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„Die Lage des Implantats ist entscheidend“

Wieviel Knochen braucht ein Implantat? Wieviel Weichgewebe und wie viel befestigte Schleimhaut? Dr. Gerhard Iglhaut, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI), beantwortet im Interview die wichtigsten Fragen zum Thema „Langzeitstabilität periimplantärer Gewebe“.


Dr. Gerhard Iglhaut, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) Foto: privat


Was sind die Erfolgskriterien für ein langfristig stabiles Implantat?
Die richtige Positionierung, die korrekte Lage eines Implantates im Knochen ist ein entscheidender Faktor für den nachhaltigen Erfolg. Und: Die richtige Position des Implantates ist nicht identisch mit derjenigen des natürlichen Zahnes. Positionieren wir das Implantat exakt an der Stelle des Zahnes, verlieren wir mehr Knochen als wenn wir das Implantat etwas palatinal versetzen. Erstrebenswert ist  zudem eine Knochendicke von 2 mm zirkulär um den Implantathals. Ich möchte immer aus der Position der Sicherheit arbeiten. Auch muss genügend Zeit für Planung, sorgfältige Behandlung und Ausheilphase berücksichtigt werden. Heute ist nicht mehr ‚schnell’ mein Kriterium, sondern ‚zweizeitig’. Mehrzeitiges Vorgehen erhöht die Vorhersagbarkeit nicht zuletzt in der ästhetischen Zone.

In der Vergangenheit ist viel mit Bindegewebstransplantaten – nicht zuletzt bei Patienten mit dünnem Morphotyp – gearbeitet worden. Bringt das Verdicken von Weichgewebe bei der Sofortimplantation wirklich die besten Effekte für den Langzeiterfolg?
Ich bin kein kritikloser Anhänger dieses Verfahrens. Im Vordergrund steht für mich, wie sich bei verdickter Gingiva der Knochen entwickelt. Wichtig scheint bei Sofortimplantationen zu sein, das untermauern auch neuere Studien, eine intakte, mehr als 1 mm dicke bukkale Wand und 2 mm ‚jumping distance’, also Abstand zwischen Implantatschulter und bukkalen Knochen. Hinsichtlich des Weichgewebes ist allerdings zu beachten: Um das Implantat brauchen wir meines Erachtens eher 150 – 200 Prozent mehr Gewebedicke verglichen zum natürlichen Zahn.

Wie relevant ist die befestigte Schleimhaut als klinischer Parameter?
Häufig heißt es, dass bei Patienten, die gut im Recall eingebunden sind und über eine gute Mundhygiene verfügen, die Relevanz befestigter Schleimhaut als klinischer Parameter eher gering ist. Dennoch zeigt sich, dass bei dünner, schmaler keratinisierter Mukosa das Risiko für plaqueinduzierte Entzündungen höher liegt. Neuere Studien untermauern, dass wir wohl doch eine gewisse Breite von mehr als 2 mm zirkulär um Implantathälse benötigen.

Das heißt konkret?
Bei defizitären Alveolarkammbedingungen unter 6 mm keratinisierter Schleimhaut vor Freilegung gehört das beste Material immer nach lingual. Bukkal können wir leichter mit freien Schleimhaut-Transplantaten vom Gaumen korrigieren. Insbesondere im Unterkiefer gilt: Achten Sie unbedingt in dieser Region darauf, dass Sie lingual genug befestigte Schleimhaut haben! Im Oberkiefer ist dies aufgrund der befestigten Gaumenschleimhaut weniger problematisch.