Position der BZÄK und KZBV

EU-Kommission: Bis 2030 kein Amalgam mehr?

Die Verwendung von Dentalamalgam sinkt in Deutschland immer weiter. Mittlerweile bewegt sich der Anteil im einstelligen Prozentbereich. Die EU-Kommission schätzt einen Amalgamausstieg bis 2030 als möglich ein. Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) halten das jedoch für höchst bedenklich.


kein Amalgam bis 2030 mehr

Bis 2022 will die EU-Kommission dem Europäischen Parlament und dem Europäischen Rat einen Gesetzesentwurf zum Amalgamausstieg vorlegen. © Alexander Limbach – stock.adobe.com


Ist ein früher Ausstieg aus der Verwendung von Amalgam als Füllungsmaterial möglich, sodass es bis 2030 nicht mehr verwendet wird? Ja, sagt die EU-Kommission in einem Bericht aus dem August 2020. Dies sei sowohl wirtschaftlich als auch technisch machbar. Bis 2022 will die EU-Kommission dem Europäischen Parlament und dem Europäischen Rat einen entsprechenden Gesetzesentwurf präsentieren. BZÄK und KZBV warnen eindringlich vor diesem Schritt.

Gefahr für die zahnärztliche Versorgung

Sie können einen so frühe Abschaffung von Amalgam keinesfalls nachvollziehen, denn bei einem verfrühten Ausstieg sei die zahnärztliche Versorgung in Deutschland gefährdet. Dem Bericht der EU-Kommission fehle es an essenziellen Dingen wie der Forderung nach Präventionsmaßnahmen oder dem Forschungsbedarf bei alternativen Materialien. Auch Dentalamalgam als notwendiges Material für vulnerable Gruppen im Bereich der Alters- und Behintertenzahnheilkunde finde keine Berücksichtigung. Dies seien zwingend notwendige Faktoren.

Dentalamalgam in Zahlen

Im Jahr 2018 führte die Beraterfirma Deloitte eine Erhebung zur jährlichen Nachfrage nach Dentalamalgam in der EU durch. Demnach betrug der Bedarf 27 bis 58 Tonnen, im Jahr 2010 waren es noch 43 mehr.

Bei etwa 372 Millionen Füllungen in der EU wurde nur bei zehn bis 19 Prozent Dentalamalgam verwendet. In Deutschland ist der Marktanteil des Füllungsmaterials Amalgam von 7,5 Prozent (2011) auf 5,3 Prozent (2017) gesunken. Die Tendenz bei neuen Füllungen ist weiter sinkend.

Quelle: Deutscher Bundestag, BT-Drs. 19/3429

Da mehr als die Hälfte der Daten aus den EU-Ländern zu Amalgam fehlen, seien die Schlussfolgerungen zum Ausstieg aus der Luft gegriffen. Darüber hinaus würden sie die wirtschaftlichen Folgen missachten, die es für das nationale Gesundheitssystem und die Patientengesundheit gebe.

Abschaffung von Amalgam ist keine Lösung

Doch BZÄK und KZBV warnen vor einer solchen europäischen Regelung. Vermutungen und Schätzungen dieser Art könnten sich negativ auf die zahnärztliche Versorgung auswirken. Im Gegenteil sei es sinnvoller, präventions- und forschungsorientierte Strategien zu verfolgen und weiterzuentwickeln, um die Verwendung von Dentalamalgam weiter zu reduzieren.


Quelle: zm-online