Expertenzirkel

Individuelle Abutments

CAD/CAM-gefertigte patientenindividuelle Abutments liegen im Trend. Sie ermöglichen eine ästhetische Gestaltung des Emergenzprofils und das optimale Gelingen der implantatprothetischen Versorgung. Sind Standard-Abutments damit Schnee von gestern, überholt, unwirtschaftlich und im Frontzahnbereich gänzlich kontraindiziert? Müssen Zahnärzte umdenken? Das diskutieren Fachleute aus Hochschule, Praxis und Industrie im aktuellen Expertenzirkel des DENTAL MAGAZINs.



Frau Prof. Stiesch, welche Vorteile haben individuelle Abutments?

Stiesch: Der größte Gewinn liegt in der Möglichkeit der patientenindividuellen Gestaltung gemäß den anatomischen, funktionellen und ästhetischen Erfordernissen. Individuell gefräste Abutments lassen sich im Sinne des Backward Planning bereits an die spätere Geometrie der Suprakonstruktion anpassen. Die individuelle Ausrichtung der Implantat-Abutment-Angulation und der Abutmentgestaltung, die der anatomischen Kronenpräparation in mesio-distaler und oro-vestibulärer Ausdehnung weitestgehend entspricht, gewährleistet eine optimale biomechanische Unterstützung der späteren prothetischen Restauration. Aber auch im Bereich des Weichgewebe-Durchtritts lässt sich die Gingiva durch die individuelle Abutmentgestaltung sehr gut ausformen und unterstützen.

Herr Dr. Schlee, Herr Dr. Wagner, was sagen Sie?

Schlee: Individuelle Abutments sind heute ein Must-have für jede Praxis. Mit individuellen Abutments lässt sich der Übergang vom kreisrunden Implantat zur ovalen Krone perfekt gestalten. Denn Form und Durchtrittsprofil basieren auf der Anatomie des Zahns. Standard-Abutments dagegen sind rund und sollen eine ovale Krone tragen. Die Krone muss so letztlich die Überbrückung leisten, tiefliegende Zementspalten und somit ein erhöhtes Periimplantitisrisiko sind die Folge. Man kann sich hier natürlich auch mit verschraubten Konstruktionen behelfen. Meine Sache ist das allerdings nicht. Dazu kommt: Der Kieferkamm verläuft ja nicht grundsätzlich gerade, so dass Implantatpositionen oft Kompromisse sind. Aus Platzgründen kann ein Implantat schon einmal teils sub- und teils supracrestal sitzen. Manchmal muss man auch noch Knochen wegfräsen. Mit individuellen Abutments lassen sich dann viel einfacher ästhetische Ergebnisse erzielen.

Wagner: Patientenindividuelle CAD/CAM-Abutments werden mit einer speziellen Software ausgehend von der geplanten Zahnkrone gestaltet. Ein nachträgliches Bearbeiten entfällt, alles ist einfacher und weniger zeit- und kostenintensiv. Standardisierte Abutments werden konfektioniert angeboten und müssen aufwändig für die Aufnahme einer Krone oder Brücke angepasst werden.

Dennoch verwenden weit über 50 Prozent der Zahnärzte Standard-Abutments, wie kann das sein?

Schlee: Es mangelt nach wie vor an Aufklärung! Deshalb müssen wir auf der Vortragsbühne, in Publikationen, in Seminaren und Fortbildungsveranstaltungen den Kollegen noch deutlicher als bisher klarmachen, dass sich Vorgehen und Denkweise hier verändert haben. Wir müssen den Kollegen noch deutlicher vor Augen führen, dass Standard-Abutments weder kostengünstiger noch präziser sind. Individuelle Aufbauten eröffnen ganz neue Chancen in der Implantatprothetik. Das ist die Zukunft oder vielmehr die Gegenwart.

Haben Standard-Abutments damit ausgedient? Sollten Sie gar nicht mehr angeboten werden?

Stiesch: Das würde ich so nicht sagen. Standard-Abutments haben in funktionell und ästhetisch nicht anspruchsvollen Regionen und Standardsituationen nach wie vor ihre Berechtigung.

Wagner: Wir bieten auch nach wie vor Standard-Abutments an für Kunden und Kundinnen, die noch nicht auf die neue Technik umgestellt haben.

Langfristig, da bin ich mir aber sicher, werden sich patientenindividuelle CAD/CAM-Abutments flächendeckend durchsetzen. Die Nachfrage ist in den letzten Jahren stark gewachsen. 2012 können wir auf über eine Million bestellter und produzierter individueller Aufbauten blicken.

Was sind die Erfolgsgaranten?

Wagner: Atlantis Abutments gelten als Durchbruch zum erfolgsorientierten Weichgewebsmanagement. Wissenschaftlich dokumentiert sind die Funktionalität, die Möglichkeit, das Emergenzprofil optimal zu definieren, die Planbarkeit der Papille und die Rot-Weiß-Ästhetik und ein hoher Langzeiterfolg. CAD/CAM-Abutments bieten eine große gestalterische Freiheit: Unabhängig von der Implantatachse verfügen die Abutments immer über die optimale prothetische Achse. Damit können anatomisch bedingte Abweichungen ausgeglichen werden [1-26].

Stiesch: Ein weiterer Vorteil von CAD/CAM-Abutments besteht darin, dass durch den standardisierten computergestützten Herstellungsprozess eine werkstoffgerechte Verarbeitung und Gestaltung der Abutmentgeometrie gewährleistet ist. Materialmindeststärken werden eingehalten. Und: Weil das Nacharbeiten entfällt, verhindert man besonders bei Zirkoniumdioxid-Abutments Materialschäden.

Kommen wir zum Weichgewebsmanagement. Was verbessert sich mit individuellen Aufbauten?

Stiesch: Die Abutmentkontur hat einen entscheidenden Einfluss auf die Weichgewebsausformung und -unterstützung. Da der Wurzelquerschnitt natürlicher Zähne im Bereich des Gingivadurchtritts in der Regel nicht immer rund, sondern auch oval oder dreieckig erscheinen kann, ist eine Anpassung an die natürliche Zahnform besonders im Hinblick auf die Weichgewebsausformung wichtig. Die patientenindividuelle Gestaltung von CAD/CAM-Abutments schafft eine Replikation der natürlichen Zahnform mit einem anatomischen Wurzelquerschnitt und einem idealen Durchtrittsprofil im Bereich der Weichgewebe.

Neben dem Durchtrittsprofil spielen auch Faktoren wie die Lage der Präparationsgrenze, Abutmentmaterial und -oberfläche eine Rolle für die Weichgewebeanlagerung und eine reizlose Gingiva. Die CAD/CAM-Steuerung bietet die Möglichkeit einer präzisen Planung und Gestaltung der Präparationsgrenze, die insbesondere für die Unterstützung und Ausformung der Papille entscheidend ist.

Herr Dr. Schlee, beschreiben Sie den Zusammenhang zwischen Abutmentform und Roter Ästhetik.

Schlee: Definieren wir zunächst einmal die beiden Dimensionen der Roten Ästhetik: Das sind Rezession und die Papille.

Die Rezession wird letztlich durch Implantatposition und Emergenz des Abutments bzw. der Krone bestimmt. Je weiter das Implantat nach bukkal steht oder drückt, desto dünner ist der Morphotyp und desto mehr Rezessionen treten auf. Je mehr das Implantat nach lingual geht, desto dicker wird die Gingiva und desto weniger Rezessionen beobachten wir.

Die Papille entwickelt sich nur, wenn der dreidimensionale Raum dazwischen die Natur kopiert. Mindestens genauso wichtig ist deshalb die adäquate Gestaltung des Emergenzprofils im approximalen Bereich. Und das gelingt mit individuellen Abutments wesentlich besser als mit konfektionierten.

Laut Tarnow-Studie wird sich eine Papille zwischen Implantat und Nachbarzähnen wieder ausbilden, sofern der Abstand zwischen Kontaktpunkt und dem am Nachbarzahn verbliebenen Alveolarknochen 5 mm nicht überschreitet …

Schlee: Korrekt, nur ist es in der Praxis keineswegs so, dass die Papille deshalb kommt, weil die empfohlenen „5-mm-Knochen/Kontaktpunkte“ da sind.

Wie funktioniert das in der Praxis? Wie unterstützt die Abutmentform die Papillen-Ausbildung?

Wagner: CAD/CAM-Abutments berücksichtigen biologische, biomechanische und anatomische Parameter der Mundhöhle und der Zahnsituation. Zugrunde liegt auch hier die Kernphilosophie von Astra Tech Dental: Man kann die Natur nur nachahmen, wenn deren Gesetzmäßigkeiten beachtet werden. Atlantis Abutments werden in Relation zur Nachbarbezahnung und dem umgebenden Weichgewebe entworfen und hergestellt. Der Übergang zur Krone kann mit Atlantis Abutments kontrolliert gestaltet werden, das Zahnfleisch lässt sich ausformen wie bei einem natürlichen Zahn. Das Weichgewebe findet ideale Voraussetzungen zur Anlagerung vor, und die Papille kann in den Interdentalraum hineinwachsen. Vor der Einführung von Atlantis konnten wir uns kaum vorstellen, welche ästhetisch ansprechenden Papillen wir heute im Langzeitergebnis haben.

Zur Materialdiskussion: Wann setzen Sie in Ihrer Klinik Zirkondioxid-, wann Titan-Abutments ein?

Stiesch: Aufgrund ihrer ästhetischen Eigenschaften, aber auch ihrer guten Weichgewebsintegration, Biokompatibilität und akzeptablen Langzeitprognose setzen wir verstärkt individuelle Zirkoniumdioxid-Abutments ein. Wir empfehlen Zirkonoxid insbesondere für den im Hinblick auf ästhetische Kriterien anspruchsvollen Oberkieferfrontzahnbereich.

Im Seitenzahnbereich sowie bei erhöhter mechanischer Belastung, wie Bruxismus oder bei einer ungünstigen Implantat-Aufbau-Relation, sind eher Titan-Abutments indiziert. Titannitridbeschichtete Aufbauten weisen aufgrund ihrer goldfarbenen Erscheinung gegenüber Titan-Abutments verbesserte ästhetische Eigenschaften bei einer gleichzeitig guten Weichgewebsintegration auf, so dass diese bei einem dünnen Schleimhautbiotyp oder im Frontzahnbereich in Situationen, in denen es zu erhöhter mechanischer Belastung kommen kann, zu empfehlen sind.

Herr Dr. Schlee, welchen Werkstoff favorisieren Sie?

Schlee: Ich ziehe Titan vor, selbst im Frontzahnbereich. Bei Zirkon hatte ich schon Frakturen. Das Ergebnis ist hochästhetisch: Wir achten sehr streng darauf, dass wir dicke, befestigte Gingiva ums Implantat haben, so dass bei adäquaten Weichgewebstechniken auch der Effekt des Durchschimmerns bei korrektem Vorgehen aus meiner Sicht keine große Rolle spielt. In manchen Fällen, wenn man also dennoch Probleme mit dem Durchschimmern hat, mag das Zirkonium-Abutment durchaus eine Indikation sein.

Verstehe ich das richtig, Sie ziehen zwar Titan-Abutments vor, raten aber nicht ausdrücklich von Zirkon-Abutments ab?

Schlee: Ja, ich bin kein Fan von Zirkon-Abutments, und zwar nicht nur wegen der Frakturgefahr. Es finden auch Abrasionen im Implantat selbst statt.

Was heißt das konkret?

Schlee: Wir beobachten, selbst wenn wir Zirkonaufbauten nur ein einziges Mal einschrauben und sie dann wieder entfernen, einen schwarzen Abrieb auf dem Abutment.

Könnte das nicht auch Schmutz sein?

Schlee: Nein, es handelt sich um Titan, nachweislich! Das heißt, es gibt Abrasionen. Dazu kommt: Bei den stabilsten Verbindungen gibt es Mikrobewegungen. Es entsteht eine gewisse mechanische Reibung. Was also passiert auf lange Sicht mit dem Abutment? Bleibt die Verbindung stabil? Die langfristigen Auswirkungen sind einfach noch ungewiss.

Herr Dr. Wagner, Astra Tech bietet individuelle Abutments in drei unterschiedlichen Materialien an, welches Material ist das beliebteste?

Wagner: Atlantis Abutments gibt es aus Zirkondioxid, Titan und titannitridbeschichtetem Titan (Goldhue). In Deutschland sind Titan-Abutments die „Renner“, sie lassen sich bei allen Indikationen und in allen Positionen einsetzen. Zirkondioxid-Abutments bieten wir in mehreren Farbnuancen, sie eignen sich besonders für den Frontzahnbereich. Goldhue-Aufbauten besitzen oberhalb der Implantatgrenze eine goldfarbene Beschichtung und ein unbehandeltes Interface. Das führt zu einem warmen Zahnfleisch-Ton. Ihr Einsatz ist für hochästhetische Zonen und bei einem dünnen Gingiva-Biotyp ideal.

Welche wissenschaftlichen Studien belegen diese klinischen Vorteile?

Stiesch: Die Praxis der letzten Jahre hat gezeigt, dass CAD/CAM-Abutments aufgrund der standardisierten Herstellungsprozesse und ihrer individuellen patientenspezifischen Gestaltung eine gute Langzeitprognose aufweisen. Aufgrund der rapide fortschreitenden Entwicklungen in den letzten Jahren ist die Datenlage in der wissenschaftlichen Literatur bezüglich vergleichender Studien zwischen individuellen und konfektionierten Abutments zurzeit noch relativ dünn.

In aktuellen eigenen experimentellen Studien konnten wir jedoch eine gute mechanische Beständigkeit von CAD/CAM-Abutments aus Zirkoniumdioxid gegenüber simulierten mechanischen und thermischen Alterungsprozessen nachweisen, die auf eine gute Langzeitprognose auch unter klinischen Bedingungen hinweisen. Auf ähnliche Ergebnisse deuten auch wenige klinische Studien zu CAD/CAM-Abutments hin. Randomisierte kontrollierte klinische Langzeitstudien zur Bewährung von CAD/CAM-Abutments über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren stehen jedoch in der Literatur bis heute noch aus.

Wagner: Zurzeit werden verschiedene Studien zu Atlantis Abutments durchgeführt, deren Ergebnisse allerdings noch nicht veröffentlicht wurden. Dazu zählt eine werkstoffkundliche Studie an der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde der Medizinischen Hochschule Hannover. Untersucht wird die Belastbarkeit an konfektionierten und an Atlantis Abutments aus Zirkondioxid bei unterschiedlichen Bearbeitungsmodalitäten.

Eine klinische, retrospektive Studie führt Dr. Ali Reza Ketabi, niedergelassener Zahnarzt aus Stuttgart, durch. Dabei werden eingesetzte Atlantis Abutments in der Langzeitbeobachtung untersucht.

Die Ergebnisse der Studie mit einer Beobachtungszeit von bis zu vier Jahren sind vielversprechend und werden 2013 veröffentlicht.

Außerdem liegen bis jetzt viele Fallberichte zum klinischen Einsatz der Atlantis Abutments vor. Dokumentiert wurden darin hervorragende ästhetische Ergebnisse, die kürzeren Behandlungszeiten und kostengünstige und vereinfachte Behandlungsverfahren.

Ebenfalls beschrieben wurden die Herstellungsgenauigkeit, der ideale Sitz und die Retention von Kronen, der optimale Sitz der Abutments auf dem Implantat sowie die Etablierung einer optimalen Weichgewebskontur und eines optimalen Durchtrittsprofils.

Das sind alles Parameter, die funktionale und ästhetische Langzeitergebnisse bedingen. Grundsätzlich muss man aber sagen, dass der ästhetische Langzeiterfolg von CAD/CAM-Abutments immer auch von dem Gesamterfolg der Implantatversorgung abhängig ist, also von dem langfristigen Erhalt des marginalen Knochens. Dabei spielt die Qualität des Implantatsystems eine große Rolle.

Das Periimplantitisrisiko gilt bekanntlich als die Herausforderung in der Implantologie. Senken individuelle Abutments das Periimplantitisrisiko?

Stiesch: Patientenindividuelle Abutments tragen aufgrund ihres anatomischen Durchtrittsprofils und der Lage der Präparationsgrenze zu einer guten Weichgewebeanlagerung und damit einer primär reizfreien Gingiva bei. Ein weiterer Vorteil besteht in der reproduzierbaren Oberflächenbeschaffenheit der Abutments, die aufgrund der standardisierten Herstellungsprozesse erzielt werden kann und keiner Nachbearbeitung mehr bedarf, die eventuell zur Reduktion der Oberflächengüte führen würde. Auch wenn heute eingesetzte Abutment-Oberflächen die Biofilmbildung nicht per se verhindern können, führen die genannten Faktoren doch zu einem dichten und reizfreien Gingivaabschluss, der ggf. sekundär im Sinne einer Weichgewebsbarriere auch die Anlagerung von Biofilmen in subgingivalen Bereichen und damit die Entstehung einer Periimplantitis erschweren kann.

Welche Erfahrungen machen Sie in Ihrer Praxis?

Schlee: Entscheidet man sich für die zementierte Implantatprothetik, erhöht sich natürlich das Periimplantitisrisikio, wenn Zementreste überpresst werden. Mit individuellen Abutments wird der Präparationsverlauf bereits im Vorfeld bestimmt. Das Abutment lässt sich also so konstruieren, dass der Rand kontrolliert einen Millimeter subgingival liegt. Das heißt: Der austretende Zement kann bei der definitiven Befestigung der Krone leichter entfernt werden als bei tiefliegenden Zementspalten, die bei Standard-Abutments häufig sind.

Was sagt die Industrie?

Wagner: CAD/CAM Abutments bieten die Möglichkeit, den optimalen Präparartionsverlauf zu erzielen. Das Atlantis Abutment kann so konstruiert werden, dass der Präparationsverlauf minimal unterhalb des Zahnfleischsaums liegt, so dass der austretende Zement beim Eingliedern der Krone leichter entfernt werden kann. Verbleibende Zementreste, die das Risiko der Periimplantitis erhöhen, werden so vermieden.

Atlantis Abutments werden aus einem massiven Titan- oder Zirkondioxid-Rohling gefräst. Manuelles Nachbearbeiten, also Beschleifen oder Angießen bzw. Anbrennen, entfällt. Dadurch entsteht eine glatte Oberfläche, die das Entstehen eines bakteriellen Biofilms nicht begünstigt.

Und schlussendlich fördern Atlantis Abutments die optimale Anlagerung der Gingiva. Eine gesunde und gut ausgebildete Schleimhaut ist das beste Mittel, die ganze implantologische Versorgung gegen das Eindringen von Bakterien abzuschirmen.

Stichwort Wirtschaftlichkeit: Rechnet sich das Ganze auch für den niedergelassenen Zahnarzt?

Schlee: Ja, es kommt letztlich günstiger: Ein Standard-Abutment schlägt derzeit mit zirka 110 Euro zu Buche. Dann muss der Techniker noch umfräsen und beschleifen, sprich individuell anpassen. Kalkuliert man eine Meisterstunde mit 80 Euro und geht von 30 Minuten Arbeitszeit aus, dann liegen die Kosten schon höher. Zum Teil werden individuelle Abutments schon für 80 Euro angeboten. Das wird den Wettbewerb ankurbeln. Kurz: Wir arbeiten bereits heute mit CAD/CAM-Abutments wirtschaftlicher als mit Standard-Abutments.

Wagner: Wirklich bemerkenswert ist das einfache und schnelle Handling der CAD/CAM-Abutments. Der Arbeitsaufwand ist im Vergleich zu konfektionierten Abutments, die nachbearbeitet werden müssen, deutlich geringer. Diese Zeitersparnis spüren auch die Patienten und Patientinnen durch weniger Besuche beim Zahnarzt. Ebenfalls entfällt die Lagerhaltung und Kommissionierung von Abutments in den Laboren. Durch die weitreichende Kompatibilität der Atlantis Abutments mit allen gängigen Implantatsystemen wird die Abwicklung im Labor vereinfacht, da nur noch ein Abutment-Lieferant benötigt wird. Zur Wirtschaftlichkeit trägt daneben bei, dass keine Investitionen getätigt werden müssen, weder in Hard- noch in Software. Die gesamte Abwicklung der Bestellung läuft über eine webbasierte Bestellbasis, die Atlantis WebOrder, die von Astra Tech Dental zur Verfügung gestellt wird.

Wirtschaftlichkeit und Schnelligkeit sind wichtige Faktoren, die wir auch in der Weiterentwicklung der Abutments stark berücksichtigen. So haben wir den Atlantis™Laborscan entwickelt, eine hochpräzise digitale Schnittstelle, die es erlaubt, Modelle einzulesen und direkt an Astra Tech Dental zu übermitteln. Da der Postweg entfällt, werden die Abutments schneller geliefert, und die Arbeitsmodelle können über den gesamten Produktionsprozess bis zur endgültigen Versorgung im Labor aufbewahrt werden.

Sind Sie auch so euphorisch, Frau Prof. Stiesch?

Stiesch: Im Bereich des zahntechnischen Labors können auf jeden Fall langwierige und fehler- und komplikationsanfällige Bearbeitungsschritte eingespart werden. In der Praxis kann es langfristig aufgrund von reduzierten klinischen und mechanischen Komplikationen zu einer verbesserten Langzeitprognose und damit möglicherweise zu verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen kommen. Kontrollierte Langzeitstudien zur Häufigkeit des Auftretens entsprechender Komplikationen stehen allerdings zurzeit noch aus.

Implantate und individuelle CAD/CAM-Abutments unterschiedlicher Hersteller lassen sich problemlos kombinieren. Was halten Sie von diesem Produkt-Mix?

Stiesch: Auf der einen Seite können für verschiedenste Implantatsysteme die Vorteile des Einsatzes von CAD/CAM-Abutments genutzt werden, so dass bei langjähriger klinischer Erfahrung mit einem Implantatsystem dieses nicht aufgegeben werden muss, um CAD/CAM-Abutments zu nutzen. Auf der anderen Seite kann bei guter Erfahrung mit einem Abutmentsystem eine gleichbleibende und reproduzierbare Produktgestaltung und -qualität auch bei verschiedenen Implantatsytemen gewährleistet werden.

Was sagen Sie, Herr Dr. Schlee?

Schlee: Ich begrüße diese Flexibilität. Wenn die Qualität gleich bleibt, bevorzugen wir offene Systeme.

Also müssen Ihrer Ansicht nach nicht alle Produkte aus einer Herstellerhand stammen?

Schlee: Nein, man muss natürlich die Qualitätskriterien einhalten. Bedeutende Implantathersteller fangen ja auch Produktionsspitzen durch Auslagern ab. Qualität hängt nicht davon ab, ob der Hersteller selbst fertigt oder die Produktion auslagert.

Was bedeutet das in der Praxis?

Schlee: Die Fragen müssen lauten: Wer fertigt wie präzise? Wer soll bzw. kann das überhaupt prüfen? Und wie sollen wir als Anwender denn herausfinden, was von den vielen Marketingsprüchen, die uns da entgegenschallen, überhaupt stimmt? Ich denke, das lässt sich gar nicht klären. Also bin ich für Wettbewerb, so dass der Druck im Kessel bleibt.

Zahnärzte wissen die Vorteile individueller Abutments noch immer nicht zu schätzen. Dr. Schlee regt dazu an, auf der Vortragsbühne, in Seminaren und Publikationen Überzeugungsarbeit zu leisten. Wie geht es weiter?

Wagner: Wir werden uns vor allem mit der veränderten Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten und Laboren beim Einsatz von CAD/CAM-Abutments auseinandersetzen und beide Partner unterstützen.

Stiesch: Ich plädiere für mehr Forschungs- und Entwicklungsprojekte für Abutment-Technologien. Dabei sollten vor allem die Oberflächenbeschaffenheit, die Biofilmreduktion und die Weichgewebsadhäsion im Fokus stehen. Unbedingt möchte ich anregen, in freier Praxis niedergelassene Zahnärzte über Praxisnetzwerke in klinische Studien und Anwendungsbeobachtungen zu CAD/CAM-Abutments einzubinden.


Zusammenfassung:

  • Individuelle Abutments sind heute ein Must-have für jede Praxis. Damit lässt sich der Übergang vom kreisrunden Implantat zur ovalen Krone perfekt gestalten.
  •   Die Abutmentkontur hat einen entscheidenden Einfluss auf die Weichgewebsausformung.
  •  Obwohl individuelle Abutments kostengünstiger sind und sich damit nachweislich bessere Ergebnisse erzielen lassen, arbeiten die meisten Zahnärzte mit konfektionierten Aufbauten. Hier sollte ein Umdenken einsetzen.
  •  In funktionell und ästhetisch nicht anspruchsvollen Regionen haben Standardaufbauten aber durchaus ihre Berechtigung.
  • Kompatibel mit gängigen Implantatsystemen
  •  Atlantis Abutments sind plattformunabhängig und kompatibel mit allen gängigen Implantatsystemen. Jeder prothetisch arbeitende Zahnarzt kann also auf sein gewohntes Implantatsystem zurückgreifen, ohne dass er auf den Einsatz der CAD/CAM-Technologie verzichten muss.
  • Wir unterstützen das durch eine weitreichende Garantie: Diese beträgt bei Abutments aus Titan und titannitridbeschichtetem Titan jeweils 30 Jahre, bei denen aus Zirkondioxid fünf Jahre.
  • In einem möglichen Garantiefall schließt die Garantie auch das verwendete Implantat mit ein, wenn der jeweilige Implantatanbieter seine Garantie aufgrund des Einsatzes eines Atlantis Abutments nicht erfüllt. Dies gilt für alle Implantatsysteme, für die Atlantis nach der Kompatibilitätsliste gemäß den Bedingungen der Atlantis-Garantie geeignet ist, www. atlantisabutment.de.