Ausblick auf größte Dentalschau

Diese zehn Trends prägen die IDS 2015

3D-Drucker, künstliche Zahnwurzeln und intelligente Vernetzung der Systeme - das sind nur drei von vielen spannenden Neuerungen, die die Besucher der weltweit größten Dentalschau 2015 erwarten. Dr. Martin Rickert, Vorsitzender des Vorstandes des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie (VDDI), hat anlässlich der Europäischen Pressekonferenz aufgezeigt, welche zehn großen Trends die IDS 2015 prägen werden.


Dr. Martin Rickert, Vorsitzender des Vorstandes des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie auf der Europäischen Pressekonferenz am 9. Dezember Foto: Schmidt


1.    Trend: Intelligente Vernetzung

Die Welt der digitalen Systeme in Diagnostik und Fertigung umspannen heute den gesamten Workflow von der Praxis bis ins Labor. Die computergestützten Prozessketten sind inzwischen komplettiert und spielen nun ihre enorme Flexibilität aus. Mit offenen Systemen lassen sich Abformungen, CAD-Designs von Restaurationen, Bohrschablonen und vielem mehr in STL-Datensätzen codieren – und für diese stehen dann sozusagen alle Optionen offen: schleifen, fräsen, mit lasergestützten Verfahren bearbeiten, aus unterschiedlichen Keramiken, Nichtedelmetall oder Kunststoff fertigen oder auch PMMA-Gießgerüste für den Edelmetallguss herstellen. Hinzu kommen die Verknüpfungen zu bildgebenden Verfahren. Kombiniert man dreidimensionale Röntgenbildern mit Scan-Daten der klinischen Situation, so lässt sich zum Beispiel eine Implantation besser planen – bis hin zur fertigen Bohrschablone.

2.    Trend: 3D-Druck

Für den Einsatz in der Zahnheilkunde kommt es beim 3D-Druck verstärkt auf die Präzision und auf die Verwendung biokompatibler Werkstoffe an. Zu den speziellen Ausführungsformen mit „hygienischem Plus“ zählen zum Beispiel kalt sterilisierbare Kunststoffe. Mit dem Fortschritt der letzten Jahre gehören nun lasergestützte Methoden ebenso wie die Stereolithographie und verwandte Varianten zum Repertoire der aufbauenden Verfahren. Welche Schritte kann und möchte ich auf welche Weise selbst durchführen? Wofür suche ich mir einen geeigneten Partner?

3.    Trend: Neue virtuelle Zahnformen

Klassische Aufgabenstellungen müssen neu überdacht werden. Wie lässt sich etwa eine angemessene Funktion bzw. Okklusion sicherstellen, wenn statt einer hochgoldhaltigen Legierung eine monolithische Keramikrestauration gewählt wird? Es wurden ganz neue virtuelle Zahnformen für den Start ins digitale Design entwickelt. Daneben wird die reale Welt durch innovative Formen bereichert, zum Beispiel durch neue Prothesenzähne, bei denen die flache Eckzahnführung bereits vorbereitet ist.

4.    Trend: Dreidimensionales Röntgen

Oftmals ermöglicht es das Erfassen und den Nachweis zusätzlicher Wurzelkanäle sowie die Verifizierung diskreter apikaler Aufhellungen. Für die Aufbereitung bedarf es immer weniger Feilen; dasselbe gilt für die Anlegung des Gleitpfads. Das spart Zeit, die bei der sorgfältigen Spülung gut investiert werden kann – für noch höhere Erfolgssicherheit. In Einzelfällen lassen sich sogar entzündete Zähne mit starkem Lockerungsgrad erhalten, indem man sie endodontisch behandelt und zusätzlich durch kleine Knochen-und Weichgewebstransplantate stabilisiert.

5.    Trend: Künstliche Zahnwurzeln

Ist ein Zahn nicht mehr erhaltungswürdig, so bietet die Implantologie eine immer größere Vielfalt an künstlichen Zahnwurzeln. Kurzimplantate machen den Verzicht auf Augmentation und Sinuslift möglich, die schmalen Mini-Implantate stabilisieren Prothesen. Die Geometrien sind heute so variabel, dass immer häufiger eine Implantation empfohlen werden kann. Eine große Bandbreite weisen auch die Werkstoffe auf, insbesondere wenn man sich die Oberflächenmodifikationen vergegenwärtigt. Neben Titan und Zirkonoxid gibt es heute auch PEEK-Implantate. Zu ihrer Oberflächenbeschichtung mit Titanoxid oder Knochenersatzmaterial dürfte man in Zukunft noch einiges hören. Attraktiv erscheint der Werkstoff auch deswegen, weil der Hochleistungskunststoff Polyetheretherketon sich im 3D-Druck in Form bringen lässt.

6.    Trend: Smartphones und mobile IT

Schon bald dürfte sich eine Reihe zahnmedizinischer Funktionseinheiten über ein Tablet ansteuern lassen, und eine Spezialbrille gewährt ständigen Einblick in die digitale Patientenakte – inklusive der Möglichkeit, per Sprachbefehl Karies- oder Parodontalstatus aufzurufen und Fotos und Röntgenbilder zusätzlich hineinzuspeichern.

7.    Trend: Chairside-Analytik

Neben Anstößen aus der digitalen Welt, und damit letztlich aus der Mikroelektronik, nimmt die Zahnheilkunde unter anderem Impulse aus der Mikrobiologie auf. Womöglich wird man in Zukunft mit der dentalen Spezialbrille während der Anamnese einen Vergleich mit dem vorherigen Parodontalstatus vornehmen und anschließend eine Chairside-Analytik von Parodontitis-Keimen vornehmen. Die fünf wichtigsten Parodontitis-Keime in weniger als einer halben Stunde – das stellt heute schon eine Alternative zu PCR-Verfahren (Polymerasekettenreaktion) im Labor dar. Eine schnellere Diagnose jedoch kann dann die Entscheidung zu Gunsten geeigneter Antibiotika bzw. für Mundspüllösungen beschleunigen.

8.    Trend: Energieeffizienz

Einen weiteren Innovationsschub, diesmal in Richtung „Energieeffizienz“, haben dentale Versorgungssysteme aufgenommen. Nun überzeugt eine neue Generation von Dental-Saugsystemen mit Radialverdichtung (statt Seitenkanalverdichtung) mit erstaunlich geringem Energiehunger. Darüber hinaus gibt es auf vielen Gebieten der Zahnheilkunde Innovationen zu entdecken.

9.    Trend: Hochleistungskunststoffe

Hochleistungskunststoffe wie PEEK eignen sich in Kombination mit 3D-Druck-Techniken für eine Vielzahl von Anwendungen in der restaurativen Zahnmedizin und dürften in Zukunft ein höheres Gewicht erhalten. Parallel dazu sehen wir eine Arrondierung der Dentalkeramik-Sortimente. Das betrifft zum Beispiel zirkonoxidverstärktes Lithiumsilikat, ein Werkstoff, der in immer mehr Varianten verfügbar sein wird. Insbesondere das Labor kann ihn damit noch flexibler in seinen Alltag einbinden.

10.    Trend: Füllungstherapie

Für die Praxis interessant sind die Weiterentwicklungen im Bereich der Füllungstherapie. Man denke hier nur an die Erfolgsgeschichte der Bulk-Fill-Materialien, von denen es inzwischen immer mehr gibt. Aber auch bei allen anderen Kompositen bietet allein schon die Variationsmöglichkeit bei den Füllerpartikeln einen großen Spielraum für Fortschritte sowohl beim Handling als auch bei der Farbgebung.