Camlog PROGRESSIVE-LINE

Hohe Primärstabilität, anwenderfreundliches Handling

Auf dem Global Symposium der Oral Reconstruction Foundation in Rotterdam hat Camlog die Entwicklung der neuen PROGRESSIVE-LINE bereits angekündigt, auf der IDS startet der Verkauf. Im Interview erklärt Christian Rähle die Vorteile der neuen Implantatlinie.


Christian Rähle studierte Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Medizintechnik an der ETH Zürich und ist seit 2012 Mitglied der Geschäftsleitung der CAMLOG Biotechnologie GmbH in Basel. Er und sein Team entwickelten die PROGRESSIVE-LINE. (© Barfuß)


Was genau zeichnet die neue Implantatlinie aus?
Rähle: Es gibt vermehrt Kundenanfragen, die sich eine höhere Primärstabilität von Implantatsystemen wünschen – und dies mit dem Standardprotokoll, ohne zusätzliche Behandlungsschritte −, um moderne Versorgungskonzepte umsetzen zu können.

Also ohne die Verwendung von Osteotomen oder anderen zusätzlichen Behandlungsschritten?
Rähle: Richtig, PROGRESSIVE-LINE bietet dank reproduzierbar hoher Primärstabilität Souveränität in allen Knochenqua‧litäten und ist dabei äußerst effizient.

Was sind die Hauptindikationen?
Rähle: Sofortimplantation und Sofortversorgung. Verschiedene Features der Außengeometrie sind so gestaltet, dass dieses Implantatsystem hilft, einige sonst eher kritische klinische Situationen zu entschärfen. So verfügt PROGRESSIVE-LINE über ein krestales Gewinde für zusätzlichen Halt bei begrenzter Knochenhöhe. Das führt zu höherer initialer Stabilität zum Beispiel beim Sinuslift.

Es heißt, die PROGRESSIVE-LINE spiele ihre Vorteile vor allem im weichen Knochen aus …
Rähle: … korrekt, aber das Implantatdesign ist so gewählt, dass es in allen Bereichen eingesetzt werden kann, denn es ist in jeder Situation souverän.

Es gibt eine CAMLOG-PROGRESSIVE-Line und eine CONELOG-PROGRESSIVE-Line, warum?
Rähle:
Um den Behandlern wie bei unserer SCREW-LINE die Wahlfreiheit zu bieten zwischen einer Butt-Joint- und einer konischen Verbindung auszuwählen. Er benötigt dazu ein Chirurgie-Tray und könnte sich so von Fall zu Fall entscheiden.

Was ist mit der Prothetik?
Rähle: Das ist das Schöne: Auf der prothetischen Seite ändert sich nichts. Mit der PROGRESSIVE-LINE wird auf das bestehende und bewährte Prothetikportfolio zurückgegriffen.

Eignet sich PROGRESSIVE-LINE vor allem für Generalisten oder ist es eher eine Implantatlinie für Überweiser?
Rähle: Sowohl als auch. Bei der Überweiserstruktur hängt es davon ab, ob Sofort‧implantationen durchgeführt werden und wie weit provisorische Versorgungen vorgenommen werden. Wahrscheinlich wird es aber mehrheitlich von Generalisten eingesetzt, da es bei ihnen seine ganze Stärke ausspielt.

Das PROGRESSIVE-LINE Implantat basiert auf der bewährten und anwenderfreundlichen Tube-in-Tube-Innenverbindung. (© Camlog)


Dass apikal konische Implantate für eine hohe Primärstabilität stehen, ist bekannt. Welche weiteren Faktoren spielen eine Rolle?

Rähle: Die Bohrer sind optimal auf die Implantatgeometrie abgestimmt. Der Behandler kann die Bohrprotokolle entsprechend der klinischen Situation wählen. Zudem benötigt man keinen Gewindeschneider mehr in hartem Knochen, sondern kann die im Einzelfall benötigte Primärstabilität mithilfe des neuartigen Dense Bone Drills flexibel einstellen. Für normale Implantatdurchmesser ist das reduzierte Bohrprotokoll zum Erzielen von mehr Primärstabilität eine spannende Alternative.

Wie lässt sich PROGRESSIVE-LINE in den digitalen Workflow integrieren?
Rähle: Genauso wie die SCREW-LINE. Für die Planung werden entsprechende Bibliotheken zur Verfügung stehen und ab Sommer 2019 auch alle notwendigen Instrumente für die geführte Implantatbettaufbereitung. Auf der prothetischen Seite wird auf den bereits etablierten Workflow von DEDICAM oder z. B. der Titanbasis-CAD/CAM zurückgegriffen.

Verkürzt der PROGRESSIVE-LINE-Workflow die Behandlungsdauer?
Rähle: Im konventionellen Ablauf sehr wohl, da die Bohrsequenz verschlankt wurde. Im harten Knochen kommt neu der Dense Bone Drill zum Einsatz, der wie ein Formbohrer eingesetzt wird. Somit ist das Vorgehen im Vergleich zu einem Gewindeschneider deutlich schneller. Es entfällt auch das Aufsuchen des Gewindeanfangs. Das spart intraoperativ Zeit. Wird eine Sofortimplantation und/oder Sofortversorgung vorgenommen, entfallen natürlich zusätzliche Sitzungen bis zur finalen Versorgung, was ebenfalls die gesamte Behandlungsdauer verkürzt.

Wie viele Anwender haben die neue Implantatlinie bereits getestet?
Rähle: Wir starteten im Juni 2018 mit vier Opinion Leadern und haben den Kreis im November um 31 Anwender erweitert. Und es werden laufend mehr. Die Teilnehmer kommen neben Deutschland auch aus Frankreich, Italien, Österreich, Tschechien, der Schweiz, und Dänemark.

Welche Studien bringen Sie auf den Weg?
Rähle: Derzeit hat Prof. Dr. Frank Schwarz von der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt eine Studie initiiert, die von der OR Foundation unterstützt wird. In dieser Studie geht es um die Evaluation der Stabilität und der klinischen Performance von sofort implantierten PROGRESSIVE-LINE Implantaten in Extraktionsalveolen.

Hier geht es zum Video-Interview mit Christian Rähle.