleischblutungen (standardisierte mittlere Differenz [SMD], 0,83)
  • Bei einem unbekannten AA-Plasmaspiegel oder über 48 μmol/L war keine eindeutige Reduzierung der Tendenz der Zahnfleischblutungen durch AA-Supplementierung erkennbar (jeweils standardisierte mittlere Unterschiede: 0,23)
  • Bei einem AA-Plasmaspiegel von 11-28 μmol/L, was laut WHO der Bereich ist, der vor Skorbut schützt, stellten sie sogar eine höhere Blutungstendenz fest (Konfidenzintervall 95 Prozent)

Dementsprechend schlussfolgern die Forscher, dass die Empfehlungen der Skorbutprävention der WHO nicht ausreichen könnten, um die Tendenz der Gingivablutungen signifikant zu reduzieren oder sogar zu verhindern. Mit einer erhöhten Aufnahme von Vitamin C sei das allerdings reversibel. Im Vergleich zur WHO empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) eine andere Dosierung, die deutlich höher liegt: Männer sollten 110 Milligramm und Frauen 95 Milligramm Vitamin C täglich aufnehmen.


Quelle: Philippe P. Hujoel et al, Bleeding tendency and ascorbic acid requirements: systematic review and meta-analysis of clinical trials, Nutrition Reviews, nuaa115, Published: 01 February 2021, https://doi.org/10.1093/nutrit/nuaa115