TiUltra

Neue Implantatoberflächen von Nobel Biocare

Nobel Biocare blickt auf eine Erfahrung von mehr als 20 Jahren in der Oberflächenmodifizierung von Implantaten auf der Basis elektrochemischer Prozesse zurück. Die neuesten Entwicklungen seien bahnbrechend, sagt Prof. Dr. Stefan Holst im Interview.


Prof. Stefan Holst erläutert die neue Vorgehensweise bei Nobel Biocare: Erst die biologischen Reaktionsmechanismen erkennen, dann die Produktentwicklung. (© Privat)


Was ist das Besondere an der neuen TiUltra Oberfläche?
Holst: Nobel Biocare blickt auf eine Erfahrung von über 20 Jahren in der Oberflächenmodifizierung von Implantaten auf der Basis elektrochemischer Prozesse zurück (Anodisierung). Bei der Entwicklung der neuen TiUltra Oberfläche wurden verschiedenste Ansätze zur Modifikation und Optimierung von Oberflächen verglichen. Es zeigte sich, dass die Anodisierung das größte Potenzial zur Erzielung der gewünschten Eigenschaften der ‧TiUltra Oberfläche aufweist. Dabei kann im Vergleich zu anderen Oberflächenprozessen eine gezielte Einstellung einer verbesserten Oberflächenchemie erreicht werden. Bei gleichzeitig optimierter Rauigkeit in Bezug zu umliegenden Geweben. Auf der Basis dieses technologischen Vorteils konnte eine Oberfläche entwickelt werden, die eine optimale Integration in das Knochengewebe ermöglicht (Osseointegration). Parallel dazu haben wir in den vergangenen Jahren auch das Thema „soft tissue integra‧tion“ zu einem Forschungsschwerpunkt gemacht. Ich freue mich daher besonders, neben den neuen Implantatoberflächen zeitgleich unsere neue Oberfläche auf Abutments vorstellen zu können. Dieser Bereich bietet gerade unter dem Aspekt der langfristigen Maintenance von Implantatversorgungen einen deutlichen Mehrwert für den Patienten.

In der zweiten Jahreshälfte wird zudem ein neues Implantatsystem bzw. -konzept lanciert. Was dürfen wir erwarten?
Holst: Das Besondere an dem neuen Konzept ist, dass wir die Entwicklung nicht im klassischen Sinne vorangetrieben haben, sondern unser initialer Fokus darauf gerichtet war, biologische Prozesse und Reaktionen besser zu verstehen. Unter „klassischer Entwicklung“ verstehe ich die Vorgehensweise vieler Mitbewerber, ein auf „Engineering“ basierendes System zu entwickeln, das erst im zweiten Schritt dahin gehend untersucht wird, wie die Gewebe darauf reagieren. Dieser Ansatz hat dazu geführt, dass wir keine wirklich grundlegende Revolution im dentalen Implantatsektor in den vergangenen Jahren gesehen haben, sondern in vielen Fällen Weiterentwicklungen, Kopien bestehender Systeme mit geringen Änderungen oder höchstens marginale Innovationen. Bei Nobel Biocare haben wir uns vor fünf Jahren bewusst dafür entschieden, diesen Weg nicht zu gehen, und haben signifikante Zeit und Ressourcen investiert, um unser Grundlagenwissen zu verbessern. Die Daten und Erkenntnisse sowie die Einblicke in die biologischen Reaktionsmechanismen haben uns ermöglicht, sehr spezifischen Design-Input an die Engineering Teams zu kommunizieren. Die zweite große Neuerung an unserem neuen Implantatsystem besteht darin, dass wir jeden einzelnen Behandlungsschritt betrachtet haben, um ein zusammengehöriges Gesamtkonzept zu entwickeln, das einen signifikanten Mehrwert für den Patienten und den Behandler mit sich bringt. Maßgeblich war dabei, das wir kein System auf den Markt bringen, das nur in der Hand einiger weniger Kliniker vorhersagbare Ergebnisse liefert, sondern ein System, das sowohl dem „High-Volume“-Behandler Vorteile bringt als auch für Anfänger und Kollegen, die gelegentlich Implantate setzen, ein sehr hohes Maß an Vorhersagbarkeit und Sicherheit bietet. Dieser „Spagat“ ist uns extrem gut gelungen, und unsere Alpha-Testgruppe, die sich aus unterschiedlichsten Klinikern zusammensetzt, ist begeistert.

Handelt es sich um ein einfaches System mit weniger Komponenten?
Holst:
Ja, wobei es wichtig ist zu verstehen, dass nicht die Zahl der Komponenten ein System einfach oder schwierig macht, sondern die erforderlichen Behandlungsschritte und wie viel Erfahrung für jeden einzelnen Schritt erforderlich ist. Das soll heißen, dass es unser Bestreben war, ein System zu entwickeln, das den Kliniker bei seinen Entscheidungen unterstützt. Viele der Vorteile werden jedem Kliniker sofort ins Auge fallen, wenn wir das System vorstellen – doch dafür müssen Sie sich noch bis zu unserem globalen Symposium im Juni gedulden.

Zum Video-Interview mit Prof. Stefan Holst