Baseler Unternehmensgruppe wächst weiter

Straumann übernimmt Mehrheit bei DrSmile

Die Meldung kam für viele nicht sehr überraschend: Man habe eine „bedeutende Mehrheitsbeteiligung“ an DrSmile übernommen, gab die Straumann Group am 9. Juli 2020 bekannt. In einer unmittelbar anschließenden Pressekonferenz erläuterte Deutschland-Chef Andreas Utz die Hintergründe des Deals.


Straumann DrSmile

Die DrSmile-Unternehmensgründer Christopher von Wedemeyer und Jens Urbaniak können sich über den Einstig von Straumann in ihr Start-up freuen. © DrSmile


Dass die Aligner-Technologie der Zukunftsmarkt in der Zahnmedizin ist und perspektivisch den Implantologie-Markt übertreffen wird, das hatte der ehemalige Straumann-CEO Marco Gadola oft genug betont. Nur zu logisch also, dass Straumann nun sein Aligner-Portfolio um einen wichtigen Teilbereich erweitert: Mit DrSmile besetzt man nun auch das Patientensegment einfacher Zahnfehlstellungen und hat damit den Nummer-eins-Anbieter in Europa im eigenen Firmenkonglomerat.

Standards für Aligner-Therapie einführen

Andreas Utz Straumann

Andreas Utz, Geschäftsführer Straumann Group Deutschland © Straumann

Es ist kein Geheimnis, dass die DrSmile-Angebote in der Zahnmedizin und der Kieferorthopädie durchaus kritisch bewertet werden. Straumann greift diesen Aspekt auf und wird nach Aussage von Andreas Utz einen Beirat aus unabhängigen Kieferorthopäden einsetzen, dessen Aufgabe es sein soll, Standards zu definieren und deren Einhaltung streng zu kontrollieren. Utz: „Die richtige Patientenselektion ist wichtig: Lieber einen Patienten zu viel ablehnen als einen zu wenig.“ Wert legen wird Straumann auf die begleitende zahnmedizinische Betreuung der Patientenfälle. „Wir lehnen Konzepte ohne Zahnarztbeteiligung ab“, fügte Utz an.

Digitales Know-how von DrSmile für Straumann

Neben der rein wirtschaftlichen Attraktivität für Straumann birgt das DrSmile-Konzept weitere Chancen für die Baseler. DrSmile mit seinen rund 200 Mitarbeitern hat die digitale Patientenkommunikation einschließlich eines umfangreichen Direktmarketings hoch professionell etabliert und ein weites Netzwerk von Partnerpraxen akquiriert. Durch gezielte Werbung vor allem in digitalen Kanälen einschließlich Social Media gelangen potenzielle Patienten auf die Website des Unternehmens und werden von dort zu Partnerpraxen „gelotst“. Für Straumann sind laut Utz bei diesem Deal sowohl der Kundenzugang für die Zahnärzte als auch die Vorteile im digitalen Ökosystem elementare Bausteine der perspektivischen Weiterentwicklung.

Wachstumskapital für DrSmile

Für die beiden DrSmile-Unternehmensgründer Christopher von Wedemeyer und Jens Urbaniak, die sich beide ohne jedwede zahnmedizinische Expertise in dieses „Start-up-Abenteuer“ gestürzt hatten, bedeutet der Deal zusätzliches Wachstumskapital für die weitere Expansion, die sich bereits auf bereits begonnene Aktivitäten in Österreich und Spanien abzeichnet.

Zwei Aligner-Marken für unterschiedliche Fälle

Straumann will weder die Marke DrSmile „einverleiben“ noch die eigene ClearCorrect-Marke ändern. Dafür spreche die Tatsache, dass man für ClearCorrect neue Produktionskapazitäten in Markkleeberg bei Leipzig schaffe. Man plant also die Binnen-Aufteilung des Marktes in einfache und mittlere bis komplexe Fälle.

Und auch die Unternehmensperspektive von DrSmile ist geklärt: Die vollständige Übernahme durch Straumann ist durch eine Einigung über eine Call-/Put-Option bereits vorbereitet.