Modell auch für Deutschland sinnvoll?

Limo-Steuer in Großbritannien: So wenig Zucker wie noch nie

In Großbritannien wurde im April 2018 die Limo-Steuer eingeführt. Seitdem ist der Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken massiv gesunken. Doch in Deutschland scheint sich trotz freiwilliger Zuckerreduktion keine Änderung einzustellen. Die Verbraucherorganisation foodwatch fordert hier ein striktes Vorgehen.


Limo-Steuer Großbritannien Deutschland

Weniger als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter enthalten Erfrischungsgetränke mittlerweile in Großbritannien. In Deutschland ist jedoch keine Änderung bei den Zuckerbomben in Sicht. | © Syda Productions – Fotolia


Durch die Limo-Steuer ist der Druck auf die Hersteller in Großbritannien stark gestiegen. Um größere Abgaben zu vermeiden, senkten viele bereits den Zuckergehalt ihrer Getränke schon vor Einführung der Steuer am 6. April 2018. Die wird dann fällig, wenn ein Getränk mehr als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter enthält.

Marktführer beugen sich der Limo-Steuer

Die drei größten Marktführer Großbritanniens, Coca-Cola, Britvic und Lucozade Ribena, haben auf die Limo-Steuer reagiert und den Zuckergehalt ihrer Getränke auf unter fünf Gramm pro 100 Milliliter gesenkt (z. B. Fanta von 6,9 auf 4,6 Gramm und Sprite von 6,6 auf 3,3 Gramm). Ferner haben auch Handelsunternehmen wie Tesco und Lidl Rezepturänderungen bei ihren Eigenmarken vorgenommen. Dadurch werden sie ebensowenig von der Abgabe berührt.

Wasserkonsum steigt immens

Seit Einführung der Limo-Steuer ist also der Zuckergehalt vieler Erfrischungsgetränke in Großbritannien deutlich gesunken. Das ergab auch eine Studie der Universität Oxford. Den Forschern nach enhielten die Getränke 2015 durchschnittlich noch 4,4 Gramm Zucker pro 100 Milliliter, hingegen 2019 mit 2,9 Gramm wesentlich weniger. Das entspricht einem Rückgang von 35 Prozent.

Auch der Absatz von mittelstark und stark gezuckerten Getränken ist laut Angaben um 50 Prozent gesunken. Im Zuge dessen stieg der Verkauf von Wasser und zuckerfreien oder zuckerarmen Getränken um 40 Prozent an.

foodwatch dennoch unzufrieden

Die Verbraucherorganisation foodwatch kritisiert jedoch die britische Limo-Steuer. Denn Getränke mit Süßstoffen werden in der steuerlichen Regelung nicht berücksichtigt. So könnten Hersteller die Süße ihrer Getränke aufrechterhalten, indem sie zwar Zucker reduzieren, aber in gleichem Maße Süßstoffe zuführen. Ziel der Steuer solle es ihrer Meinung nach aber sein, dem Süßgeschmack und der Süßgewöhnung – besonders bei Kindern und Jugendlichen – entgegen zu wirken.

Ohne Limo-Steuer in Deutschland keine Veränderung

In einer Marktstudie hat foodwatch 600 Getränke auf dem deutschen Markt untesucht. 345 von ihnen enthielten mehr als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter, also mehr als vier Zuckerwürfel pro 250-Milliliter-Glas. Eine Limo-Steuer gibt es hierzulande bisher nicht. Die Strategie der freiwilligen Zuckerreduktion von Ernährungsministerin Julia Klöckner greife als Maßnahme nicht und ändere nichts an dem zu hohen Zuckergehalt der Erfrischungsgetränke und Lebensmittel auf dem deutschen Markt, so foodwatch.

Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse abschaffen

Eine der Forderungen, die Luise Molling von foodwatch formuliert, bezieht sich auf eine abgewandelte Limo-Steuer der britischen Variante für Deutschland. Hier solle eine Steuer auch süßstoffhaltige Getränke umfassen. Außerdem brauche Deutschland eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse.

Quelle: foodwatch