Problematische Versorgung auf dem Land

Drohender Zahnärztemangel in Deutschland

Die Entwicklung der Zahnarztdichte in Deutschland kann sich sehen lassen. Denn die Zahl der Einwohner pro behandelnden Zahnarzt nimmt zunehmend ab. Der Trend geht gleichzeitig zu weniger, aber größeren Praxen mit mehr Personal. Doch es zeichnet sich eine problematische Versorgungssituation in ländlichen Regionen ab.


In ein paar Jahren könnten so viele Zahnärzte in den Ruhestand gehen, dass die zahnärztliche Versorgung auf dem Land problematisch wird. © alexlmx – stock.adobe.com


Ein zunehmendes Problem bei der zahnärztlichen Versorgung ist die Altersstruktur der Zahnärzte. Laut aktuellen Zahlen der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) liegt das Durchschnittsalter der insgesamt 72.589 tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzte bei 48,6 Jahren. Bis 2030 könnte nach Schätzungen jeder zweite Zahnarzt in den Ruhestand gehen. Das könnte zu einem Zahnärztemangel auf dem Land führen.

Zahnärztemangel durch Altersstruktur

Denn der Trend geht zu weniger Praxen, die dafür größer sind und mehr Personal beschäftigen. Es finden mehr Schließungen als Übernahmen oder Neugründungen von Praxen statt. Und das betrifft vor allem strukturschwache und ländliche Regionen. Bereits 2018 beschrieb Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) Dr. Wolfgang Eßer in einem Handelsblatt-Interview, „dass die Kollegen im ländlichen Raum in allen Bundesländern heute sagen, dass ihre Praxen nicht mehr verkäuflich sind“.

An diesem drohenden Zahnärztemangel ändere auch die Ausbildung wenig. Denn die Anzahl der Zahnmedizin-Studierenden wächst jährlich. Im Jahr 2020/21 waren es 15.575 Studierende, davon 5.346 Männer und 10.229 Frauen. 2007/08 waren es insgesamt dagegen 13.494 Studierende. Laut KZBV ist auch die Zahl der investorenbetriebenen zahnärztlichen Medizinischen Versorgungszentren (i-MVZ) in den letzten Jahren enorm gestiegen. Waren es 2015 noch elf i-MVZ, waren es im ersten Quartal 2020 schon 207. Auch die Anzahl der nicht-investorenbetriebenen MVZ stieg von 2015 bis 2020 von 76 Standorten auf 793 an.

Zahnärztemangel

Anzahl der Studierenden im Fach Zahnmedizin in Deutschland © Statista.com

Top 10 der Städte mit der höchsten Zahnarztdichte

Betrachtet man die Berechnungen der KZBV zum Versorgungsgrad der Regionen, so fällt auf, dass viele Planungsbereiche überversorgt sind (mehr als 110 Prozent). Kein Bereich ist unterversorgt, jedoch drohe elf Planungsbereichen aufgrund der Altersstruktur der Vertragszahnärzte ein Zahnärztemangel.

Zahnärztemangel

Versorgungsgrad gemäß vertragszahnärztlicher Bedarfsplanung
nach Planungsbereichen (2018) © KZBV

Ein optimal versorgter Planungsbereich (100 Prozent) liegt dann vor, wenn ein vorgeschriebenes Verhältnis von Einwohnerzahl und Zahnärzten vorliegt. In größeren Städten liegt die Zahl bei 1.280 Einwohnern pro Zahnarzt und in den restlichen Planungsbereichen bei 1.680.

Die Top 10 der kreisfreien Städte mit der höchsten Zahnarztdichte sind aktuell:

  1. Suhl, Stadt: 166,3 Prozent
  2. Dessau-Roßlau: 155,7 Prozent
  3. Frankfurt (Oder), Stadt: 150,4 Prozent
  4. Weimar, Stadt: 150,3 Prozent
  5. Trier, kreisfreie Stadt: 146,2 Prozent
  6. Schwerin, Stadt: 144,4 Prozent
  7. Landau, kreisfreie Stadt: 140,5 Prozent
  8. Speyer, kreisfreie Stadt: 136,1 Prozent
  9. Hannover (keine kreisfreie Stadt, aber gleichzusetzen): 134,6 Prozent
  10. Würzburg, Stadt: 132,4 Prozent

Saarland als Schlusslicht

Im Bundesgebiet kommen durchschnittlich beim Kammerbereich Saarland die meisten Einwohner auf einen Zahnarzt (1.404), die wenigsten sind es dagegen in Berlin (860). 2019 gab es in Deutschland insgesamt 48.853 Inhaber mit 40.244 Praxen, die Privatzahnärzte mitgezählt. Die 33.276 Einzelpraxen mit einem Anteil von 82,7 Prozent machen nach wie vor den größten Anteil aus. Dazu kommen 6.968 Gemeinschaftspraxen mit einem Anteil von 17,3 Prozent. 12,2 Prozent der Praxen haben mehr als zwei Inhaber. [1]

Eine aktuelle Studie des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) zeigt jedoch, dass viele junge Zahnärztinnen und Zahnärzte nach dem Studium zurück in ihre Heimatregion wollen, das können auch ländliche Regionen sein. Dabei bilden sie sich aber zunächst vermehrt fort, um auch den betriebswirtschaftlichen Erfordernissen standhalten zu können. Zwar sei die Niederlassung laut Ergebnisse weiterhin das Ziel, doch auch das Angestelltenverhältnis sei – zeitlich befristet – eine mögliche Form des Starts ins Berufsleben.


Quelle: BZÄK, dostal, aerzteblatt.de, KZBV, zm-online [1] KZBV Jahrbuch 2020