Schwache Immunabwehr

Achtung Pollen: Jetzt steigt das Corona-Risiko

Frühlingszeit heißt auch wieder Pollenflug. Aber die Pollen bedeuten für viele nicht nur für eine laufende Nase oder dicke Augen – denn laut einer neuen Studie hat der Pollenflug außerdem einen Einfluss auf steigende COVID-19-Infektionszahlen.


Corona-Risiko Pollen

Die Frühblüher wie Erle, Hasel und Birke sind von etwa Januar bis April unterwegs. © zea_lenanet – stock.adobe.com


Nicht nur der Frühling rückt langsam in greifbare Nähe, sondern auch die bei Allergikern verhassten Pollen liegen wieder in der Luft. Ein internationales Forscherteam der Technischen Universität München (TUM) und des Helmholtz Zentrums München untersuchte jetzt in einer Studie, inwiefern der Pollenflug mit einem höheren Corona-Risiko und steigenden Infektionszahlen zusammenhängt.

Lockdown als wichtiger Aspekt

Die Forscher analysierten Daten zu Pollenbelastung und Infektionsraten mit COVID-19 aus 130 Regionen in 31 Ländern auf fünf Kontinenten. Darüber hinaus dienten demografische Aspekte, Umweltbedingungen wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie Bevölkerungsdichte und die jeweilige Ausprägung des Lockdowns eine weitere Grundlage für die Studie.

Bei nicht vorhandenem Lockdown erhöhte sich die Infektionsrate um etwa vier Prozent bei gleichzeitig steigender Pollenanzahl in der Luft um 100 pro Kubikmeter. Laut Studie sei es in deutschen Städten bei 500 Pollen pro Kubikmeter zu einer gesteigerten Infektionsrate um 20 Prozent gekommen. Bei vorhandenem Lockdown dagegen halbierte sich auch bei ähnlichen Pollenkonzentration die Zahl der Neuinfizierten.

Zusammenhang von Corona-Risiko und Pollenflug erkennbar

Anhand der Ergebnisse nehmen die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Pollenflug und einem steigenden Corona-Risiko an, trotz schwacher Ausprägung der Korrelation. Trotzdem wisse man bereits, dass es durch Pollenflug zu einer erhöhten Infektanfälligkeit gegenüber bestimmten Viren kommen könne, erklärte Clemes Wendtner, Chefarzt für Infektiologie an der München Klinik Schwabing. Neu sei hingegen nur der Umstand, dass dies auch für Sars-CoV-2 zu stimmen scheine.

Die Forscher erklären, dass Pollen die Immunabwehr in den Schleimhäuten verändern, wodurch sich die Produktion von Abwehr-Botenstoffen gegen Viren verringere. Dieser Effekt dauere etwa drei Tage an. In dieser Zeit komme es auch zu einem erhöhten Infektionsrisiko. Durch eine zunehmende Pollenbelastung in der Luft seien also mehr Atemwegserkrankungen möglich – dazu gehört auch COVID-19. Ob eine Allergie vorliege oder nicht, sei nach jetzigem Wissen nicht von Bedeutung.

Filtermasken schützen

Das Forscherteam rät aufgrund ihrer Ergebnisse, in nächster Zeit die Vorhersagen für Pollenflug zu beachten und besonders bei einer hohen Belastung eine Filtermaske zu verwenden. Die halte nicht nur die Pollen, sondern auch COVID-19-Viren zuverlässig zurück. In Zukunft sollen Umweltfaktoren bei der Prävention und Abmilderung von COVID-19 in die Analysen mit aufgenommen werden.


Quelle: ärzteblatt.de

Literatur: Damialis A et al.: Higher airborne pollen concentrations correlated with increased SARS-CoV-2 infection rates, as evidenced from 31 countries across the globe. Proceedings of the National Academy of Sciences, 2021; 118 (12): e2019034118 DOI:10.1073/pnas.2019034118